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Politik direkt Forum vom 29. 07. 2010

5. August 2010

„Haben Sie Angst vor Menschenmassen?"

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Kerzen und Blumen am UnglücksortBild: picture alliance / dpa

Informationen zum Thema:

Tragödie bei der Loveparade - Duisburg nach der Katastrophe

Mehr als zwanzig Tote, hunderte Verletzte. Weltweit ist das Entsetzen nach der Tragödie in Duisburg groß. In einem Tunnel auf dem Weg zur Loveparade war eine Panik ausgebrochen, mit entsetzlichen Folgen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. War es eine absehbare Katastrophe? Experten hatten schon zuvor massive Kritik am Sicherheitskonzept geübt. Trotzdem hat die Stadt Duisburg die Loveparade veranstaltet. Die graue Ruhrpott-Metropole sollte ein neues Image bekommen.

Unsere Frage lautet:

„Haben Sie Angst vor Menschenmassen?"

Antworten unserer Zuschauer:

Waltraud Maassen, Neuseeland:

"Ich habe an vielen Demonstrationen in den 70er und 80er Jahren teilgenommen. Angst hatte ich nicht vor den Menschenmassen. Aber es war eine mulmige Angelegenheit, die Zusammenziehung der Polizei, die staatliche Gewalt gegen seine Bürger mitanzusehen; richtig beängstigend! Was in Duisburg abgelaufen ist, ist mir völlig unverständlich. Jeder, der an der Veranstaltungsplanung beteiligt war, hat in meinen Augen versagt."

Rolf Bockmühl, Philippinen:

"Ich meide tunlichst Großveranstaltungen gleich welcher Art, wenn es keine fest verkauften Sitzplätze (so wie im Fußballstadion o.ä.) gibt. Alle anderen Veranstaltungen lasse ich. Zuletzt besuchte ich den Flugzeugträger "ESSEX" in den 60ern in Hamburg. Dabei wurde unsere Garderobe derart zerdrückt und meine Frau fast auch. Das wirkt bis heute nach. Nicht die beste Reklame kann mich dorthin locken, wo 'etwas los sein könnte'! Hamburg war eine hinlängliche Lehrstunde negativer Art. Auch wenn die US-Essex wirklich ein fantastisches Schiff war. Der Besuch hatte sich gelohnt. Wo konnten wir Deutschen schon einen solchen Giganten besichtigen."

Adalbert Goertz, USA:

"Ich halte mich heraus aus Massenveranstaltungen und sehe mir diese lieber im Fernsehen an."

Erwin Scholz, Costa Rica:

"Die Masse allein

muss kein Albtraum sein.

Ihr Eigenleben

ist so daneben."

Gerhard Seeger, Philippinen:

"Je größer die Menschenmasse, um so größer die Gefahr, wenn aus irgendeinem Grund Panik ausbricht, besonders wenn die Fluchtwege zu wenig und zu eng sind. Was in Duisburg geschah, trotz Warnungen von Sicherheitsexperten, ist für die Verantwortlichen unverzeihbar! Ich selbst war noch nie auf einer Großveranstaltung, gleich welcher Art - habe nie darüber nachgedacht, ob das aus Angst ist, vielleicht unbewusst. Jedenfalls wirken derartige Veranstaltungen, mit ihren großen Menschenmassen, nicht anziehend auf mich, eher das Gegenteil. Wohl weil ich etwas einzelgängerisch veranlagt bin."

Herbert Fuchs, Finnland:

"Das war eigentlich noch nie mein Ding, bei megagroßen Veranstaltungen dabei, bzw. anwesend zu sein, ganz egal was auch dort abgeht (…). Ich fühle mich nicht wohl unter großen Menschenmengen. Schon auf einem Flughafen, dem Christkindlmarkt etc. bemerke ich dieses Unwohlsein und diese Hast der Menschen ohne jegliche innere Ruhe. Ich bin absolut kein Herdentier und kein Schaf, dass allen anderen nachläuft, bin lieber ein einsamer Wolf sprichwörtlich gesagt (obwohl mein Name Fuchs ist). Ich genieße die ruhige Natur und vor allem die Freiheit um mich herum, u.a. in Lappland oder anderswo in Finnland an einem einsamen See; das ist meine Welt, die mir gefällt. In der großen Menschenmasse verliere ich jegliche Lebensqualität. Deshalb habe ich mein Ursprungsland verlassen, damit mir keiner mehr auf die Füße tritt von allen Seiten her. In jeder Hinsicht gesehen!"

René Junghans, Brasilien:

"Ganz sicher habe ich Angst vor Menschenmassen, ich vermeide sie wie der Teufel das Kreuz! In São Paulo findet jedes Jahr eine Love Parade statt, zu der bis zu drei Millionen Menschen zusammenkommen. Die Veranstaltung ist allerdings in einer breiten Avenue, der Avenida Paulista, mit unzähligen Quer- und Parallelstraßen, wohin man im Notfall ausweichen kann. Dennoch schaue ich mir diese Veranstaltung nicht an, obwohl immer sehr farbenfreudig und friedlich, aber ich habe ganz einfach Angst vor einer eventuellen Panik. Da braucht ja nur mal ein Straßenräuber erwischt und zusammengeschlagen werden und bei dem dazugehörenden Geschrei die Menschen in Panik geraten und was dann? Z.B. in Fußballstadien hier passiert es mit einer gewissen Regelmäßigkeit, dass die Leute raufen, sich schlagen, in Panik geraten und sich fluchtartig davon machen. Wenn man da stolpert, ist es vorbei."

Die Redaktion von ‚Politik direkt’ behält sich das Recht vor, Zuschriften zu kürzen.