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Pentagon-Chef klagt Pakistan an

7. Juni 2012

Angesichts anhaltender Gewalt in Afghanistan ist US-Verteidigungsminister Panetta nach Kabul gereist. Er will mit NATO und Regierung beraten. Pakistan warf er Passivität gegenüber den "Hakkani-Terroristen" vor.

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US-Verteidigungsminister Leon Panetta bei der Ankunft in Kabul (foto: dapd)
Afghanistan Kabul US-Verteidigungsminister Leon PanettaBild: dapd

Bei seinem Blitzbesuch in Afghanistan hat der amerikanische Verteidigungsminister Leon Panetta offensichtlich eines unmissverständlich klar machen wollen: Dass Washington am geplanten Truppenabzug festhält, komme was da wolle. Nach dem jüngsten Selbstmordanschlag im Süden des Landes mit 23 Toten und vielen Verletzten überraschte der Pentagonchef mit der Einschätzung, dass die Gewaltakte am Hindukusch insgesamt rückläufig seien.

Und noch etwas machte Panetta deutlich: Die USA verlieren zunehmend die Geduld mit Pakistan. Die umstrittenen US-Drohnenangriffe dort gegen extremistische Ziele werden auch ohne Einverständnis der Regierung in Islamabad fortgesetzt. "Es ist schwierig, in Afghanistan Frieden zu schaffen, so lange es in Pakistan Rückzugsgebiete für Terroristen gibt", sagte Panettavor der Presse. Er sprach insbesondere die Hakkani-Milizen an, denen Verbindungen zur Al Kaida nachgesagt werden. Die Hakkani werden für mehrere Anschläge auf Amerikaner in Afghanistan, vor allem auch auf die US-Botschaft und das NATO-Hauptquartier in Kabul verantwortlich gemacht. Die Situation bereite zunehmend Sorge "und uns geht die Geduld aus", resümierte Panetta.

Pakistan ist ein wichtiger Verbündeter des Westens im Kampf gegen die afghanischen Taliban, hat jedoch traditionell enge Verbindungen zu Aufständischen im Nachbarland.

Luftangriff auf Zivilisten – Karsai bricht China-Besuch ab

Überschattet wurde Panettas Stippvisite von heftiger Kritik an der NATO. Nach Angaben afghanischer Behörden waren am Mittwoch bei einem Luftangriff in der ostafghanischen Provinz Logar 18 Zivilisten getötet worden, darunter zahlreiche Kinder. Die Schutztruppe Isaf teilte mit, sie untersuche die Vorwürfe. Der afghanische Präsident Hamid Karsai erklärte bei seinem China-Besuch, NATO-Angriffe, die Verluste unter den Zivilisten verursachten, seien unter keinen Umständen zu rechtfertigen oder hinzunehmen. Das Präsidialamt in Kabul teilte mit, Karsai werde wegen des Vorfalls seinen Aufenthalt in Peking abkürzen und umgehend nach Afghanistan zurückkehren.

Der Tod von Zivilisten beim Kampf der internationalen Schutztruppen gegen die Taliban-Rebellen hatte in den letzten Monaten immer wieder zu Spannungen zwischen Afghanistan und den USA geführt.

Es ist Panettas vierter Besuch in Afghanistan seit seinem Amtsantritt als Verteidigungsminister im vergangenen Juli. Besuche von westlichen Politikern werden aus Angst vor Anschlägen in der Regel nicht vorab angekündigt. Panetta war zuvor in Indien gewesen, wo er die Regierung um verstärktes Engagement bei der Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte gebeten hatte. Neu Delhi hat keine Truppen nach Afghanistan entsandt, bildet aber afghanische Soldaten in Indien aus.

re/SC (afp, APE, dpa, rtre)