1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Politik direkt Forum vom 27. 11. 2008

4. Dezember 2008

"Wieviel Kinderlärm müssen wir hinnehmen?"

https://p.dw.com/p/G92O
Kindertagesstätte in Frankfurt/Oder. Foto: Patrick Pleul +++(c) dpa - Report+++Bild: picture-alliance/ ZB

Informationen zum Thema:

Störfall Kindergarten - weil Nachbarn klagen, müssen Kindergärten immer häufiger schließen

Vier Jahre hatte der Streit gedauert; jetzt muss die Kindertagesstätte "Milchzahn" in Berlin-Friedenau schließen. Ein Nachbar hatte wegen Lärmbelästigung geklagt und nun auch vor Gericht Recht bekommen. Kein Einzelfall. Immer häufiger müssen Kindergärten schließen, weil die Nachbarn sich beschweren. Dabei braucht die Republik Nachwuchs. Auch deshalb hatte die Bundesregierung beschlossen, bis 2013 die Krippen- und Tagespflegeplätze auszubauen und zu verdreifachen. Doch immer häufiger wird die Kindertagesstätte zum Störfall und der politische Wille damit zur Farce.

Unsere Frage lautet:

"Wieviel Kinderlärm müssen wir hinnehmen?"

Antworten unserer Zuschauer:

Bob Gustafson, USA:

"Die älteren Menschen, die sich über Kinderlärm beschweren, sollten bedenken, dass diese Kinder in ein paar Jahren ihre Rente bezahlen. Sie sollten sich darüber freuen, dass es überhaupt Kinder in Deutschland gibt."

Charles Stieger, Litauen:

"Eisenbahnen, Flugzeuge, Autoverkehr und Industrielärm erzeugen 80 bis 120 Dezibel, Kinderlärm gerade mal 50 Dezibel. Hier müssen dringend die Gesetze geändert werden, soll heißen, die Gesellschaft muss wieder begreifen lernen, dass Kinderlärm so natürlich ist wie Vogelgezwitscher oder das Rauschen des Wasserfalls."

Gunner Krutz, Großbritannien:

"Ich denke, dass wir Deutschen weiter konsequent gegen Kinder vorgehen sollten. Damit fördern wir die fortschreitende Auslöschung des deutschen Volkes und die Übergabe des deutschen Staatsgebietes an die sich fortpflanzenden Migranten. Mit der anschließenden Islamisierung Deutschlands sind wir dann wieder an der Spitze der europäischen Gesellschaftsentwicklung."

Hannelore Krause, Deutschland:

"Die Empfindungen von Lärm, ganz besonders von Kindern sind sehr unterschiedlich. Viele Menschen vergessen, dass sie auch einmal Kinder großgezogen haben und diese sich nicht mundtot machen ließen. Kinder müssen spielen, lachen und schreien können, wobei sie auch angehalten werden sollten, während der Ruhezeiten gar nicht oder leise zu spielen. Anders sieht es natürlich aus, wenn in der näheren Umgebung von zum Beispiel Kindertagesstätten, wo in den Sommermonaten die Kinder unter freiem Himmel spielen, schwerst kranke Menschen wohnen, die durch den Kinderlärm dermaßen gestört werden, dass dieser nicht gerade zur Genesung bei- trägt, dann muss überlegt werden, ob ich es wirklich will, dass der Kindergarten geschlossen wird oder ich mir eine andere Bleibe suche. In einer Mietwohnung muss auch Kinderlärm in Form von Spielen, Trampeln oder Ähnlichem geduldet werden. Kinder können nicht angebunden werden. Man kann als Elternteil nur beruhigend einwirken, wenn es denn unerträglich wird."

Malik N., China:

"Leider schockiert mich die Situation in BRD immer wieder, was Kinder anbelangt. Ich bin selber Deutscher mit Migrationshintergrund und finde, dass wir in der BRD immer noch viel zu kinderfeindlich sind, bzw. ich denke, es ist mittlerweile Teil der deutschen Kultur, ruhig zu sein. Ich denke, mehr Toleranz seitens der Nachbarn, aber auch mehr Mut zur Familiengründung anstatt Single zu sein, würde (viel) in der BRD ändern und die älteren Menschen an das Bild spielender lauter Kinder gewöhnen."

René Junghans, Brasilien:

"Ich meine, Kinderlärm darf keine Grenze gesetzt werden, denn Kinder können sich nur frei entwickeln und glücklich aufwachsen, wenn sie spielen können und rumtoben dürfen. Kinder sind unser wichtigstes Gut, eigentlich der Grund, warum unser Leben lebenswert ist. Kinder müssen geliebt werden, denn sie haben nicht darum gebeten, geboren zu werden. Sind sie einmal da, haben sie ein Anrecht auf Liebe, Schutz, Freiheit, Erziehung und Glück. Eltern haben Verpflichtungen ihren Kindern gegenüber und ein Anrecht darauf, eine Kita in Wohnungsnähe zur Verfügung zu haben. Wer Kinder so sehr hasst, dass er gerichtlich vorgeht, um eine Kita zu schließen, der sollte sich in Grund in Boden schämen und kann ja in den tiefen Wald oder in ein möglichst entferntes Dorf umziehen. Vielleicht gleich ganz in den Amazonas-Dschungel, doch auch dort läuft er Gefahr, von kinderliebenden Indianer-Großfamilien "gestört" zu werden. Man könnte aber eventuell festlegen, dass von 22:00 h bis 06:00 h kein Lärm gemacht werden darf, aber tagsüber, warum denn nicht? All diese Kinderhasser, von denen es in Deutschland viel zu viel gibt, sollten sich ab und zu in Erinnerung rufen, dass sie selbst ja gar nicht am Leben wären, hätten ihre eigenen Eltern Kinder gehasst. Menschen, die sich nicht am Lärm von vorbeirasenden Autos stören, aber sich am weit niedrigerem 'Lärm' der Kinder stören, sind wirklich nicht zu verstehen. Richter, die Kitas schließen, sind mir auch unverständlich, vielleicht haben die ja noch keine Kinder. Wenn sie einmal welche haben, denken sie ganz gewiss anders. In Brasilien sind die Menschen kinderlieb. Meine Frau und ich ziehen unseren jetzt 15jährigen Sohn mit Liebe auf und er hat sich dank dieser Liebe hervorragend entwickelt und bringt nur gute Schulnoten nach Hause. Es hat sich nie ein Nachbar über Kinderlärm bei uns beschwert und wir beschweren uns auch nicht. Wir freuen uns, wenn wir Kinder glücklich spielen sehen (und hören). Vielleicht fehlt den Menschen in Deutschland etwas mehr Gott im Herzen und weniger Egoismus, dann würden sie keinen Grund finden, sich über junges Leben zu beschweren."

Gerhard Seeger, Philippinen:

"Manche Leute scheinen vergessen zuhaben, dass sie selbst Kinder waren. Und wissen nicht mehr, wie nötig es ist, auch mal zu toben. Das muss man hinnehmen können. Und das Licht, wie wichtig Kinder sind, scheint ihnen auch nicht aufzugehen. Verkehrslärm wird ertragen, schließlich liebt man sein Auto - aber Kinder? Auf den Philippinen ist mir so eine Kinderfeindlichkeit weder aufgefallen, noch vorstellbar. Oder ich muss ein sehr schlechter Beobachter sein."

André Genäuß, Deutschland:

"Für das gezeigte Gerichtsurteil kann ich kein Verständnis aufbringen. Kinder sind immer noch das Beste, was wir haben. Jeder von uns Erwachsenen erwartet, dass im Alter die Kinder in Form der Rente für uns sorgen. Der sogenannte Generationenvertrag bringt auch Pflichten für jeden Einzelnen mit, nur wahrhaben wollen das die Wenigsten. Kinderlärm gehört zur Entwicklung der Kinder dazu und kann nicht per Gerichtsurteil aus der Welt geschafft werden, wie sich der Kläger das wünscht. Hier hat die Klage traurigerweise funktioniert. Ein deutsches Gericht wird immer irgend eine fadenscheinige Begründung (hier "Fehlnutzung", schon das Wort allein erzeugt eine Gänsehaut) für ein Fehlurteil finden um es in fragwürdiges Recht zu verwandeln. Dafür gibt es unzählige Beispiele. Deutschland ist leider ein sehr kinderfeindliches Land! Fazit: "Klares Fehlurteil in der deutschen Rechtsprechung!"

Charles Smyth, USA:

"Kinderlärm mag zwar auf der Dezibel-Anzeige weniger ausschlagen, aber die hohe Frequenz von Kindergeschrei kann schon ein Störfaktor sein für Nachbarn, die auch ein Recht haben, zumindest einigermaßen in Ruhe und Frieden zu leben. Aber da ja offenbar der Wille und das Geld da ist, um Kitas zu bauen, hätte ich einen Vorschlag: Vielleicht hat Erich Honeckers Atombunker, über dessen Zukunft in der Politik so hart gestritten wird, letztlich doch einen Sinn im 21. Jahrhundert."

René Junghans, Brasilien:

"Antwort an Charles Smyth. Ich bin schlichtweg entsetzt über die unmenschliche radikale Bemerkung "...Aber da ja offenbar der Wille und das Geld da ist, um Kitas zu bauen, hätte ich einen Vorschlag: Vielleicht hat Erich Honeckers Atombunker, über dessen Zukunft in der Politik so hart gestritten wird, letztlich doch einen Sinn im 21. Jahrhundert." An erster Stelle dürfen alle Eltern heilfroh sein, dass sowohl der Wille als auch das Geld da ist, um Kitas zu bauen. Allein die Idee, "vorzuschlagen", die Kinder in Honeckers Atombunker einzusperren damit sie keiner hört, ist doch wohl der Gipfel menschlicher Ignoranz! Warum dann nicht gleich nach Abu Graib oder Guantanamo verbannen, das sind doch anscheinend die liebsten Orte von Leuten wie Sie. Besser noch: Kinderhasser Ihres Kalibers dorthin in den "Urlaub" schicken, damit die lieben Kleinen ungestört spielen, lachen, schreien können... "

Die Redaktion von ‚Politik direkt‘ behält sich das Recht vor, Zuschriften zu kürzen.