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Politik direkt Forum vom 10.12.2007

17. Dezember 2007

"Soll Hilfe zum Selbstmord erlaubt werden?"

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Bild: dpa - Fotoreport

Informationen zum Thema:

Tod auf Rezept - Streit um die Sterbehilfe in Deutschland
Tod und Sterben – die meisten Menschen haben Angst vor dem Ende ihres Lebens, Angst vor Schmerzen, Angst allein den letzten Weg zu gehen. Die
Schweizer Organisation "Dignitas" bietet schon seit Jahren Sterbehilfe an. Gegen eine Gebühr erhält man dort ein Gift, damit man seinem Leben ein Ende setzen kann. Mehr als 100 Deutsche sind deswegen allein im vergangenen Jahr in die Schweiz gereist, denn in Deutschland ist solch eine Sterbehilfe verboten. Jetzt aber plant die Organisation, auch in Deutschland tätig zu werden. Sie will einem unheilbar Kranken zum Suizid verhelfen. Damit will sie vor Gericht einen Präzedenzfall schaffen.

Unsere Frage zum Forum:

"Soll Hilfe zum Selbstmord erlaubt werden?"

Antworten unserer Zuschauer:

Herbert Fuchs, Finnland:

"Für einen gesunden Menschen ist das natürlich keine Frage, aber wenn ein Mensch so schwer erkrankt ist (Beispiel schwerstes Asthma), dass jeder neue Tag sprichwörtlich die Hölle auf Erden werden kann, muss man gestehen, es wäre sehr gut, wenn es eine winzigkleine Möglichkeit zum Beispiel auch in Deutschland gäbe, sein Leben aufzugeben (..). Jeder schwerstkranke Mensch soll die Möglichkeit haben, ohne Angstgefühle zu gehen wenn sein Körper ebenfalls nicht mehr will."

Egon M. del Monteluna, Mexiko:

"Ich bin der Meinung, dass ein jeder Mensch für sein Leben selbst verantwortlich ist und somit auch für seinen Tod. Ich will selbst entscheiden wann und wie ich diese Welt würdevoll und freiwillig, mit dem Einverständnis meiner Familie verlasse und möchte nicht als hilflose Person in einem der vielen Heime "totgepflegt" werden."

Helge Weyland, Argentinien:

"Wenn eine Willenserklärung bei einem Notar abgegeben wurde, und der Deklarant bei vollem Bewusstsein war, ggf. Jahre vorher, sollte der Staat keine Einwände haben."

Jochen Arndt, Brasilien:

"Warum sollte in einer langjährigen Partnerschaft der Partner, der z.B. wegen einer unheilbaren Erkrankung freiwillig aus dem Leben scheiden will, nicht von seinem Partner, der den gesundheitlichen Zustand und das Seelenheil seines Partners hautnah miterlebt, nicht beim Suizid legal behilflich sein dürfen? Allerdings muss der Gesetzgeber die Rahmenbedingungen vorgeben. Zugegebenermaßen ein schwieriges Unterfangen."

Hilde-Maria L. Frey, USA:

"Leider empfinden nicht alle Menschen, dass es besser ist dann sterben zu wollen, wenn der Herrgott einen haben will. Trotzdem finde ich es immer wichtig, dass den Menschen die Freiheit gegeben wird."

Eva Allan, Südafrika:

"Drei Jahre pflegte ich meine 90-93jährige Mutter, vertreten nur in wichtigsten Fällen von einer Nachbarin. In den wenigen lichten Momenten, wünschte sie sich zu sterben. Ich möchte nicht in diese äußerst passive Lage kommen, schon gar nicht, wenn ich in ein Heim müsste. "Dignitas" ist eine höchst dankenswerte Einrichtung, seit 10 oder mehr Jahren."

Martin Burmeister, Venezuela:

"Eine passive Sterbehilfe sollte auf jeden Fall bei unheilbaren Kranken gestattet sein, besonders, wenn ein (...) Testament vorliegt. Aktive Sterbehilfe sollte nur angewandt werden, wenn mindestens zwei Ärzte übereinstimmend der Meinung sind, damit dem Patienten zu helfen, statt zu schaden."

Gerhard Seeger, Philippinen:

"Hoffnungslos Schwerkranke, hilflos und starke Schmerzen erleidende Menschen, sollten das Recht haben, ihr qualvolles Leben mit ärztlicher Hilfe zu beenden (die Bezeichnung Selbstmord vermeide ich bewusst). Gute Kontrollen gegen Missbrauch müssen sicher sein. Auch darf es nicht in ein profitorientiertes Unternehmen ausarten. Warum, braucht wohl nicht erklärt zu werden."

Edita Dudoit, USA:

"Niemand außer Gott allein kann Leben geben und nehmen. (...) Meine vier Großeltern sind vor einem halben Jahrzehnt gestorben ohne ihre Enkel erlebt zu haben. Sie sagten immer, dass sie länger leben wollten und die Familie genießen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass meine Großeltern Euthanasie überhaupt in Erwägung gezogen haben. Meine Eltern hätten solche Selbstmordgedanken auch niemals zugelassen. (...) Menschen mit tödlichen Krankheiten kämpfen für ihr Recht zu leben. Meiner Meinung nach (obwohl ich das nicht so hart sagen will) geben nur geistig instabile und schwache Menschen ihr Recht zu leben auf. Euthanasie sollte weder in Deutschland noch in anderen europäischen Ländern legal sein."

Lee Davis, USA:

"Im US-Bundesstaat Oregon, wo ich lebe, ist Hilfe zum Selbstmord legal. Ich würde die Frage anders stellen: Sollten wir Ärzte ins Gefängnis schmeißen, weil sie jemandem geholfen haben zu sterben?"

Joseph John, Nigeria:

"Hilfe zum Selbstmord sollte nicht legalisiert werden. Wir sind Menschen und wir haben uns nicht selbst erschaffen. Darum sollten wir uns auch nicht töten."

Claus Stauffenberg, Australien

"Auf die Frage der Sterbehilfe gibt es sicher keine einfache Antwort. Aber es ist eine Frage, die jeder Einzelne beantworten muss und nicht der Staat."

Feras Nofal, Syrien:

"Ja, Hilfe zum Selbstmord sollte legal sein. Wenn ein Mensch stark leidet und sein Leben beenden will, dann sollten wir ihm helfen. Wir sollten ihm zeigen, dass wir seine Entscheidung, seinen Wunsch respektieren. Im Übrigen ist alleine der Selbstmörder verantwortlich für seinen Tod."

Erwin Scholz, Costa Rica:

"Selbstmord ist kein Gesellschaftsspiel. Die Betroffenen entscheiden, erdrückt das Leid und wird zuviel. Ethik - Geheuchel gilt's zu meiden."

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