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Polnisches Fernsehen mit neuem Vorsitzenden

6. Februar 2004

- Die Journalisten zittern

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Bonn, 6.2.2004, FAKT, POLNISCHES FERNSEHEN, TRYBUNA

FAKT, poln., 28.01.2004

Jan Dworak, der Film- und Fernsehproduzent, wurde durch den Aufsichtsrat des Polnischen Fernsehens zum neuen Chef des TVP (Polnisches Fernsehens) ernannt. Er wird sein Amt am 17. Februar antreten, nachdem die Besetzung des ganzen Vorstands gewählt worden ist. (...)

Die Wahl von Jan Dworak war überraschend, weil er sich unter den am 11. Januar ausgewählten drei Spitzenkandidaten nicht befand. Obwohl Jan Dworak sehr gut bewertet wurde, hat sich der Rat damals für Andrzej Budzynski (den Vorsitzenden des Hörfunksenders "Radio dla Ciebie"), Piotr Gawel (den Gründer und ersten Leiter der Werbeabteilung bei TVP) und Ryszard Paclawski (den Leiter des Dritten Programms) entschieden. (...) (sta)

POLNISCHES FERNSEHEN 1, poln., 30.01.2004

"Das Programm des Polnischen Fernsehens (TVP) soll die möglichst größte Zahl der Zuschauer erreichen und verschiedenen Geschmäckern entsprechen," sagte der neu ernannte Vorsitzende des Polnisches Fernsehens während einer Pressekonferenz. Er kündigte gleichzeitig Änderungen in der Struktur des Fernsehens und Kürzungen in der Verwaltung an.

"Es wird kein Fernsehen von Jan Dworak entstehen, sondern es soll das Polnische Fernsehen bleiben. Alle drei Sender sollten ein unterschiedliches Programmangebot präsentieren: Das Erste Programm soll einen informativen Charakter haben. Das Zweite Programm soll sich der Kultur und der Unterhaltung widmen und das Dritte Programm auf regionale Sendungen konzentrieren", sagte Jan Dworak.

Außerdem kündigte er Marketinguntersuchungen an, die ergeben sollen, wie die Zuschauer das Sendeangebot des öffentlich-rechtlichen Fernsehens bewerten und welche Erwartungen sie haben. (...)

Mit der Entpolitisierung des Polnischen Fernsehens möchte Jan Dworak bei sich selbst anfangen und beabsichtigt, aus der Partei Bürgerplattform auszutreten: "Das Polnische Fernsehen wird keiner Partei gehören, weil das (...) keine politische Institution ist. TVP wird bei der Arbeit der Journalisten die gleichen Bewertungskriterien gegenüber jeder einzelnen Partei anwenden", versicherte der neue Vorsitzende.

Er fügte hinzu, dass er keine Notwendigkeit sehe, eines der Programme zu privatisieren oder irgendwelche Änderungen bezüglich der Sendezeit für Werbung durchzuführen. (...)

Der neue Vorsitzende hat außerdem Änderungen in der Struktur und in der Verwaltung des Fernsehens angekündigt: "Dabei wird es sich weder um willkürliche Kürzungen noch um eine groß angekündigte Revolution handeln", sagt Jan Dworak. (...) (sta)

TRYBUNA, poln., 4.02.2004

Auf den Fluren im Polnischen Fernsehen herrscht eine nervöse und gespannte Atmosphäre. Die größte Angst haben Journalisten, die bei der Fernsehinformationsagentur (TAI) arbeiten. Ein Teil der Reporter frischt - rein vorsorglich - seine Bekanntschaften bei der Partei Bürgerplattform auf. Die anderen knüpfen an die langjährige Tradition des Hauses an und denunzieren ihre Kollegen und die Übrigen suchen nach einer neuen Arbeit.

Der Schwebezustand wird noch bis Mitte des Monats dauern, d. h. bis der neue Leiter und der neue Vorstand ihre Ämter offiziell antreten werden. (...) Der neue Vorsitzende hat die Arbeit der Fernsehinformationsagentur TAI kritisiert, zu der die Redaktionen der Nachrichtensendungen "Teleexpress", "Wiadomosci", "Panorama" und "Kurier" gehören. Es ist schon bekannt, dass der neue Vorsitzende überlegt, diese Redaktionen den Programmdirektoren unterzuordnen und gleichzeitig die Fernsehinformationsagentur (TAI) als Produzenten und Koordinator aufrechtzuerhalten.

"Es herrscht eine Panikatmosphäre. Alle ‚Journalisten-Funktionäre‘, besonders diejenigen, die bei den publizistischen Sendungen arbeiten, werden ihre Posten räumen müssen. (...) Es wird sich bestimmt auch die jetzige Konstellation beim Fernsehen ändern. Am schlimmsten ist jedoch die Tatsache, dass sich die Journalisten polarisieren und jeder einen eigenen Weg einschlägt. Ein Teil wartet ungeduldig auf den neuen Vorsitzenden und möchte ihm in den Hintern kriechen. Schon jetzt wollen sie mit ihren gegenwärtigen Chefs nicht mehr reden, weil sie besser sind. Der andere Teil freundet sich mit dem Gedanken an, seine Arbeit zu verlieren", sagt ein Journalist. (...)

"Wir warten auf das Ungewisse. Niemand weiß, was er zu erwarten hat. Wir wissen jedoch, dass sich die Äußerungen des neuen Vorsitzenden mit der Kritik an der Fernsehinformationsagentur (TAI) vor allem auf die Sendung "Wiadomosci" beziehen. Dabei verbreitet sich natürlich Angst. Irgend jemand wird bestimmt seine Arbeitstelle räumen müssen. Es gibt aber keine enormen Befürchtungen. Man muss natürlich mit dem Schlimmsten rechnen. Wir zählen darauf, dass sich der neue Vorsitzende mit uns treffen wird und dass er uns seine Ideen für das Fernsehen vorstellt und dabei offen sagt, mit wem er sich eine Zusammenarbeit vorstellt und mit wem nicht mehr", sagt ein anderer Journalist. (...) (sta)