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Prag entscheidet über Militär-Megageschäft

10. Dezember 2001

– Britisch-schwedischer Produzent zeigt sich gegenüber den Tschechen großzügig, um Absatzchancen seiner Düsenjäger in anderen mittelosteuropäischen Ländern zu steigern

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Prag, 10.12.2001, Nachrichtenagentur CTK, MLADA FRONTA DNES

CTK, tschech., 10.12.2001

Das Prager Kabinett wird nach Presseberichten höchstwahrscheinlich noch heute den Erwerb von neuen Militärflugzeugen für die tschechische Armee vom Typ Jas-39 Gripen des britisch-schwedischen Konsortiums BAe-Systems/SAAB beschließen. Unter den Regierungsmitgliedern sei die Mehrheit für den Kauf von Düsenjägern nach einer Quelle der Tageszeitung "Lidove noviny" gesichert. "Dagegen werden nur drei, höchstens vier Minister stimmen," sagte der Gewährsmann dem Blatt. Ähnliche Informationen teilte die Quelle auch der (auflagenstärksten – MD) Tageszeitung "Mlada fronta dnes" mit. (...)

Der Preis für die 24 Maschinen vom Typ Gripen könnte dem Produzenten zufolge bei 50 Milliarden tschechischen Kronen liegen. (...) "Bis Ende 2008 verfügt das Prager Verteidigungsministerium über keine Mittel für größere Investitionen. Der Hersteller von Gripen-Flugzeugen hat uns jedoch angeboten, die ersten Raten für die Maschinen erst im Jahre 2009 zu bezahlen," sagte der Gewährsmann der Zeitung "Lidove noviny". (...) (ykk)

MLADA FRONTA DNES, tschech., 10.12.2001

Die Regierung wird heute einem jahrelangen Streit über die Frage, ob die tschechische Armee Überschallflugzeuge haben soll oder nicht, offensichtlich ein Ende setzen. Sie entscheidet über das größte Militär-Geschäft in der Geschichte der Tschechischen Republik: über den Erwerb von 24 Düsenjägern vom Typ Jas-39 Gripen.

Aus Informationen von verlässlichen Quellen geht hervor, dass die Minister dem Kauf wahrscheinlich zustimmen werden. Ein Teil der Regierung sowie die Opposition sind jedoch der Meinung, dass Tschechien solche Flugzeuge nicht brauche. Sogar Verteidigungsminister Jaroslav Tvrdik hat seine frühere strikt ablehnende Haltung gegenüber dem Kauf der Überschallflugzeuge für 51 Milliarden tschechische Kronen etwas korrigiert. (...) Der Grund seiner Meinungsänderung (...): das Angebot des Konsortiums BAe/SAAB ist mit Bürgschaften der Regierungen von Großbritannien und Schweden verbunden. Sie garantieren eine spätere Abzahlung, günstige Kredite, milliardenschwere Investitionen in die tschechische Industrie sowie die Unterstützung der tschechischen Streitkräfte.

Die Großzügigkeit seitens des BAe/SAAB erklären Wirtschaftsexperten damit, dass die Maschinen Gripen außer in Schweden nirgendwo sonst im Betrieb sind. Wenn sie sich aber in Tschechien durchsetzen, dann haben sie eine Chance auch in anderen mittelosteuropäischen Ländern. Die österreichische Regierung hat zum Beispiel signalisiert, eine eventuelle Prager Entscheidung für Gripen werde auch beim Wiener Entscheidungsprozess eine Rolle spielen. Die heutige Sitzung der Regierung Zeman verfolgen darüber hinaus sehr aufmerksam auch die Slowaken, Polen und die Ungarn, die genauso den Erwerb von Gripen erwägen.. (...)

Schon ab 2002 wollen die Regierungen von Großbritannien und Schweden auch tschechische Piloten kostenlos ausbilden. London bietet Englischkurse sowie Kurse über Operationsregel der NATO an, Schweden wiederum eine Flugschule. "Der Betrieb einer tschechischen Gripen-Staffel in Schweden ist abgemacht," bestätigte eine Quelle aus dem Prager Außenministerium.

Das Konsortium BAe/SAAB hat sich sogar schon 150 talentierte tschechische Studenten ausgesucht, deren Studium es in Großbritannien finanzieren will. Sie sollen 2004 so ausgebildet werden, dass sie befähigt werden, die Düsenjäger und ihre Ausrüstung westlichen Standards entsprechend zu bedienen und zu warten. (...) (ykk)