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Presse: "Ein Verrückter ist König"

Arnulf Boettcher (mit sid,dpa)30. Juni 2012

"Bravotelli!" Die internationale Presse verneigt sich vor Italien und Star Mario Balotelli. Nach dem Sieg gegen die Löw-Elf gibt es für Deutschland Lob - aber auch Häme. Von Übermut ist die Rede.

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Italiens Mario Balotelli mit Ball (Foto: REUTERS)
Bild: Reuters

Die Fußball-Welt feiert die italienische Nationalmannschaft und zeigt Mitgefühl für die unterlegene Truppe von Bundestrainer Joachim Löw. Nach dem 2:1-Halbfinalsieg des viermaligen Weltmeisters in Warschau schrieb die schwedische Boulevardzeitung "Aftonbladet": "Die Deutschen eroberten viele Herzen und gewannen Freunde. Aber zum Turniersieg brauchten sie auch Rückgrat, und das schienen sie unterwegs verloren zu haben. Schon wieder ein Sommermärchen, das sich in Rauch aufgelöst hat." Das schwedische Boulevardblatt "Expressen" meinte: "Der deutsche Fußball war noch nie so populär wie jetzt. Und der deutsche Fußball wurde noch nie so stark mit Niederlagen verknüpft wie jetzt. Aus arroganten Sieger-Typen sind liebenswerte Loser-Typen geworden."

Lobeshymnen hingegen stimmte die internationale Presse auf die siegreichen Italiener und vor allem Matchwinner Mario Balotelli an. "Super Balotelli. Ein Stern ist aufgegangen. Ganz Italien feiert", jubelte die "Gazzetta dello Sport". Der "Corriere dello Sport" meinte hymnisch: "Italienische Giganten. Ein Wahnsinns-Balotelli. Wir haben Deutschland eine Fußball-Lektion erteilt. Wir sind im Finale. Die Azzurri haben dem Land die Freude zurückgegeben." Fast schon ungläubig titelte "La Stampa": "Deutschland bleibt am Boden, und Italien kommt weiter. Das Finale zu erreichen, das sah erst so aus, als müsse man eine Rakete zum Mond schießen."

Bundestrainer Joachim Löw (Foto: REUTERS)
"Italien bleibt das Schreckgespenst" – auch für Bundestrainer Joachim LöwBild: Reuters

"Totale Enttäuschung"

Die spanische Presse überschüttete die Löw-Truppe mit Häme. "Die Deutschen fielen ihrer Arroganz und ihrem Übermut zum Opfer. Sie dachten nur an eine Revanche gegen Spanien und vergaßen die Italiener", bilanzierte "El País". Für "El Periódico" war klar: "Das Spiel der Teutonen erlitt einen verheerenden Kurzschluss. Die deutsche Elf war eine totale Enttäuschung." Daran, dass Deutschland bei einer EM oder WM noch nie gegen Italien gewonnen hat, erinnerte "Marca" in ihrer Ausgabe: "Italien bleibt das Schreckgespenst der Deutschen. Egal ob das deutsche Team - wie jetzt bei der EM - als Favorit antritt, oder ob es daheim im eigenen Land spielt, in der Stunde der Wahrheit kann es die Hürde der Italiener einfach nicht überwinden."

Die französische Zeitung "Direct Matin" schrieb poetisch, Balotelli habe die Azzurri mit seinen Toren an die "Pforten des Paradieses" geführt. "Przeglad Sportowy" aus Polen bilanzierte: "Ein fantastisches Match und die schönen Tore Balotellis brachten Italien ins Finale." Und auch "Sport" in Tschechien verneigte sich vor der Show des exzentrischen Stürmers: "Ein Verrückter ist König. Balotelli hat die Deutschen abgeschossen."