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Piraten kapern wieder deutsches Schiff

28. Dezember 2010

Makabres Katz- und Mausspiel: Kaum haben somalische Seeräuber einen deutschen Chemiefrachter freigegeben, da entführen sie das nächste deutsche Handelsschiff. Angeblich floss zuletzt Lösegeld in Millionenhöhe.

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Der Chemiefrachter "Marida Marguerite" (Archivfoto)
Der Chemiefrachter "Marida Marguerite"Bild: picture-alliance/dpa

Der Tatort lag 175 Seemeilen vor der omanischen Hafenstadt Salalah. Dort brachten Seeräuber erneut einen deutschen Frachter in ihre Gewalt. Wie die EU-Mission Atalanta am Dienstag (28.12.2010) in Brüssel mitteilte, ging die "EMS River" mit acht Seeleuten den Piraten am Montag in die Fänge. Diese nutzten dabei wahrscheinlich ein anderes gekapertes Schiff, die MS Motivator, als Mutterschiff für ihre Attacke. Auf diese Weise sei es den Piraten möglich, das Einsatzgebiet ihrer zumeist sehr kleinen Schnellboote erheblich zu vergrößern.

Die "EMS River" ist 5200 Bruttoregistertonnen schwer und hat Kraftstoff geladen. Es fährt unter der Flagge von Antigua und Barbuda. Die Besatzung besteht aus einem Rumänen und sieben Philippinos. Das Schiff befand sich auf der Fahrt von den Vereinigten Arabischen Emiraten nach Griechenland.

Deutscher Chemiefrachter in Freiheit

Zwei somalische Seeräuber vor dem Gericht in Hamburg (Foto: dapd)
Somalische Seeräuber müssen sich vor Gericht in Hamburg verantwortenBild: dapd

Ebenfalls am Montag gaben somalische Seeräuber nach fast acht Monaten einen deutschen Chemietanker wieder frei. Die "Marida Marguerite" mit 22 Mann Besatzung sei auf dem Weg in sichere Gewässer, teilte Andrew Mwangura vom Ostafrikanischen Seefahrerhilfsprogramm am Dienstag mit. Die Piraten haben nach eigenen Angaben ein Lösegeld in Höhe von 5,5 Millionen Dollar erhalten. Das Geld sei per Fallschirm abgeworfen worden.

Der Chemietanker war im Mai rund 120 Seemeilen vor Salalah - nur rund 50 Seemeilen von dem neuen Überfall entfernt - von Seeräubern gekapert und nach Somalia verschleppt worden. Er hatte sich auf dem Weg in die Niederlande befunden. Das Schiff eines deutschen Eigners fährt unter der Flagge der Marschall-Inseln. Die Besatzung besteht aus 19 Indern, zwei Bangladeschern und einem Ukrainer.

Nach Angaben der EU-Mission befinden sich derzeit 25 Schiffe und 587 Besatzungsmitglieder in den Händen somalischer Piraten. Seit Ende November 2010 müssen sich zehn mutmaßliche Piraten aus Somalia vor dem Hamburger Landgericht wegen eines Überfalls auf ein deutsches Containerschiff verantworten.

Autor: Reinhard Kleber (dpa, afp, dapd, rtr)
Redaktion: Sabine Faber