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Pjöngjangs Kriegsrhetorik erregt die Welt

Julian Ryall3. April 2013

Nordkorea hat mehrere Drohungen Richtung USA und Südkorea ausgesprochen. Wie wahrscheinlich ist ein Krieg, der auch das Ende der kommunistischen Herrschaft bedeuten könnte?

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Nordkorea erklärt KriegszustandBild: picture-alliance/dpa

Mit seinem Atomprogramm provoziert Nordkorea die Völkergemeinschaft. Pjöngjang ließ die Konfrontation mehr eskalieren als jemals zuvor nach dem Ende des Koreakriegs 1953. Zuerst kündigte Nordkorea den Nichtangriffspakt, dann kappte es die letzte Telefonleitung zum Süden. Die nordkoreanischen Langstreckenraketen sind in ständiger Alarmbereitschaft. Die umstrittene Atomanlage Yongbyon soll wieder in Betrieb genommen werden. Und am Mittwoch (03.04.2013) riegelte Nordkorea den gemeinsam mit Südkorea betriebenen Industriepark Kaesong ab.

Das Vorgehen des jungen Machthabers Kim Jong Un entspricht nach offiziellen Angaben zwar Nordkoreas "Kriegsprotokoll", verärgert aber seinen Nachbarn im Süden und dessen Verbündeten, die USA. Die südkoreanische Präsidentin Park Geun Hye machte Anfang der Woche aus ihrem Missfallen kein Geheimnis. Sie wies ihre Streitkräfte an, bei einem militärischen Angriff durch den Norden nicht zu zögern.

"Kraftvoll reagieren"

"Unser Militär ist dafür da, um das Land und die Menschen vor Gefahren zu schützen", sagte Park zu führenden Generälen und Journalisten: "Im Falle einer Provokation gegen unser Volk und unser Land muss unser Militär rechtzeitig und kraftvoll reagieren, ohne jegliche politische Debatten." Park bekräftigte, sie vertraue dem Urteil des Militärs und verlasse sich auf das Pflichtbewusstsein der Soldaten, für Sicherheit der Menschen und des Landes zu sorgen.

Die klare Haltung Südkoreas wird von Washington unterstützt. Die USA schickten von ihrem Stützpunkt in Japan F-22-Jagdflugzeuge nach Südkorea. Die Kampfjets können nicht vom Radar erfasst werden. Weitere B-52 und B-2-Bomber der US-Luftwaffe nahmen vergangene Woche an einem Militärmanöver in Südkorea teil.

Fehlende Aufmerksamkeit und Geldnot

"Wir sind schon gewohnt, dass Nordkorea mit aggressiven Aussagen provoziert", sagt Robert Dujarric, Direktor beim Institut für Asienkunde am Japan-Campus der Temple Universität. "Es ist zum Teil so, dass Pjöngjang internationale Aufmerksamkeit, aber auch Geld braucht." Kim Jong Un sei wie ein junger Mann, der durchs Land laufe und seinem Volk demonstriere, dass er in die Fußstapfen "seines mörderischen Vaters und Großvaters" treten könne. "Aber ich denke nicht, dass Kim so dumm ist und annimmt, er könne einen Krieg gegen Südkorea und die USA gewinnen."

Einfahrt zum Industriepark Kaesong (Foto: Yonhap/2013-03-28 11:01:57)
Die Zufahrt zum Kaesong Industriepark ist geschlossenBild: picture-alliance/dpa

In der Vergangenheit hat der Norden schon oft die rote Linie überschritten. Im März 2010 sank das südkoreanische Kriegsschiff Choenan, möglicherweise nach einem Torpedoangriff durch Nordkorea. 46 Menschen starben. Die Ursache ist bis heute nicht endgültig geklärt. Nordkorea bestreitet bis heute jeglich Schuld an dem Vorfall. Acht Monate später stand die südkoreanische Insel Yeonpyeong unter nordkoreanischem Beschuss. Die Insel befindet sich zwölf Kilometer südlich von Nordkorea. Auf der Hauptinsel leben 1600 Menschen. 

In beiden Fällen verzichtete Südkorea auf einen militärischen Vergeltungsschlag. "Ich glaube, wir haben sehr viel Rauch gesehen. Aber Nordkorea weiß, dass es im Vergleich zu Südkorea und den USA sehr zerbrechlich ist. Drückt Pjöngjang den Abzug, erhält es das Hundertfache zurück", sagt Dujjraric.

"Krieg unwahrscheinlich"

Nordkorea werde einen Krieg nicht wagen, glaubt auch Simitsu Shigemura, Professor an der Waseda Universität in Tokio. Die Propaganda sei in erster Linie an das Inlandspublikum gerichtet. "Die Situation in Nordkorea ist nicht stabil", sagt Shigemura im Interview mit der Deutschen Welle. "Das Militär in Nordkorea braucht immer wieder Spannungen mit dem Süden und den USA, um seine eigene Existenz zu rechtfertigen. Außerdem wird Kims Macht vom Militär getragen." Ein 29 Jahre junger Mann in den Reihen alt gedienter Generäle - das mache die Sache nicht leichter.

Machthaber Kim Jong Un an einem übergrroßen Schreibtisch (Foto: KCNA)
Kim Jong Un versetzt die Streitkräfte in AlarmbereitschaftBild: picture-alliance/dpa

Für Nordkorea-Fachmann Shigemura sind die Reaktionen von Südkorea und den USA sorgfältig überlegt. Diese habe der Norden falsch interpretiert und als "drohende Kriegsgefahr" verstanden. Experten glauben, dass sich die harschen Wortgefechte allmählich abkühlen werden. Alles werde wieder zur Normalität zurückkehren, so Shigemura.