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Prügelopfer Niklas in Bonn beerdigt

21. Mai 2016

Er war auf dem Rückweg von einem Konzert - und wurde zu Tode geprügelt. Der nach einem brutalen Angriff gestorbene 17-jährige Niklas P. wurde in Bonn beigesetzt. Die Trauerfeier war öffentlich.

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Dechant Wolfgang Picken (links) geht auf dem Weg zum Friedhof dem Sarg voran (Foto: dpa)
Dechant Wolfgang Picken (links) geht auf dem Weg zum Friedhof dem Sarg voranBild: picture-alliance/dpa/H. Kaiser

Mehrere hundert Trauergäste nahmen in der katholischen Kirchengemeinde St. Marien Abschied von dem jungen Mann. Die Beerdingung fand auf dem nahen Burgfriedhof in der Nähe des Tatorts im Stadtteil Bad Godesberg statt. Die katholische Kirchengemeinde rechnete bereits im Vorfeld mit großer Anteilnahme aus der Bevölkerung. Der Gottesdienst wurde per Lautsprecher auf den Kirchplatz übertragen.

In der voll besetzten Marienkirche würdigte Dechant Wolfgang Picken den 17-Jährigen als "höflichen und humorvollen Menschen", der "am liebsten mit Kappe und Kopfhörern unterwegs" gewesen sei. Picken warf die Frage auf: "Wie ist es möglich, dass Menschen aus unserer Gesellschaft zu so etwas fähig sind? Wir schulden als Staat, Kirche und Gesellschaft Niklas das Versprechen, dass so etwas nie wieder passiert!"

Aufruf zur Gewaltlosigkeit

Der Geistliche rief dazu auf, im Sinne von Niklas auf jede Form von Pauschalisierung oder Diskriminierung zu verzichten. "Allein der Respekt vor ihm verlangt es, dass wir bei der notwendigen Suche nach Ursachen jede Vereinfachung und Instrumentalisierung vermeiden." Wer stattdessen mit Aggression und fehlendem Gerechtigkeitssinn reagiere, werde nur neues Unrecht und neue Gewalt provozieren. Dann werde unsere zerklüftete Gesellschaft immer weiter auseinanderdriften, warnte der Geistliche. Unter den Trauergästen waren der Bonner Oberbürgermeister Ashok-Alexander Sridharan und der Kölner Weihbischof Ansgar Puff.

Briefe und Kerzen stehen in Bonn an der Stelle, an der der später verstobene Niklas P. von Schlägern attackiert wurde (Foto: dpa)
Briefe und Kerzen stehen in Bonn an der Stelle, an der Niklas P. von Schlägern attackiert wurdeBild: picture-alliance/dpa/M.Hitij

Niklas war in der vergangenen Woche im Krankenhaus gestorben. Eine Woche zuvor war der Jugendliche aus Bad Breisig in Rheinland-Pfalz von einer Gruppe junger Männer angegriffen und mit einem Schlag und einem Tritt gegen den Kopf schwer verletzt worden. Er war mit Freunden von einem Konzert gekommen und war auf dem Weg zum Bahnhof. Ein 20-jähriger Verdächtiger sitzt inzwischen in Untersuchungshaft. Nach zwei weiteren mutmaßlichen Tätern wird gefahndet.

Stadtteil mit sozialen Spannungen

In dem früheren Diplomatenviertel Bad Godesberg sorgte die Gewalttat für Entsetzen und aufgeheizte Stimmung. Unter anderem war das Bündnis "Bonn stellt sich quer" gegen eine rechtsextreme Kundgebung mit 400 Menschen auf die Straße gegangen. Rund 50 Rechtsextreme wollten den Tod des 17-Jährigen für ihre Zwecke instrumentalisieren, kritisierte das Bündnis. Zeugenaussagen zufolge hatten zwei der Täter dunkle oder braune Haut und sprachen akzentfrei Deutsch. Es sei ein Anliegen der Familie, dass es bis zur Beisetzung keine Demonstrationen und gemeinschaftlichen Aktionen am Tatort mehr geben sollte, hatte Dechant Wolfgang Picken von der Kirchengemeinde mitgeteilt.

Bad Godesberg ist nach dem Umzug der Regierung nach Berlin und dem damit verbundenen Wegzug der Botschaften zu einem gespaltenen Stadtteil geworden. Einerseits existieren zahlreiche Villenviertel, dem stehen Quartiere gegenüber, die eher sozial- und finanzschwachen Schichten vorbehalten sind.

cgn/sti (afp, dpa)