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Politik im Maschinenraum

Bernd Gräßler17. Februar 2006

Bevor die SPD Ende der 1950er zur Volkspartei wurde, war sie eine Arbeiterpartei und schaffte es nie in die Regierung. Doch das ist Vergangenheit. Jetzt hockt sie im Maschinenraum des Regierungs-Tankers. Und schuftet.

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Die Roten haben den Blaumann längst ausgezogen und regieren derzeit zusammen mit den Schwarzen das Land. Doch schon im vergangenen Dezember beschwerte sich SPD-Generalsekretär Hubertus Heil : "Wenn die große Koalition ein großes Schiff ist, dann kann es nicht sein, dass die einen winkend auf dem Sonnendeck stehen und die anderen im Maschinenraum arbeiten und schwitzen."

Der Neid auf die Kanzlerin, die ihren SPD-Ministern die schwierigen Reparaturen am sozialen System aufbürdete, um selbst in der Außenpolitik zu glänzen, plagte die Sozialdemokraten. Den 33jährigen SPD-Generalsekretär, Zeit seines jungen Berufslebens mit der Politik beschäftigt, glattrasiert und im gutsitzenden Markenanzug, konnte sich wahrscheinlich kein Normalbürger als schwitzenden, ölverschmierten Maschinisten unter Deck vorstellen.

Aber in den Führungsetagen der Sozialdemokraten hatte das Bild umso größeren Erfolg. Sonnendeck und Maschinenraum sind in den Charts der Politikersprüche, Rubrik Volkstümliches, ganz oben. SPD-Chef Matthias Platzeck riet Kanzlerin Merkel, nicht so lange auf dem Sonnendeck zu bleiben, das gäbe Sonnenbrand.

Die Warnung hat offenbar gewirkt. Denn Heil selbst verkündete unlängst, beim Thema Rente sei es gelungen, "die Union auch in den Maschinenraum zu holen". Und SPD-Fraktionschef Struck gab vergangene Woche zu: "Bei der Familienpolitik war die Union mit uns im Maschinenraum. Da haben wir gemeinsam geschuftet und geschwitzt." Ausgerechnet bei der Familienpolitik. Man mag sich gar nicht vorstellen, was sich da auf dem Staatsschiff unter Deck abgespielt hat.