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Paul Townend: Eigerjagd

Stefan Nestler5. Dezember 2001

Ein Krimi, der sich um den Schweizer Bergmythos schlechthin dreht, die Eiger-Nordwand oder -"Mordwand", wie die Boulevard-Presse so gerne titelt.

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Paddy Chipperfield, ein berühmter englischer Klatschreporter, sitzt gelangweilt in einer Kneipe in Interlaken, als er durch eine Milchglasscheibe die Silhouette eines davoneilenden Gastes erblickt. War das nicht ... ? Bestimmt war das Baron Wendelin Mendoza, der Playboy, der einer Königin den Hof gemacht hat, der Liebling der Boulevardpresse, der immer für eine fette Schlagzeile gut ist. Chipperfield hastet hinterher. Zu spät, gerade noch sieht er die Rücklichter des Autos, das in Richtung Grindelwald rast.

Paul Townend

Der Reporter wittert die Story, macht sich auf die Jagd. Doch wieder kommt er zu spät. Als Chipperfield nach einigen Recherchen das Zelt zu Füßen der Eigernordwand erreicht, in dem er den vermeintlichen Baron vermutet, ist der mit einem Bergführer in die berüchtigte Wand eingestiegen. Chipperfield weiß, dass er hoch pokert, aber er setzt die Story in die Welt: vom Salonlöwen, der seinen Seelenfrieden in Fels und Eis sucht. Die Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer, in Scharen reisen die Reporter an. Nicht alle glauben an Chipperfields Version. John Bellman etwa hält den Mann am Ende des Seils für einen deutschen Bergsteiger, der sich erneut an der Nordwand versucht, nachdem er bei seinem ersten Anlauf hatte gerettet werden müssen.

Packender Krimi

Eiger Nordwand
Eiger NordwandBild: FABRICE COFFRINI/AFP/Getty Images

Wer hat recht? Alle Versuche, den Baron oder den deutschen Bergsteiger irgendwo in Europa aufzutreiben, scheitern. Dann nimmt das Drama seinen Lauf: Einer der beiden Bergsteiger wird verletzt. Das Wetter schlägt um, die Felswand versteckt sich hinter einer dichten Wolkenbank. Tag um Tag, Nacht um Nacht verstreichen. Endlich läuft die Rettungsaktion an, die allein das Rätsel um den mysteriösen Bergsteiger lösen kann.

Paul Townend hat einen packenden Krimi über das Bergsteigen und die Sensationsgier der Medien geschrieben. Der Brite versteht sein Handwerk, nicht umsonst hat er als Ghostwriter für Francis Durbridge gearbeitet. Sein Eiger-Thriller, inspiriert durch ein reales Drama in der Nordwand, erschien übrigens in der englisch-sprachigen Originalausgabe bereits 1960. Jetzt endlich ist er ins Deutsche übersetzt worden. Obwohl über 40 Jahre vergangen sind, hat der Krimi nichts an Frische verloren - vielleicht, weil sich die Geschichte über die Sensationslust der Medien auch heute noch genauso abspielen könnte: Big Brother am Eiger.

Paul Townend
Eigerjagd
AS Verlag 2001
ISBN 3-905111-66-7
EUR 17,50