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Politik direkt Forum vom 02. 04. 2009

9. April 2009

"Wie macht sich die Krise bei Ihnen bemerkbar?"

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Bankenviertel Frankfurt/MainBild: picture-alliance/ ZB

Informationen zum Thema:

Die Seelenlage der Deutschen in der Krise

Gelassen sind sie; die Deutschen in der Krise. Deshalb fragen wir: Wie und wo ist die Krise tatsächlich angekommen? Wir schauen uns um in der ganzen Republik, portraitieren den SPD-Abgeordneten Schäfer, der aus der Opel-Stadt Bochum kommt. Gehen der Frage nach, warum die Globalisierungskritiker von Attac trotz Krise kaum punkten können. Wie macht sich die Krise im Bankenzentrum Frankfurt/Main bemerkbar? Und wie schafft es ein pfiffiger Unternehmer aus Leipzig trotz Krise gute Profite zu machen und den Mut nicht zu verlieren?

Unsere Frage lautet:

"Wie macht sich die Krise bei Ihnen bemerkbar?"

Antworten unserer Zuschauer:

Elisabeth Lutig, Deutschland:

"Ich bin, Gott sei Dank, bisher von der Krise nicht betroffen und mache mir auch keine Sorgen. Ich habe einen sicheren Arbeitsplatz und ein gutes Einkommen. Auch in meinem Umfeld ist nichts von einer Krise zu spüren. Die Kaufhäuser sind voll und viele kaufen sich jetzt sogar ein neues Auto, um von der Abwrackprämie der Bundesregierung zu profitieren."

David M. Muscarella, USA:

"In der Gegend, in der ich arbeite, gibt es Entlassungen und die Firmen diktieren, wann wir den Großteil unseres Urlaubs nehmen müssen, um Kosten zu sparen. Es gibt plötzlich Sorgen um die Zukunft, und das gerade zu einem Zeitpunkt, an dem unsere Firma erfolgreich zu arbeiten. Weil ich immer noch Arbeit habe, gibt einerseits gute Gelegenheiten, Waren und Dienstleistungen zu einem günstigeren Preis als im letzten Jahr zu bekommen, aber man hat Angst das Geld auszugeben."

Martin Burmeister, Venezuela:

"Uns persönlich hat die Krise bisher noch nicht sehr stark betroffen. Venezuela jedoch, steckt tief in der Krise. Die erhöhten Öleinnahmen im letzten Jahr wurden praktisch verschwendet mit Schenkungen an Kuba und Bolivien, sinnlosen Waffenkäufen und Verstaatlichungen. Der Sozialstaat ist nicht zu finanzieren bei einem Ölpreis von $ 40,00 pro Barrel. Trotz Geldknappheit bewegt sich die offizielle Inflation bei über 30 Prozent und das auch nur, weil der kontrollierte Wechselkurs seit Februar 2005 nicht geändert und somit die Importe verbilligt wurden. Ganz zu schweigen vom Benzin, welches immer noch für drei Eurocents pro Liter verkauft wird. Parallel dazu wachsen die Staatsschulden und die Regierung hat mehrere Tonnen Gold, die als Währungsreserve in New York lagern, verkauft."

Victor Chan, USA:

"Als Manager einer der größten Ketten für Video-Spiele, hat die Wirtschaftkrise mich noch nicht sonderlich getroffen. Vielleicht läuft das Geschäft momentan ein bisschen schleppender, aber ich glaube nicht, dass unsere Produkte besonders stark betroffen werden. Ohne Grund gebe ich kein Geld aus. Ich habe keine großen Schulden und die aktuelle Kredit -Krise setzt meiner Liquidität keine Grenzen. Wenn überhaupt, dann zwingt mich die Wirtschaftkrise, mehr Geld zu sparen."

Lee Davis, USA:

"Ich lebe im US-Staat Oregon, und wir haben eine Arbeitslosenrate von über 10 Prozent. Ich habe das schon vor einem Jahr so kommen sehen. Meine Frau ist vor einem Jahr gestorben. Ich habe allein in meinem Haus gewohnt, das bis auf zwei Hypotheken abbezahlt war. Ich hatte keine Arbeit, keine Arbeitslosen- oder Krankenversicherung. Ich bin jetzt 60 Jahre alt. Ich habe mein Haus verkauft, meine Schulden abbezahlt und lebe von dem Erlös. Mein Monatsbudget beträgt unter 1200 Dollar. Ich zahle Miete, kaufe Lebensmittel und habe zu meiner einzige Unterhaltung das Internet. Ich bete jeden Tag, dass Gott mich schnell sterben lässt. Ich will keine Last für die Allgemeinheit sein. Trotzdem habe ich Glück, denn ich habe ein Dach über meinem Kopf und genügend zu essen."

Erwin Scholz, Costa Rica:

"Oft arrogantem Großverhalten

von Politik-, Finanzgestalten,

'wir schaffen die Erfolgs-Idylle',

folgt nach der protzend Art jetzt Stille:

'Herr, es gescheh Dein Wille'."

René Junghans, Brasilien:

"Von der Krise habe ich bisher nur aus den Nachrichten gehört, denn bei mir, wie wohl bei den meisten Menschen in Brasilien, ist die Krise bisher nicht abgekommen. Wir leben unser ganz normales Leben wie immer, ohne Sorgen, ohne Einschränkungen. Warum sollte es auch anders sein? Sorgen rufen nur Stress hervor und den sollte man seiner Gesundheit zu Liebe wirklich vermeiden! Obwohl es auch in Brasilien eine Anzahl Entlassungen gegeben hat, ist die Bilanz zwischen neu geschaffenen Arbeitsplätzen im letzten Jahr immer noch sehr positiv. Die Autoindustrie produziert wie nie, denn dank der Suspendierung der Industriesteuer für Autos geht der Verkauf ganz normal, bei jetzt günstigeren Preisen. Die brasilianischen Banken gehören zu den sichersten der Welt, sie machen Profit und das Geld ist sicher, denn sie haben sich von dieser krankhaften Spekulation mit faulen Papieren ferngehalten. Die Wohnungspreise sind in den letzten zwei Jahren spürbar gestiegen, also auch unser Reichtum. Man pflegt zu sagen, Brasilien sei ein anderer Planet, und das finde ich gut so. Bleibt wirklich nur zu hoffen, dass es hier weiterhin so gut läuft! Glücklicherweise haben wir eine kompetente Regierung."

Die Redaktion von ‚Politik direkt‘ behält sich das Recht vor, Zuschriften zu kürzen.