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Politik direkt Forum vom 17. 12. 2009

7. Januar 2010

"Werden die Soldaten in Afghanistan genug unterstützt?"

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Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg zu Besuch in KabulBild: AP

Informationen zum Thema:

Militärschlag mit Folgen - Verteidigungsminister zu Guttenberg im Kreuzfeuer

Was genau passierte am 4. September in der Nähe des Bundeswehrlagers bei Kunduz? Und wer wusste wann was über dem bislang größten deutschen Militärschlag, der über 100 Menschen das Leben kostete; darunter viele Zivilisten? Einen Minister und zwei ranghohe Militärs hat der Militärschlag schon die Ämter gekostet. Nun soll weiter aufgeklärt werden. Doch bei den Soldaten am Hindukusch und auch in der deutschen Bevölkerung wird es immer schwieriger, den Sinn der Mission zu erklären.

Unsere Frage lautet:

"Werden die Soldaten in Afghanistan genug unterstützt?"

Antworten unserer Zuschauer:

Rolf Bockmühl, Philippinen:

„Sicherlich nicht von der Politik. Und weil unsere Politiker ‚schlafen’ und uns mittels Desinformation verwirren, fehlt auch die Unterstützung durch die Bevölkerung. Schade ist es, wenn Oberst Klein nun 'geschlachtet' wird. Dieser Mann hatte mitten in der Nacht blitzschnell zu entscheiden, was falsch oder richtig ist. In einer solchen Stresssituation muss man dem Soldaten zugute halten, dass er vielleicht einen Fehler macht. Dass dabei viele Menschen starben, ist mehr als schlimm. Wenn jedoch Taliban darunter waren, dann ist die Entscheidung in meinen Augen korrekt. Dort herrscht Krieg und die hinterhältigen Talibanverbrecher schonen niemanden. Und dies im Namen der Religion. Egal wie schlimm die Bomben wirkten, Herr Klein hat in meinen Augen das einzig richtige gemacht: Taliban gestoppt. (…) Diesen sogenannten ‚Gotteskämpfern’ kann man leider nur mit gleicher Münze zurück zahlen. Das sind Tatsachen. Dabei haben die Soldaten unserer Bundeswehr meine volle Unterstützung. Sie sollten ihr Leben unter allen Umständen schützen. Weiterhin müssen wir Bürger unseren Politikern ein wenig Dampf machen, damit die Bundeswehr irgendwann wohlbehalten zurückkommen kann. (…) Also, liebe Mitleser, bombardieren wir die teilweise schläfrigen Politiker mit E-Mails. Vielleicht hilft das weiter, auch wenn wir weit entfernt von der nächsten Bundestagswahl stehen.“

Douglas Ort, Thailand:

„Bitte tun sie uns den Gefallen, und ziehen sie ihre Truppen aus Afghanistan ab. Alle sind es leid, sich dieses absurde Gezerre weiterhin anzusehen.“

Gerhard Seeger, Philippinen:

"Nein, jedenfalls nicht von der Politik. Man hat in der Regierung nicht mal den Mut zu sagen, dass das was in Afghanistan vorgeht, schon lang ein Krieg ist. Was zuerst der Zweck war, die Soldaten dorthin zuschicken ist längst gescheitert. Und es war hauptsächlich, um den USA gefällig zu sein."

Rodney Myers, USA:

"Das ist natürlich davon abhängig, über welches Land man spricht. In den USA ist es so, dass die Soldaten von ihren Familien, den Kindern und Ehepartnern unterstützt werden. Aber insgesamt nimmt die Unterstützung für den Einsatz ab. Ich bedauere das."

Martin Burmeister, Venezuela:

„Leider nutzen viele Politiker die Unpopularität des Afghanistaneinsatzes ohne Rücksicht auf die dort stationierten deutschen Soldaten für ihre Parteipolitik aus. Erfreulich ist, dass der Verteidigungsminister den Soldaten den Rücken stärkt, was sie durchaus verdient haben, wenn sie dort ihre Pflicht erfüllen und dem Einsatz den gewünschten Erfolg bescheren sollen."

Erwin Scholz, Costa Rica:

"Afghanen selbst, nicht fremde Krieger,

enden den Wahn einst ohne Sieger.

Wenn Gemeinden und Stämme, Gruppen

krebsige Talibans entschuppen,

s i e haben den Entschluss zu fassen,

w i r die Finger davon zu lassen,

wird gar ein Extremist gemütlich,

zivilisiert sich und wird friedlich."

Werner Tichy, USA:

"Nein, da die Soldaten verunsichert werden und in einen Konflikt geraten, was auf den peinlichen parteipolitischen Machtkampf zurückzuführen ist. Was meint, dass der neue Verteidigungsminister, der zur Zeit des Kundus-Angriffs noch gar nicht im Amt war, an den Pranger und die Soldaten ins Abseits gestellt werden."

Sonja Drexl-Trautmann, Indonesien:

„Ich bin der Meinung, dass die Politik in Berlin keinerlei Gefühl dafür hat, wie sich Soldaten in einem Krieg fühlen. Insbesondere dann, wenn sie sich bei jedem Fall der Verteidigung zunächst fragen müssen, ob das, was sie tun, in Deutschland vielleicht noch strafrechtlich verfolgt werden kann. Diese Zeit zum Überlegen kostet ggf. das eigene Leben. Das können und sollten wir nicht von unseren Soldaten verlangen. Soldaten brauchen in erster Linie Rechtssicherheit und ein klares Mandat. Die emotionalen und psychischen Belastungen in einem solchen Ausnahmezustand sind ohnehin enorm und für Zivilisten wohl auch unvorstellbar. Deutschland sollte den Mut haben, sich seiner neuen Rolle in der Welt zu stellen - trotz oder gerade wegen seiner schwierigen Vergangenheit. Es ist unerhört, dass ein derart sensitives Thema derzeit in Deutschland für politische Machtspielchen missbraucht wird. Wir sollten nicht die gleichen Fehler machen wie die USA in Vietnam. Verloren wurde der Kampf letztlich zu Hause. Und wer will hierfür dann die Verantwortung übernehmen?“

Norbert Craesmeyer, Österreich:

"Ich sehe ständig ihre Sendungen. Hinsichtlich des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan bin ich über die Politik empört und schäme mich vor den Österreichern. Die Soldaten werden schändlich im Stich gelassen, und die Politik wird auf ihren Rücken ausgetragen. Wer da wann wen informiert hat, ist doch völlig egal - ich habe genug erfahren! Was soll das Parlament denn noch erfahren? Da werden nun Dinge hochstilisiert, die ohne Stil sind. Schade um Berlin, schade um Deutschland! Andere Nationen verstehen das nicht."

Waltraud Maassen, Neuseeland:

"Die deutsche Regierung hat sich schon lange ein tiefes Loch gebuddelt, da rauszukommen wird nur auf den Schultern der Soldaten möglich sein. Und das birgt die große Gefahr, dass noch mehr Fehler passieren. Zu Guttenberg und der Rest der Regierung ist damit beschäftigt, ihre eigene Unfähigkeit zu vertuschen. So gesehen muss die Frage gestellt werden: Was können die Soldaten tun, um den Politiker aus der Klemme zu helfen? Eines ist jedoch sicher: Die deutschen Soldaten trifft keine Schuld. Es ist so, wie beim Vietnam-Krieg, wo auch die Soldaten die Unfähigkeiten der Politiker auszubaden hatten!"

René Junghans, Brasilien:

"Es handelt sich ganz klar um einen Krieg, in den die deutsche Regierung sich durch die Amerikaner verwickeln ließ. Es nützt überhaupt nichts, das schön zu reden. Man sendet deutsche Soldaten in den Krieg, in welchem sie sich zu verteidigen haben. Aber augenscheinlich sind sie weder entsprechend ausgebildet noch vorbereitet auf Stresssituationen, die zu kurzfristigen, aber folgeschweren Entscheidungen zwingen. Ihre Frage muss daher negativ beantwortet werden. Die deutschen Soldaten in Afghanistan werden nicht genug unterstützt. Es fehlt an kompetenten Führungskräften beim deutschen Militär. Unschuldige Menschen wurden getötet. Das ist das wirkliche Trauerspiel unnötiger Militäreinsätze in einem Land, wo wir Deutschen doch überhaupt nichts zu suchen haben!"

Herbert Fuchs, Finnland:

"Alles klar, keiner weiß Bescheid!’ Die Bundeswehrsoldaten müssen dort, sprichwörtlich gesagt, ihren Arsch hinhalten und zuhause wissen die ewig schlauen Politiker von der Opposition alles besser als die Soldaten vor Ort. Man baut zwischen den Soldaten und ihrem Heimatland eine zweite Front auf, nur weil man dem neuen Verteidigungsminister eins auswischen möchte, anstatt mit ihm die menschliche Tragödie gemeinsam aufrichtig aufzuarbeiten was und wie es geschehen konnte? Das Hin- und Hergezerre wer was wusste oder verschwiegen hat, hilft den Soldaten überhaupt nichts. Die ganze Streiterei in Deutschland zeigt deutlich, dass die Bundeswehr so schnell wie möglich dem fernen Land Afghanistan ade sagen sollte. Für alle Parteien wäre dann das Kapitel beendet und von Unterstützung wäre dann auch nicht mehr die Rede. Schrecklich diese Ohnmacht, die der Bundeswehr und dem Verteidigungsminister widerwärtig Tag für Tag nachgeht."

Die Redaktion von ‚Politik direkt’ behält sich das Recht vor, Zuschriften zu kürzen.