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Das CSU-Quintett

18. Juli 2009

Die CSU hat Parteichef Horst Seehofer im Amt bestätigt. Neben der Wahl des Vorsitzenden stand beim Parteitag in Nürnberg auch die Wiederwahl seiner vier Stellvertreter an. Das Quintett und die Ergebnisse im Überblick.

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Seehofer auf dem Redner-Podium im großen Saal (Foto: AP)
Seehofer wurde erst im zweiten Anlauf starker Mann der CSUBild: AP

Die vier Stellvertreter des CSU-Parteivorsitzenden werden nach einem ungeschriebenen und komplizierten Proporzsystem ausgesucht. Wichtige Faktoren sind Alter, Geschlecht, Konfession, regionale Herkunft und parlamentarische Ebene - Landtag, Bundestag, Europagruppe oder Kommunalpolitik.

Parteichef HORST SEEHOFER (60)

Seehofer begrüßt Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Parteitag (Foto: AP)
Seehofer begrüßt Bundeskanzlerin Angela Merkel beim ParteitagBild: AP

Horst Seehofer übernahm den CSU-Vorsitz nach dem Debakel der CSU bei der Landtagswahl 2008. Es war ein Erfolg erst im zweiten Anlauf. Beim ersten gescheiterten Versuch nach dem Sturz Edmund Stoibers im Jahr 2007 hatte Seehofer fast die gesamte Führungsebene der CSU gegen sich.

Bei seiner Bestätigung im Amt des Parteichefs am Samstag (18.07.2009) auf dem Parteitag in Nürnberg wählten Seehofer 88,09 Prozent der Delegierten. Ein Jahr zuvor hatte er 90,34 Prozent der Stimmen erhalten.

Inzwischen wird Seehofer hoch angerechnet, dass er die CSU aus der Krise geführt und der Partei wieder Geltung auf Bundesebene verschafft hat. Internen Ärger gibt es um seinen Führungsstil, den viele als zu hart und unberechenbar empfinden.

Seehofer ist seit 1985 in zweiter Ehe verheiratet und hat mit seiner Frau drei Kinder. Im Juni 2007 bekannte er sich zu seiner damals erst wenige Tage alten Tochter, die aus einer außerehelichen, wenig später als beendet erklärten Beziehung stammt. Im Januar 2002 überstand Seehofer nach einer verschleppten Grippe eine lebensbedrohliche Herzmuskelentzündung.

Weiter: Landesgruppenchef PETER RAMSAUER (55)

Landesgruppenchef PETER RAMSAUER (55)

Peter Ramsauer am Rednerpult des CSU-Parteitags (Foto: AP)
Peter Ramsauer ist Müller und BetriebswirtBild: picture-alliance / dpa

Peter Ramsauer erhielt beim Parteitag 78,87 Prozent der Stimmen und übertraf damit deutlich sein vorheriges Ergebnis (67 Prozent). Ramsauer ist die Stimme der Bundespolitik in der CSU-Spitze. Er übernahm den Vizeposten auf dem CSU-Parteitag im Oktober 2008 mit einem schlechten Ergebnis, weil viele in der CSU ihn für das Debakel bei der Landtagswahl mitverantwortlich machten. Auch Seehofer ließ zunächst durchblicken, dass er mit Ramsauers Arbeit unzufrieden war. Inzwischen ist der Oberbayer jedoch Spitzenkandidat für die Bundestagswahl - und Seehofer lobt die gesamte CSU-Führungsmannschaft als "erstklassig".

Ramsauer ist Meister im Müllerhandwerk. Er studierte zudem Betriebswirtschaftslehre, worin er auch promovierte. Im Parteivorstand sitzt er seit 2005. Im selben Jahr wurde er Nachfolger von Michael Glos im Amt des CSU-Landesgruppenvorsitzenden im Bundestag. Ramsauer ist verheiratet und hat vier Töchter.

Weiter: Landtagspräsidentin BARBARA STAMM (64)

Landtagspräsidentin BARBARA STAMM (64)

Barbara Stamm (Foto: dpa)
Kandidierte noch mal, weil Seehofer es wollte: Barbara StammBild: picture-alliance/ dpa

Barbara Stamm wurde mit 86,01 Prozent der Delegierten-Stimmen im Amt als stellvertretende Parteivorsitzende bestätigt. Stamm repräsentiert Frauen, Landespolitik und das soziale Gewissen der CSU. Sie ist neben Ramsauer die Einflussreichste in der Stellvertreterriege. Die Unterfränkin ist an der CSU-Basis sehr beliebt und hat einen übervollen Terminkalender, weil alle CSU-Verbände sich gern mit ihr schmücken. Sie wollte eigentlich ihren Stellvertreterposten aufgeben. Auf Wunsch Seehofers kandidierte sie jedoch erneut.

Stamm war von 1994 bis 2001 Leiterin des Ministeriums für Arbeit, Sozialordnung, Familie, Frauen und Gesundheit. Bundesweite Bekanntheit erlangte Stamm im Streit um den Sonderweg Bayerns im Abtreibungsrecht. Das im Juli 1996 im bayerischen Landtag verabschiedete Gesetz schrieb entgegen der bundesweiten Praxis die Offenlegung der Abtreibungsgründe durch die Frau gegenüber der Beratungsstelle und dem abtreibenden Arzt vor. Zudem wurde festgelegt, dass Ärzte nicht mehr als 25 Prozent ihrer Einkünfte aus Abtreibungen beziehen durften. Stamm verteidigte diese bayerische Regelung, die sie später jedoch nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts in großen Teilen wieder zurückziehen musste.

Stamm ist verheiratet und hat mit ihrem Mann Ludwig drei Kinder. Ihre Tochter Claudia verpasste für die Grünen 2008 knapp den Einzug in den Landtag. Im Sommer 2008 wurde eine Krebserkrankung Stamms publik.

Weiter: BEATE MERK (51), Justizministerin

BEATE MERK (51), Ministerin für Justiz und Verbraucherschutz

Beate Merk (Foto: dpa)
Beate Merk gilt als Repräsentantin des liberalen CSU-FlügelsBild: picture-alliance/ dpa

Beate Merk erzielte am Samstag 73,2 Prozent der Stimmen und damit etwas weniger als bei ihrer Wahl im Jahr 2007 (79 Prozent). Die Justizministerin repräsentiert Schwaben und gilt als Vertreterin des großstädtisch-liberalen Flügels der Partei, steht aber im Justizressort für eine eher harte Linie. Seehofers Vorvorgänger Edmund Stoiber hielt große Stücke auf die frühere Neu-Ulmer Oberbürgermeisterin. Seehofer hat sich bis jetzt öffentlich weder negativ noch sonderlich positiv über Merk geäußert.

Merk wurde erstmals beim Parteitag im Jahr 2003 als eine von vier Stellvertretern des damaligen CSU-Chefs Edmund Stoiber mit 89,5 Prozent der Delegiertenstimmen in die Führungsspitze der Partei gewählt. Sie war damals die erste Kommunalpolitikerin in der CSU-Führung und löste Monika Hohlmeier, die Tochter von Franz-Josef Strauß ab. Die "Süddeutsche Zeitung" nannte Merk damals "Stoibers treueste Dienerin".

Bei der Landtagswahl Ende September 2008 gewann Merk das einzige der CSU im Regierungsbezirk Schwaben zustehende Listenmandat und schaffte knapp den Einzug ins Landesparlament.

Merk ist ledig und kinderlos.

Weiter: Der frühere Europaparlamentarier INGO FRIEDRICH (67)

Der frühere Europaparlamentarier INGO FRIEDRICH (67)

Ingo Friedrich (Foto: ingo-friedrich.de)
Ingo Friedrich - der Senior in der FührungsriegeBild: Dr. Ingo Friedrich

Für Ingo Friedrich stimmten beim Nürnberger Parteitag 73,19 Prozent der Delegierten. Friedrich ist der Senior in der CSU-Spitze. Er vereint drei Proporzmerkmale in einer Person: Franke, evangelisch und Europapolitiker. Als Schwergewicht gilt er in Parteikreisen jedoch nicht. Nach Abitur und Wehrdienst studierte Friedrich Volkswirtschaft mit Abschluss als Diplom-Volkswirt und späterer Promotion zum Dr. rer. pol. 1979 zog er ins Europäische Parlament ein und gab damals dafür seinen Posten als Leiter des Vorstandsreferats eines großen Elektrokonzerns auf. Friedrich gehörte seitdem ununterbrochen dem EU-Parlament an, bis er bei der Aufstellung der Europakandidaten in diesem Frühjahr in der eigenen Partei scheiterte. Dies löste in der Franken-CSU großen Ärger aus. Im Interesse des innerparteilichen Friedens entschied sich Seehofer für Friedrich als Vize.

Friedrich ist verheiratet und hat zwei Kinder. (mas/wa/gri/dpa)