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Polizisten treten wehrlose Uiguren

11. Juli 2009

Polizisten schlagen und treten wehrlose Demonstranten, die Behörden verhängen Ausgangssperren: In der der chinesischen Uiguren-Provinz ist ein Ende der Gewalt nicht in Sicht – die Behörden sprechen jetzt von 184 Toten.

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Demonstrierende Uiguren (Foto: AP)
Auch am Freitag gingen die Proteste der Uiguren weiterBild: AP

Die Unruhen in der chinesischen Provinz Xinjiang nehmen kein Ende: Nach Informationen des britischen Senders BBC kochte die Stimmung am Freitag (10.7.2009) hoch, als Hunderte muslimischer Uiguren sich zum Freitagsgebet vor den Moscheen der Provinzhauptstadt Urumqi versammelten und Einlass forderten. Die Gotteshäuser waren wegen der instabilen Lage geschlossen geblieben.

Ein BBC-Korrespondent berichtete, die Polizei habe die Ausrüstung von Journalisten beschlagnahmt, die Zeugen der Zusammenstöße geworden waren. Einige seien festgenommen worden. Den Angaben zufolge hatten die uigurischen Demonstranten die Freilassung Inhaftierter gefordert, die seit den blutigen Unruhen am Sonntag im Gefängnis sitzen.

Paramilitärische Polizisten bei einer Übung (Foto: AP)
Mit einem Großaufgebot trennt die Regierung Uiguren und Han-ChinesenBild: AP

Exil-Uiguren befürchten Tausende Tote

Bei den Unruhen sind nach neuen offiziellen Angaben mehr als 180 Menschen ums Leben gekommen. Die Zahl der Todesopfer in der Provinzhauptstadt Urumqi sei auf 184 gestiegen, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Samstag unter Berufung auf die Regionalregierung. Bisher war von offizieller Seite von 156 Toten und mehr als 1000 Verletzten die Rede gewesen.

Die im US-Exil lebende Uiguren-Führerin Rebiya Kadeer befürchtete hingegen, dass bei den schweren Zusammenstößen zwischen Uiguren und Han-Chinesen in der gesamten Provinz Xinjiang mehr als 1000 Menschen ums Leben gekommen sind. Nach unbestätigten Informationen, die sie aus China erhalten habe, gebe es zwischen 1000 und 3000 Toten, sagte Kadeer am Sitz des Weltkongresses der Uiguren in Washington. In mehreren Städten wie in der rund 1000 Kilometer südwestlich von Urumqi gelegenen Stadt Kashgar habe es "Massentötungen" gegeben. Der türkische Regierungschef Erdogan bezeichnete die Ereignisse in Xinjiang als "eine Art Völkermord". Es sei unverständlich, dass die Führung in Peking angesichts der "Gräueltaten" tatenlos zusehe, kritisierte er in Ankara.

"Nach wie vor explosiv"

In den vergangenen Tagen war es Peking gelungen, der Gewalt in der Provinzhauptstadt durch den Einsatz tausender Polizisten und Paramilitärs Herr zu werden. Sie trennten Uiguren und Chinesen mit harter Hand voneinander. Am Dienstag hatten die Behörden bereits einmal eine nächtliche Ausgangssperre verhängt, in den folgenden Tagen dann aber nicht mehr.

Betende Uiguren (Foto: AP)
Ein paar Moscheen öffneten am Freitag trotz eines VerbotesBild: AP

Ein Fotograf in Urumqi hatte der Deutschen Presse-Agentur dpa geschildert, die Lage sei "entspannter", aber nach wie vor explosiv: "Sie kann binnen Minuten wieder hochkochen." Chinesische Taxifahrer steuerten aus Angst vor Übergriffen keine Ziele in Uiguren-Vierteln an, berichtete er. Die Menschen auf den Straßen seien aber nicht mehr mit Stöcken bewaffnet.

Staatliche Medien berichteten, viele Bewohner kehrten der Unruhestadt den Rücken und versuchten, Urumqi per Bus, Bahn oder mit dem Flugzeug zu verlassen. Die Stadtverwaltung hat laut Xinhua knapp 4000 Studenten zurück in ihre Heimatstädte und -dörfer geschickt und dafür mehr als 100 Busse eingesetzt. (mag/xxl/afp/dpa)