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Pittsburgh - Heimstatt der Ketchup-Köche

11. November 2001

Henry John Heinz erfand hier den Ketchup

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Werner Stoll, Lebensmittelingenieur in der Heinz-ZentraleBild: AP
Vor 125 Jahren wurde die Firma von Henry Jay Heinz gegründet, einem Sohn deutscher Einwanderer. Amerika und Heinz-Ketchup sind untrennbar, wie ein Werbespot aus dem Firmenarchiv in Pittsburgh nahe legt. Den dickflüssigen Würzsaft aus Tomate und Stärke rührte Henry Jay Heinz 1876 angeblich nach chinesischem Vorbild, der sogenannten Cat Sup, zusammen. Lebensmittel-Ingenieur Werner Stoll von der Heinz-Company:

"H.G. Heinz hat den Ketchup erfunden. Ganz sicher. Das hat hier in Pittsburgh begonnen. Das existierte vorher nicht."

In Muttis Küche fing alles an

In der Küche seiner deutschen Mutter fing der junge H.G. Heinz an, Meerrettich in durchsichtige Gläser abzufüllen und besserte sich so sein Taschengeld auf. Die Kunden liebten seine sauberen Produkte. Heinz entpuppte sich als Marketing-Genie:

"Er sah Bedürfnisse, die sonst niemand sah. Niemand machte das vor ihm."

Im historischen Museum von Pittsburgh hat Andrew Masich eine Ausstellung über Heinz zusammengestellt. Auch er kam bei seiner Forschungsarbeit zu dem Ergebnis, dass der Ketchup-Erfinder ein Vermarktungsgenie war. Heinz-Produkte ziert bis heute der Spruch 57 Variationen. Was diese 57 zu bedeuten hat, erklärt Ketchup-Historiker Andrew Masich so:

"H.G. Heinz hat das einfach frei erfunden. Er dachte, ich muss eine Zahl haben, die ins Auge fällt. Er probierte 53 und 59, dann 57. Das war's. 57 sah gut aus und Heinz fing an die Zahl auf alles zu drucken, auf die Produkte, auf Plakate und sogar Berggipfel."

Ideen brachte Heinz von einer Deutschlandreise 1886 mit. Er sah, dass die Arbeiter in Deutschland zum Teil besser behandelt und bezahlt wurden als in Pittsburgh. Um seine Leute zu motivieren, führte er neue Sozialleistungen ein, die sich positiv auf die Qualität der Produkte auswirkte. Andrew Masich:

Heinz Ketchup
Andrew Masich, Ketchup-Forscher aus LeidenschaftBild: AP

"Heinz war sich seiner deutschen Abstammung bewusst. Seine Mutter sprach deutsch. Er sprach sicher deutsch. Er schickte seine Verkäufer in die ganze Welt. Er hatte aber keine besondere Verbindung zu Deutschland."

Von Thunfisch bis Katzenfutter

In der Heinz-Fabrik in Pittsburgh werden heute Baby-Nahrung und Fertigsuppen hergestellt. Der Ketchup kommt aus anderen Fabriken in Ohio und Iowa. Weltweit macht Heinz mit 6000 verschiedenen Produkten von Thunfisch bis Katzenfutter fast 20 Milliarden Mark Umsatz. Ketchup ist nach wie vor das bekannteste Produkt. Das streng geheime Rezept ist seit über 100 Jahren fast unverändert. Nur die Farbe ändert sich. In den USA ist seit kurzen neben dem roten auch grüner Ketchup auf dem Markt. Ein Schachzug der Heinz-Marketing-Strategen, der den Marktteil auf über 70 Prozent geschraubt hat. Werner Stoll erklärt in der Heinz-Zentrale, wie die Marktforscher auf die Farbe kamen:

"Die fragen sehr viele Kinder und Jugendliche. Und die Kinder sagten: Wir wollen eine andere Farbe im Ketchup und grün war die Farbe am meisten gewünscht."

Der grüne Ketchup schmeckt übrigens genauso wie der rote. Und wenn die Kunden es wollen, wird der Ketchup, ganz im Sinne von Firmengründer und Verkaufsgenie Henry Jay Heinz, nochmals umgefärbt, vielleicht blau oder gelb, so Werner Stoll.