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Pokern um die Zukunft

11. Januar 2013

Wollen die Amerikaner nur raus aus Afghanistan oder wollen sie langfristig verhindern, dass das Land wieder in die Hände der Taliban fällt? Beide Seiten haben viel Gesprächsstoff.

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Präsident Karsai (links) und US-verteidigungsminister Panetta (Foto:Reuters)
Bild: Reuters

Für das Treffen zwischen dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai und Barack Obama hat das Weiße Haus über drei Stunden eingeplant - ein deutliches Zeichen, dass es Kontroverses zu bereden gibt. Sogar ein gemeinsames Mittagessen steht an diesem Freitag auf dem Programm.

Anschließend wollen beide gemeinsam vor die Presse treten. Kein Zweifel: Der Besuch aus Kabul wird in Washington als einer der Wichtigeren gehandelt - es geht um die Zukunft Afghanistans nach dem Abzug der internationalen Truppen Ende 2014.

Bereits im Vorfeld war Karsai mit Außenministerin Hillary Clinton und Verteidigungsminister Leon Panetta zusammengetroffen. Doch von den Gesprächen am Donnerstag waren zunächst nur Artigkeiten bekanntgeworden. So berichtete Panetta, es habe bei den Verhandlungen über die Zeit nach 2014 zwar "gute Fortschritte" gegeben. Doch über konkrete Einzelheiten schwieg er sich aus.

Sicherheitslage ungewiss

Jüngste Verlautbarungen aus dem Weißen Haus dürften Karsai erheblich irritiert haben. So hatten hohe Beamte signalisiert, es sei gar nicht sicher, ob nach 2014 überhaupt amerikanische Soldaten im Land bleiben. Experten bezweifeln, dass die afghanischen Streitkräfte in absehbarer Zeit in der Lage sein werden, die Taliban ohne fremde Hilfe in Schach zu halten. Schließlich sei es der internationalen Streitmacht in über elf Jahren nicht gelungen, die Islamisten in die Knie zu zwingen.

"Wir haben uns gemeinsam aufgeopfert. Das hat eine Verbindung geschaffen, die in der Zukunft nicht zerbrechen wird", versprach denn Pentagon-Chef Panetta seinem Gast aus Kabul demonstrativ. Mit Hilfe amerikanischer Unterstützung werde es gelingen, "dass Afghanistan nie wieder von Terroristen von der anderen Seite unserer Grenze bedroht wird", parierte Karsai.

Derzeit sind 68 000 US-Soldaten im Land plus etwa 30 000 Soldaten aus anderen Ländern. Die Bundeswehr hat noch rund 4300 Soldaten am Hindukusch.

Immunität für US-Soldaten?

Bei dem Gespräch zwischen Obama und Karsai dürfte es vor allem um den Status verbleibender Amerikaner in Afghanistan gehen. Washington will, dass die Soldaten auch künftig Immunität genießen, also von afghanischen Behörden nicht verfolgt werden dürfen.  Zwar hatte Karsai bereits unlängst Einvernehmen signalisiert - aber nur unter Bedingungen.

So müssten die USA Afghanistans Souveränität respektieren, alle ihre Gefängnisse im Land schließen, die Kontrolle über den afghanischen Luftraum übergeben und Angriffe in afghanischen Dörfern einstellen. Das sind die Punkte, über die in Washington gepokert werden dürfte.

re/gmf (afp, rtr, dpa, dapd)