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Friedensforscher Ekkehart Krippendorff ist tot

27. Februar 2018

Einer der profiliertesten Politikwissenschaftler ist tot. Ekkehart Krippendorff war Professor an der FU Berlin und Pionier der Friedensforschung in Deutschland. Er starb mit 83 Jahren.

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Doppelinterview mit Professor Paul Nolte und Professor Ekkehart Krippendorff
Bild: Bernd Wannenmacher

Seine Bücher gehörten lange Jahre zum wissenschaftlichen Kanon der Politikwissenschaften. Ekkehart Krippendorff, bis zu seiner Emeritierung Professor an der Freien Universität (FU) Berlin, war einer der Begründer der Friedensforschung in Deutschland. Jetzt ist er ist mit 83 Jahren gestorben, wie die Familie der Nachrichtenagentur DPA mitteilte.

Geboren mitten in der Nazizeit 1934 hatte Ekkehart Krippendorff die Kriegsjahre als Junge direkt miterlebt. Sein Studienwunsch war nach dem Krieg auch deshalb die Politikwissenschaft. Erst studierte er in Freiburg und Tübingen, engagierte sich dort auch politisch, und wechselte dann mit einem Fulbright-Stipendium an die Harvard University in den USA. Danach studierte er an der Yale University und ging zuletzt an die Columbia University nach New York.

Pazifistisches Engagement

Sein Weltbild haben diese Studienjahre in Amerika stark verändert. Er bekam hautnah die Protestbewegung gegen den Vietnamkrieg mit und nahm dieses Engagement gegen den Krieg auch mit nach Europa. Zurück in der Bundesrepublik profilierte er sich mit radikal pazifistischen Positionen und lieferte der aufkommenden Friedensbewegung Argumente gegen jede Form der Aufrüstung.

Internationale Vietnam-Konferenz in der TU Berlin 1968
Internationale Vietnam-Konferenz an der TU Berlin 1968Bild: picture-alliance/dpa

Seinen Vertrag als Assistent an der FU Berlin verlor er, nachdem er 1965 die Hochschulrektoren scharf angegriffen hatte. Das löste bei den Studenten großen Protest aus. Diese Zeit ging als "Krippendorff-Semester" in die Geschichte der BRD ein. 1968 gehörte er dann zu den lautstarken Sprechern der damaligen Studentenbewegung.

1972 habilitierte Krippendorff an der Uni Tübingen bei dem renommierten Politikwissenschaftler Theodor Eschenburg. 1978 erfolgte der Ruf an die FU Berlin, die ihn in den 1960er Jahren vor die Tür gesetzt hatte.

Ekkehart Krippendorff hat zahlreiche Bücher geschrieben, u.a. 1999 "Die Kunst, nicht regiert zu werden". Er interessierte sich auch für Theater, Oper und Literatur und schrieb zuletzt seine Autobiografie "Lebensfäden".

Ostermarsch Stuttgart
Bis heute aktiv: die Friedensbewegung in Deutschland

hm/bb (dpa)