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"Polen wird nicht als Partner, sondern als kolonisierter Staat behandelt"

24. März 2003

- Legendäre Vertreter der ersten Soldarnosc-Bewegung sprechen sich gegen Beitritt Polens zur EU aus

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Warschau, 24.03.2003 GAZETA WYBORCZA, poln.

Die Teilnehmer des Symposiums "In Sorge um das Haus der Väter", das am Samstag (22.03) in Krakau stattgefunden hat, haben die polnische Bevölkerung aufgefordert, sich während des Referendums gegen den Beitritt zur Europäischen Union auszusprechen und sich durch die "einseitige Propaganda nicht blenden zu lassen". Das Symposium wurde u.a. von Anna Walentynowicz sowie Andrzej und Joanna Gwiazda veranstaltet. (...)

In dem Beschluss, der während des Symposiums verabschiedet wurde, heißt es u.a.: "Die Bedingungen für die Aufnahme Polens in die EU beweisen, dass Polen nicht als Partner, sondern als kolonisierter Staat betrachtet wird. Ferner wird die Integration die bereits bestehenden Diskrepanzen in der Wirtschaftsentwicklung noch weiter verstärken. Auch die Arbeitslosigkeit wird sich nicht verringern und die Polen werden in anderen EU-Ländern keine Arbeit finden können."

"Den Beitritt Polens zur EU sollte man nicht als Integration, sondern als Annexion bezeichnen", ist in diesem Beschluss zu lesen (...)

"Es kann nur schlimmer werden und zwar in jeder Hinsicht - sowohl in wirtschaftlicher als auch in geistiger. Jeder Lebensbereich wird zu Grunde gehen und es wird unmöglich sein, dies in der EU wiederherzustellen", äußerte sich Anna Walentynowicz über die Folgen der Aufnahme Polens in die EU.

"Der Beitritt Polens zur EU wäre die Bestätigung für die gegenwärtige Situation und für die Richtung der Umstellung des politischen Systems, die die Wirtschaft des Landes ruiniert hat", sagte Joanna Gwiazda und fügte hinzu: "Polen wird der Expansion der großen Konzerne ausgeliefert und dem Egoismus der führenden EU-Länder absolut machtlos gegenüber stehen".

In einem offenen Brief an die Regierung und das Parlament fordern die Teilnehmer des Symposiums "vollständige und objektive Informationen über die Bedingungen und Folgen der Mitgliedschaft Polens in der EU". Ferner fordern sie auch den gleichen Zugang zu den öffentlich-rechtlichen Massenmedien und zwar sowohl für die Befürworter als auch für die Gegner des Beitritts Polens zur EU. (...)

Anna Walentynowicz und Andrzej Gwiazda waren die Gründungsmitglieder der ersten Freien Gewerkschaft der Ostseeküste (poln. Wolne Zwiazki Zawodowe Wybrzeza), einer oppositionellen Organisation, die schon 1978 zum Schutz der Arbeiter ins Leben gerufen wurde. Die Streiks in der Danziger Werft, in deren Folge die Gewerkschaft Solidarnosc entstand, hatten aus Protest gegen die Kündigung von Anna Walentynowicz am 14.08.1980 begonnen. (Sta)