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Politik

Post mit Millionen erfundenen Briefen betrogen

19. November 2017

Die Deutsche Post hat offenbar für den Transport von Briefen gezahlt, die es nie gab. Der Schaden soll zwischen 50 und 100 Millionen Euro liegen. Ermöglicht wurde der Betrug durch ein nachlässiges Kontrollsystem.

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Deutsche Post Symbolbild
Bild: picture-alliance/dpa/D. Reinhardt

Die Staatsanwaltschaft ermittle in dem Fall, bestätigte ein Postsprecher. Zuvor hatte die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" (FAS) über den groß angelegten Betrug berichtet. Demnach rechneten private Post-Dienstleister die Anlieferung von Hunderten Millionen Briefen in den Verteilzentren der Post ab, obwohl diese Versandstücke frei erfunden waren.

Der Schaden beläuft sich nach Schätzungen in der Branche auf 50 bis 100 Millionen Euro, wie die FAS berichtete. Ein Sprecher der Post sagte, der Gesamtschaden sei noch nicht ermittelt.

"Der Betrug ist kinderleicht"

Der Schwindel funktioniert demnach so: In der Regel sammeln externe Dienstleister Sendungen von Geschäftskunden ein und geben diese dann gebündelt direkt bei den Briefsortierzentren der Post ab. Sie erhalten von der Post für jeden angelieferten Brief eine Prämie, die bis zu 44 Prozent des Portos beträgt: Je mehr Briefe abgegeben werden, desto höher ist die Prämie. Überprüft wird die Zahl der Briefsendungen aber nur in Stichproben.

"Der Betrug ist kinderleicht", zitierte die Zeitung einen Unternehmer. Daraus entwickelte sich offenbar ein großangelegtes kriminelles System, mutmaßlich mit Komplizen bei der Deutschen Post schreibt die "FAS". Ein wichtiger Tatort sei das Briefzentrum in Frankfurt am Main. Vor allem samstags, wenn die Kontrolle dort schlecht oder gar nicht besetzt sei, wurden demnach Briefe registriert, die nie eingegangen sind. Die "Samstagsmengen sind zum größten Teil nicht existente Sendungsmengen", zitierte die Zeitung aus den Akten der Ermittler. Die Staatsanwaltschaft Koblenz führe die Ermittlungen, das Landeskriminalamt sei eingeschaltet, die Bundesnetzagentur ebenso. 14 Verdächtige im Alter von 39 bis 58 Jahren würden als Beschuldigte geführt, bestätigte die Koblenzer Staatsanwaltschaft. Drei Beschuldigte sitzen demnach in Untersuchungshaft.

Künftig schärfere Kontrollen

Aufgeflogen sei der Schwindel im Frühjahr durch Zufall, im Zuge von Ermittlungen in einer Steuersache, schreibt die FAS. Seither gab es dem Bericht zufolge mehrere Razzien, durch die die Briefzustellung vorübergehend lahmgelegt war, weil die Deutsche Post wenigstens einmal genau in Briefzentren nachzählen wollte, wie viele Briefe tatsächlich ein- und ausgingen, und nicht nur auf dem Papier.

Die Deutsche Post wollte sich wegen des laufenden Verfahrens nicht zu Details äußern. Als Konsequenz aus dem Betrugsfall sollen vom 1. Januar 2018 an laut FAS aber deutlich schärfere Kontrollregeln in den Briefzentren gelten.

qu/AR (dpa, afp, faz.net)