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Peinliche Ehrung für "Datenkraken"

13. April 2012

Auf diese Auszeichnung würden die Preisträger gerne verzichten: Der Negativpreis "BigBrotherAward" prangert die Daten-Sammelwut von Staat, Firmen und Online-Spielen an. Auch diesmal wurden wieder Politiker "geehrt".

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Die Figur des BigBrotherAward (Foto: Roland Weihrauch dpa/lnw)
BigBrotherAward 2012Bild: picture-alliance/dpa

Unter den sieben "Preisträgern" sind diesmal zwei Innenminister, zwei Softwarefirmen und das sogenannte Cloud Computing. Bundesinnenminister Hans Peter Friedrich erhielt den "BigBrotherAward" für die Einrichtung eines Cyber-Abwehrzentrums und einer zentralen Verbunddatei "gewaltbereiter Rechtsextremismus". Hierdurch würden Polizei, Geheimdienste und teilweise auch das Militär auf problematische Weise vernetzt, hieß es bei der "Preisgala" in Bielefeld. Mit den "BigBrotherAwards" prangert der "Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs" (FoeBuD) problematische Datenerhebungen von Staat, Firmen und Online-Spielen an.

Ein ganzes Konzept steht am Pranger

Für das Abfragen Tausender Telekommunikationsdaten nach einer Demonstration gegen Neonazis in Dresden ging eine weitere "Auszeichnung" an den sächsischen Innenminister Markus Ulbig. Weitere Negativpreise brandmarkten die Entwicklung von Programmen zum Ausspähen von Computern sowie die Datenschutzverletzungen bei Online-Spielen. Die Tiefkühlkost-Firma "Bofrost" erhielt einen "BigBrotherAward", weil sie heimlich einen Computer des Betriebsrates ausgespäht hatte.

Mit der Begründung, es sei ein "Trend, Nutzerinnen und Nutzern die Kontrolle über ihre Daten zu entziehen", ging ein weiterer Award an das Cloud Computing. Was von der IT-Branche als Heilsbringer gefeiert wird, ist für die Datenschützer ein Graus. Auch der schleswig-holsteinische Datenschutzbeauftragte Thilo Weichert bezeichnet die Cloud als "eine große rechtliche Grauzone."

Alljährlich prominente Preisträger

Die Negativ-Preise werden jedes Jahr Firmen, Organisationen und Personen zuerkannt, die "in besonderer Weise und nachhaltig die Privatsphäre von Menschen beeinträchtigen oder persönliche Daten Dritten zugänglich machen". In den vergangenen Jahren gingen die Negativ-Preise unter anderem an das Netzwerk "Facebook" und die Firma "Apple". Weitere "Preisträger" waren der der damalige Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble und die frühere Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (beide CDU). Die "BigBrotherAwards" werden seit dem Jahr 2000 vergeben.

rb/qu (epd, dpa)