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"Picasso.mania" in Paris

Fabien Jannic-Cherbonnel / db11. Oktober 2015

Ein Mann, ein Mythos: Die neue Picasso-Ausstellung im Pariser Grand Palais zeigt Werke des spanischen Meisters - und sämtliche Arbeiten berühmter Künstler, die Picasso bewundern oder auch kritisieren.

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Frankreich Paris Picasso.Mania Ausstellung im Grand Palais
Bild: Grand Palais/Fabien Jannic-Cherbonnel

Gemälde, Skulpturen und Videos, Kubismus und Surrealismus - Pablo Picasso hat viele Kunstformen und Stile angepackt, und war damit eine scheinbar endlose Quelle der Inspiration für andere Künstler, von Andy Warhol bis David Hockney.

Der spanische Meister begeistert aber auch Kuratoren weltweit. Besonders in Paris, wo der Künstler einige Jahre lebte, wird Picasso verehrt. In der französischen Hauptstadt gibt es jedes Jahr eine neue Ausstellung, die immer wieder andere Aspekte seines Lebens und Schaffens beleuchtet.

Der Blick anderer Künstler auf Pablo Picasso

Dieses Jahr also "Picasso.mania", die große Schau im Grand Palais. Seit Mittwoch (07.10.2015) sind 400 Arbeiten von 75 Künstlern, darunter auch Picasso, ausgestellt. Es ging darum, so die Co-Kuratorin und Picasso-Enkelin Diana Widmaier-Picasso, den anhaltenden Einfluss Picassos auf die Kunst zu dokumentieren, und zwar bis in die Gegenwart.

Die Ausstellung zeige, wie andere Künstler Picassos Werke sähen, erklärt Widmaier-Picasso. Die Kunstwerke sind thematisch auf 15 Säle im Grand Palais verteilt, teilweise hängen Picassos Bilder neben denen der Künstler, die er damit beeinflusste.

Roy Lichtensteins Gemälde "Woman with Flowered Hat"
Roy Lichtensteins "Woman with Flowered Hat" (1963) lehnt sich an Picassos Porträt "Dora Maar au Chat" (1941) anBild: Grand Palais/Fabien Jannic-Cherbonnel

Einfluss auf Surrealisten und Dadaisten

Zum einen faszinieren Picassos Brüche, die Stilwechsel: in der frühen Phase die kubistische Malerei, dann die Porträtphase in den 30er Jahren, gefolgt von einer neuen Richtung, dem Surrealismus. "Picasso hat im 20. Jahrhundert in der Kunst alles mögliche angestoßen", erklärt Emilie Bouvard, Kuratorin am Pariser Picasso Museum. Er habe als erster Kollagen gemacht, und Figuren aus Fundstücken zusammengesetzt, um etwas ganz Neues zu schaffen. Dieser Bezug zu Objekten wurde von den Surrealisten und Dadaisten übernommen, so die Kuratorin.

Künstler weltweit würdigen den spanischen Meister

In verschiedenen Abteilungen wird jeweils eine Facette von Picassos Leben und Werk dargestellt. Einer der Säle ist ganz einem der Hauptwerke des Künstlers gewidmet: "Les Demoiselles D'Avignon". Dort hängen auch "Femme aux mains jointes", eine Studie Picassos für die berühmten Demoiselles, neben Interpretationen von Faith Ringgold und Sigmar Polke.

Auch Arbeiten von Filmemachern wie Jean-Luc Godard, Agnès Varda oder Alfonso Cuarón würdigen Picassos Kunst. Für Godard und andere sei Picasso ein Leitbild gewesen, erklärt Widmaier-Picasso. "Er hatte schon sehr früh mit Film zu tun, also macht es Sinn, Arbeiten von Filmemachern über ihn zu sehen, schließlich ist Bewegung auch für sie Thema."

Maurizio Cattelan - große Picasso figur
Der Meister, überlebensgroßBild: Grand Palais/Fabien Jannic-Cherbonnel

Bei all den Skulpturen und Gemälden im Grand Palais fällt auf, dass Picasso als Person genauso eine große Quelle der Inspiration war wie als Künstler. Am Eingang der Ausstellung steht eine Picasso-Figur mit riesigem Kopf. Die Skulptur von Maurizio Cattelan ist ein Zeichen seines Respekts vor dem Künstler, aber sie mokiert sich auch über die öffentliche Person Picasso und seine weltberühmten gesteiften Pullover. Die Menschen seien fasziniert von dem Mann, erklärt Bouvard: "Diese Figur hat er selbst erschaffen."

Den Mythos unter die Lupe nehmen

Pablo Picasso, das Genie des 20. Jahrhunderts, wurde nach seinem Tod zum Mythos. Dieser Mythos ist aber nicht jedermanns Sache. So sagte Bernar Venet, ein französischer Bildhauer, dem Magazin "Télérama", er schätze Malewitsch und Duchamp mit ihrer "konzeptuellen Freiheit" mehr als Picasso.

Kritik wollen die Macher von "Picasso.mania" keineswegs unter den Teppich kehren. Ihnen geht es nur darum zu zeigen, wie andere Künstler mit Picasso interagieren, auf ihn reagieren - und ihn auch kritisieren.

"Im Picasso Museum versuchen wir den Mythos zu analysieren", sagt Emilie Bouvard. Das Museum wolle zeigen, dass Picasso ein Künstler war, der sehr sensibel auf seine Umwelt reagiert habe. "Der Picasso-Mythos existiert nicht mehr", erklärt die Museums-Kuratorin."Diesen Mythos und sein Leben haben wir mit Hilfe unserer Archive dekonstruiert."

Übrig bleibt für zeitgenössische Künstler heute ein Meister, an den man sich immer erinnern wird, aber über den man auch Witze reißen und den man sogar kritisieren kann. Siehe "Picasso Outremer" des französischen Künstlers Bertrand Lavier: hier spielt ein Autobauteil des Citroën Xsara Picasso mit der Vorstellung, dass Picasso auch eine Marke sein kann.

Pablo Picasso
Pablo Picassos Werke beeinflussen Künstler bis heuteBild: picture-alliance/dpa

"Mit den 60.000 Gemälden und Skulpturen, die er geschaffen hat, hinterließ der spanische Künstler nicht nur sein Oeuvre, er hinterließ auch Energien, die viele inspirierten", sagt Widmaier-Picasso. Ein Ende sei nicht in Sicht, denn nun sei sein Spätwerk im Rampenlicht, fügt sie hinzu: "Ob man ihn mag oder nicht, an Picasso kommt man nicht vorbei."

Die Ausstellung "Picasso.mania" ist bis zum 29. Februar 2016 im Grand Palais in Paris zu sehen.