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Pläne zur Rückkehr in verstrahlte Sperrzone

7. April 2011

Tausende Japaner sollen in die Evakuierungszone zurückkehren können, um Wertgegenstände zu retten. Doch zuerst soll die Strahlenbelastung dort gemessen werden. Derweil erschütterte ein schweres Erdbeben die Region.

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Menschen mit Mundschutz stehen wartend zusammen (Foto: AP)
Bild: AP

Schon wieder hat die Erde im Unglücksgebiet im Nordosten Japans gebebt. Ein Erdstoß der Stärke 7,4 erschütterte am Donnerstag (07.04.2011) die Region. Das Epizentrum lag nach Angaben der Behörden rund 40 Kilometer vor der Nordostküste. Der meteorologische Dienst erließ zunächst eine Tsunami-Warnung, diese wurde später wieder aufgehoben.

Knapp vier Wochen nach den ersten Explosionen im Atomkraftwerk Fukushima hat sich die Notlage der Flüchtlinge aus der Evakuierungszone verschlimmert. Viele leben ohne Geld in Notunterkünften und wissen nicht, wie es weiter gehen soll.

Wertgegenstände retten

Daher berät die japanische Regierung Pläne, die Betroffenen für kurze Zeit in ihre Wohnungen zurückkehren zu lassen. "Ja, es ist wahr, dass wir das erwägen", sagte Regierungssprecher Yukio Edano am Donnerstag. Atomexperten prüften derzeit, wie die Sicherheit zu gewährleisten sei, damit die Menschen an ihren früheren Wohnorten schnell Wertgegenstände und andere Dinge herausholen können.

In der Evakuierungszone 20 Kilometer rund um das AKW dürfen sich eigentlich keine Menschen aufhalten. Nach Medienberichten sind aber in den vergangenen Tagen vereinzelt Bewohner in die Sperrzone eingedrungen, um das Nötigste zu retten. Zudem kehren auch zunächst Vertriebene in den Bereich zwischen 20 und 30 Kilometern von der Atomruine entfernt zurück. Dort sollen sie sich ausschließlich in geschlossenen Häusern aufhalten. Aber an diese Empfehlung halten sich auch nicht alle Japaner.

Drohne soll Strahlung messen

Das Atomkraftwerk Fukushima I vom Meer aus fotografiert (Foto: AP)
Mit Hilfe einer US-Drohne soll die tatsächliche Strahlung gemessen werdenBild: AP

Das größte Problem ist nach wie vor, dass die Intensität der Strahlenbelastung, die von den Reaktoren ausgeht, nicht sicher nachweisbar oder vorhersehbar ist. Daher soll nun ein unbemanntes US-Flugzeug Klarheit bringen. Wie die Nachrichtenagentur Kyodo berichtet, soll das ferngesteuerte Flugzeug vom Typ "T-Hawk" vor allem im Umfeld der Wasserbecken, in denen Brennstäbe lagerten, Messungen anstellen. Die Nutzung der Drohne sei Japan von der US-Regierung angeboten worden, hieß es in dem Bericht weiter.

Auch am Boden gehen die Rettungsmaßnahmen weiter. So wurde begonnen, in Reaktor 1 Stickstoff einzufüllen. Die Brennstäbe im Reaktorblock 1 sollen zeitweise aus dem Kühlwasser geragt und sich somit gefährlich erhitzt haben. Dadurch könnte sich das Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff getrennt haben. In diesem Fall steigt das Risiko einer Knallgasexplosion. Mit Stickstoff soll nun das gefährliche Gemisch verdünnt werden. Stickstoff ist reaktionsträge, so dass unerwartete chemische Reaktionen ausgeschlossen sind.

Angst vor neuen Explosionen

Atomkraftwerk Fukushima I (Foto: dpa)
Immer noch Explosionsgefahr in den ReaktorenBild: picture alliance/dpa

Mit den Arbeiten war in der Nacht begonnen worden. Sie sollen auch in den kommenden Tagen fortgesetzt werden, wie der Energiekonzern Tepco mitteilte. Auch in den Reaktorblöcken 2 und 3 werde Stickstoff eingefüllt, hieß es. Eine unmittelbare Explosionsgefahr bestehe aber derzeit nicht, hatte die japanische Atomsicherheitsbehörde NISA am Mittwoch über die Medien wissen lassen.

Die Behörde gab aber zu bedenken, dass durch die Zuführung des Gases radioaktive Substanzen aus dem Reaktorsicherheitsbehälter entweichen könnten. Sie wies Tepco deswegen an, die Strahlung in der Umgebung genau zu beobachten. In den Tagen nach dem Tsunami vom 11. März, der das Atomkraftwerk schwer getroffen hatte, war es in den Blöcken 1, 3 und 4 zu Wasserstoff-Explosionen gekommen. Sie hatten starke Zerstörungen angerichtet.

Finanzielles Rettungspaket

Fassade der Bank von Japan in Tokio (Archivfoto: picture alliance)
Die Bank von Japan legt Notkredite aufBild: picture-alliance/dpa

Auch die finanzielle Unterstützung der Bebenopfer geht weiter. So hat die Zentralbank des Landes ein Sonderkreditprogramm aufgelegt. Damit können die Banken in der besonders stark betroffenen Region im Nordosten günstig Geld leihen. Japans Wirtschaft stehe "vor allem auf der Produktionsseite unter starkem Druck", begründete die Bank die Entscheidung.

Umgerechnet 8,2 Milliarden Euro (eine Billion Yen) werden kurzfristig zur Verfügung gestellt. Die Notkredite hätten eine Laufzeit von einem Jahr und sollen zu einem Zinssatz von 0,1 Prozent bereitgestellt werden.

Japan befindet sich in der schlimmsten Krise seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Nach dem schweren Erdbeben und dem darauffolgenden Tsunami am 11. März wurden weite Teile des Nordostens verwüstet. Außerdem sind die Schäden in Folge der Havarie des Atomkraftwerks Fukushima kaum abschätzbar. Als erste Reaktion auf die Katastrophe hatte die Zentralbank vergangenen Monat den Banken bereits zusätzliche Liquidität bereitgestellt.

Autoren: Marion Linnenbrink / Reinhard Kleber (afp, dapd, dpa, rtr)
Redaktion: Martin Muno / Gerd M. Friese