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Presseschau von Dienstag, 24. Dezember

Hans Ziegler24. Dezember 2002

politisch-soziale Wirklichkeit / Stammzellenforschung / Zuwanderungsgesetz

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In den Kommentaren der deutschen Tagespresse findet an diesem Dienstag, dem Heiligabend, vor allem das Weihnachtsfest Beachtung. Es wird zum Anlaß genommen, auch die politisch-soziale Wirklichkeit in den Blick zu nehmen. Daneben ist die jetzt für einen Bonner Forscher frei gegebene Stammzellenforschung sowie der neu entfachte Streit um das Zuwanderungsgesetz ein Kommentarthema.

Zunächst zum Weihnachtsfest und daran sich anknüpfende Betrachtungen. Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG übt heftige Kritik an den USA und schreibt:

"An Weihnachten 2002 steht die Welt am Rand eines angekündigten Krieges, betrieben von US-Politikern, die ihr Gewissen durch Selbstgerechtigkeit ersetzt zu haben scheinen und die aus der militärischen Überlegenheit der USA eine moralische Überlegenheit ableiten. Man kann sich nur darüber wundern, wer da in Gottes Namen die Welt in Gut und Böse einteilt. Die Manichäer von Washington wollen den Fundamentalismus bekämpfen und es scheint so, als praktizierten sie ihn selbst."

Die MITTELDEUTSCHE ZEITUNG aus Halle nutzt das Weihnachtsfest zum Rückblick und erinnert an die Flutkatastrophe:

"Frohe Botschaften erschrecken uns fast. So wurde es allgemein als eine Art Sensation empfunden, als in den Tagen der großen Flut plötzlich eine ungeheure Hilfsbereitschaft zu Tage trat - eine Hilfsbereitschaft wildfremden Menschen gegenüber, die man offenbar nicht mehr für selbstverständlich gehalten hatte. Gilt das, was für Zeiten der Not gilt, auch sonst? Oder ist die Not - zumindest die vermeintliche Not - so groß, dass Hilfsbereitschaft deshalb wieder mehr Raum gewinnt? Jedenfalls hat gerade die Flut bewiesen, dass es
beinahe ein Bedürfnis danach gibt, endlich einmal wieder Gutes zu tun."

Die WETZLARER NEUE ZEITUNG rückt den religiösen Aspekt in den Vordergrund:

"Überall auf der Welt leiden Menschen, weil sie nichts zu essen haben und/oder ein Krieg ihr Leben bedroht. Wer das Christenfest feiert, der sollte daran denken, dass auch Maria und Josef arme Menschen auf der Flucht waren. Im Stall gab es all den Luxus nicht den wir (nicht nur) heute Abend in unseren wohlig-warmen Wohnzimmern genießen dürfen."

Themenwechsel und zur Stammzellenforschung. Dazu heißt es im GENERAL-ANZEIGER aus Bonn:

"In wenigen Tagen wird der Bonner Neuropathologe Oliver Brüstle die ersten embryonalen Stammzellen erhalten. Für manche ist dies eine schlechte Nachricht, weil die Gewinnung dieser Stammzellen mit der Vernichtung weniger Tage alter Embryonen verbunden war. Ihre Bedenken sind zu respektieren. Für andere überwiegt dagegen die Hoffnung, die Stammzellenforschung könnte eine Chance der Heilung von Krankheiten eröffnen, denen gegenüber bisher alle ärztliche Kunst versagt."

Auch das OFFENBURGER TAGEBLATT begrüßt im Grundsatz die Stammzellenforschung:

"Das Bild vom bösen Forscher im Frankenstein-Labor dürfte überholt sein. Dazu tragen die Regeln des Stammzellengesetzes bei. Diese sollen garantieren, dass kein Missbrauch mit den Zellen getrieben wird. Skeptiker werden zwar auch die gesetzlichen Regeln nicht überzeugen, und einige schwarze Schafe gibt es sicher auch unter den Medizinern. Erst wenn medizinische Erfolge nachgewiesen sind, wird mancher Gegner der Stammzellenforschung von der neuen Heilungsmethode überzeugt sein."

Abschließend die Tageszeitung DIE WELT, die sich dem wieder aufgebrochenen Streit um die Zuwanderung zuwendet. Im Kommentar heißt es fast salomonisch:

"Es gibt Gretchenfragen, die sind im Grunde keine. Denn auf die Frage, wie man es mit der Zuwanderung halte, kann man nach gewissenhafter Prüfung doch gar nicht ablehnend antworten. Zuwanderung findet statt, ob man dies will oder nicht. Sie ist Realität seit Menschengedenken. Das Zustandekommen eines Gesetzes ist aber in gewisser Weise die Voraussetzung einer so sinnvollen wie ständigen Selbstvergewisserung der Gesellschaft darüber, wer sie ist und was sie will, also auch wen sie will und warum."