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Preise für Klima-Aktivisten, Atomgegner, Ärztin

13. Oktober 2009

Der "Alternative Nobelpreis" würdigt in diesem Jahr vier Persönlichkeiten, die sich für den Umweltschutz, für eine atomwaffenfreie Welt und bei der Bekämpfung armutsbedingter Krankheiten einsetzen.

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Catherine Hamlin umringt von äthiopischen Frauen (Foto: dpa)
Catherine Hamlin wird für ihr Engagement in Äthiopien ausgezeichnetBild: DPA

Für den mit umgerechnet 50.000 Euro dotierten Preis waren mehr als 80 Kandidaten aus 46 Ländern vorgeschlagen worden. In Stockholm gab die Jury am Dienstag (13.10.2009) nun die Preisträger bekannt.

Der Biologe René Ngongo auf einem Boot (Foto: dpa)
René Ngongo engagiert sich für den Schutz des Regenwaldes in der Demokratischen Republik KongoBild: DPA

Ausgezeichnet werden René Ngongo aus der Demokratischen Republik Kongo, Alyn Ware aus Neuseeland und die in Äthiopien lebende Catherine Hamlin. Der Ehrenpreis wird dem Kanadier David Suzuki verliehen. In der Begründung heißt es, die Gewinner hätten konkret gezeigt, was getan werden kann, "um den Klimawandel zu begrenzen, die Welt von Atomwaffen zu befreien und um lebenswichtige medizinische Behandlung auch für die Armen und Benachteiligten bereitzustellen".

Mit allen Mitteln aufrütteln

"Eine Frage des Überlebens", so hieß eine fünfteilige Radiosendung, die David Suzuki 1988 in Kanada produzierte. Nach Ausstrahlung meldeten sich über 16.000 Zuhörer, um sich für den Umweltschutz zu engagieren. Schon seit 20 Jahren warnt David Suzuki unermüdlich vor den Gefahren des Klimawandels und erreicht damit viele Menschen. Er schrieb 43 Bücher, gründete eine eigene Stiftung und moderiert die TV-Sendung "The Nature of Things".

Suzuki wurde 1936 in Kanada geboren. Weil seine Großeltern aus Japan stammten wurde er nach der Bombardierung Pearl Harbours eingesperrt. Später, nach dem Krieg, wurde er Professor für Zoologie und Genetik an der "University of British Columbia". Seine wissenschaftliche Arbeit habe ihm gezeigt, so sagt er, dass alle wissenschaftlichen Erkenntnisse für gute und schlechte Zwecke eingesetzt werden können. Und nur eine gut informierte Öffentlichkeit könne verhindern, dass durch den Fortschritt zuviel Schaden angerichtet werde.

Nachhaltig wirtschaften

Ist es richtig, sich für den Schutz des Waldes einzusetzen, während Millionen Menschen einem grausigem Krieg zum Opfer fallen? Für René Ngongo aus der Demokratischen Republik Kongo ist das Schicksal der Menschen zu eng an den Wald gebunden, um diese Fragen getrennt zu betrachten. Seit 15 Jahren, auch während des Krieges zwischen 1996 und 2002, engagierte er sich deshalb unter großer persönlicher Gefahr für den Schutz des kongolesischen Regenwalds.

Der Neuseeländer Alyn Ware breitet mit einer Antiatomaktivistin eine Flagge aus (Foto: dpa)
Der Neuseeländer Alyn Ware (r.) bekommt den Preis für seinen Einsatz gegen AtomwaffenBild: DPA

Mit seiner Umweltschutzorganisation OCEAN (Organisation concertée des ecologists et amis de la nature) setzte er sich dabei für eine nachhaltige Waldwirtschaft ein. Die Zerstörung des zweitgrößten Regenwaldgebiets der Erde geschieht für Ngongo vor allem aufgrund der Armut der Menschen. Sie holzen ab, weil sie Feuerholz brauchen oder das Geld aus dem Holzverkauf. OCEAN vermittelt deshalb Wissen im Waldfeldbau, organisiert Baumpflanzungen und Schutzprogramme für besonders gefährdete Baumarten.

Friedensarbeit beginnt im Kindergarten

Ware ist von Beruf eigentlich Vorschullehrer. Durch seine Arbeit in einem Kindergarten erkannte er die Bedeutung der Friedensbildung und begann sich in ganz Neuseeland für die Lehrerausbildung zu engagieren. Die neuseeländische Regierung berief ihn zum Berater und heute ist der Friedensunterricht fester Bestandteil der neuseeländischen Schulbildung.

Als einen der "effektivsten Friedensaktivisten der Welt" bezeichnete die Jury den 47-Jährigen. Seit 25 Jahren arbeitet der Neuseeländer für die nukleare Abrüstung und die Friedensbildung. Heute organisiert er dafür weltweit Parlamentarier. Ein Vertragsentwurf zur nuklearen Abrüstung, der maßgeblich von Ware initiiert wurde, wird inzwischen auch vom UN-Generalsekretär gefördert.

Tabus brechen und die Not lindern

Fisteln sind in der westlichen Welt kaum bekannt. Doch in Afrika sind Hunderttausende Frauen betroffen. Diese Erkrankung entsteht bei schwierigen Geburten. Weil die Blasenwand durchbrochen wird, verlieren die Patientinnen Urin. Das Problem führt oft dazu, dass die Betroffenen von ihren Familien verstoßen werden und zu sozialen Außenseiterinnen werden.

Catherin Hamlin, die vor 85 Jahren in Australien geboren wurde, entwickelte eine Operation, mit der Fisteln effektiv behandelt werden können. Seit 50 Jahren lebt sie in Äthiopien und engagiert sich als Ärztin vor allem für Frauen. 1975 gründete sie in Addis-Abeba das "Fistula Hospital", in dem Frauen kostenlos operiert werden. Hamlin habe mit ihrer Arbeit die "Gesundheit, Hoffnung und Würde von Tausenden ärmster afrikanischer Frauen wiederhergestellt", schreibt die Jury.

30 Jahre Alternative zum Nobelpreis

Der "Right Livelihood Award" wurde 1980 vom schwedisch-deutschen Philantrophen Jakob Uexküll gestiftet. Eigentlich hatte er angeregt einen Nobelpreis für Ökologie und Entwicklung zu vergeben, was aber von der Nobelstiftung abgelehnt wurde. Daraufhin verkaufte Uexküll seine kostbare Briefmarkensammlung, und gründete mit dem Erlös seine Alternative zum Nobelpreis. Überreicht wird der 30. "Right Livelihood Award" am 4. Dezember im Rahmen einer Zeremonie im schwedischen Parlament.

Autor: Martin Heidelberger (dpa, AP, Reuters)

Redaktion: Martin Schrader