1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Paul Smith: "Man muss eine Haltung entwickeln."

16. September 2016

Sein Markenzeichen sind Anzüge - auch für Frauen. Klassisch, mit starken Farbakzenten. Paul Smith ist ein erfolgreicher Modedesigner. Im DW-Interview erklärt der Brite, warum die London Fashion Week stilprägend ist.

https://p.dw.com/p/1K3aJ
Modedesigner Paul Smith. (Foto: dpa/ E.Chesnokova)
Modedesigner Paul Smith präsentiert seine neue "Summer"-KollektionBild: picture-alliance/dpa/E.Chesnokova

Seit über 40 Jahren ist er schon dabei: Paul Smith gehört zur London Fashion Week, wie das Karomuster zu den Schotten. In Nottingham geboren, hat er sich als einer der einflussreichsten britischen Modedesigner etabliert. Er kombiniert gern klassisch britischen Style mit starken Farbakzenten und geometrischen Mustern.

DW: Warum sind Sie bis heute der London Fashion Week treu geblieben?

Paul Smith: Wir sind als Label schon oft gefragt worden, ob wir nicht auch nach Mailand oder Paris kommen wollen, aber wir sind London treu geblieben. Ich finde, dass die Fashion Week sehr aufregend ist, sehr kreativ. Viele junge Designer stellen ihren neusten Look vor. Da macht es Sinn, wenn etablierte Designer wie ich auch vor Ort sind. Wegen uns kommen ja auch die Einkäufer. Sie wollen unsere Shows sehen, sind aber auch in London, um sich neue, unbekannte Talente anzuschauen. Was großartig ist. Da ist unsere Anwesenheit hilfreich.

London Fashion Week 2016 - Eudon Choi Catwalk. (Foto: dpa/I. Infantes)
Auf dem Catwalk der London Fashion Week sind die Modetrends für Sommer 2017 zu sehenBild: picture-alliance/dpa/I. Infantes

Was gibt's Neues bei Ihnen in der kommenden Sommer-Saison ?

Bei den Damen ist der Look nicht wirklich drastisch anders. Bei meinen Kollektionen gibt ja immer Anspielungen an meine Looks für Männer. Die Modelle sind nicht unbedingt maskulin, aber die Schnitte sind oft sehr schlicht. Farben und Muster sind wieder mehr im Fokus. In der vergangenen Saison gab es viel schwarz und marineblau, aber das war ja auch die Winterkollektion. Für den Sommer 2017 gibt es fließende Stoffe, mehr Muster und mehr Stickereien.

Woher nehmen Sie die Ideen für Ihre starken Muster?

Alles, wirklich alles, kann eine Inspiration sein. Ich bin dafür bekannt, dass ich immer sage "Inspiration findet man überall. Und wenn nicht, dann schaut bitte nochmal hin." Das kann eine Kunstaustellung sein, ein Film oder ein altes Buch. Kunst ist für uns eine große Quelle der Inspiration. Wir haben auch ein großes Archiv mit Kunst , zum Teil aus alten Texten. Das ist sehr inspirierend.

London Fashion Week 2016 - Models mit Mode von Teatum Jones. (Foto: Reuters/N. Hall)
Die neueste Mode von Designerin Teatum Jones auf dem Catwalk in LondonBild: Reuters/N. Hall

Welchen Rat geben Sie jungen Modedesignern, die noch ganz am Anfang ihrer Karriere stehen?

Jeder, der heute neu anfängt, muss wissen, dass der Markt mit Designern und Produkten übersättigt ist. Schauen Sie, wie viele Kunst- und Modeschulen es weltweit gibt. In dem Modekurs an meiner Schule in Nottingham saßen früher 90 Leute, heute sind es 2500. Es gibt ein Überangebot an Designern, dass muss man wissen, damit man keine negative Haltung entwickelt. Keiner braucht noch einen Designer. Also muss man eine klare Haltung entwickeln, man muss den Markt kennen, kreativ sein und sein Handwerk verstehen. Und man sollte sich spezialisieren, dann hat man eine Chance in der Modewelt.

Zuschauer im Kostüm bei der London Fashion Week 2016. (Foto: Reuters/N. Hall)
Die Zuschauer bei den Modeschauen der London Fashion Week sind manchmal sehr speziellBild: Reuters/N. Hall

Wer ist denn der typische Paul Smith-Kunde?

Wir haben ein breites Angebot, mit günstigen und auch sehr teuren Produkten. Wir können uns glücklich schätzen, dass wir viele Kunden aus der Kreativ-Branche haben: Schauspieler und Architekten, aber auch viele Radfahrer. Ich fahre selbst sehr gern Rad. Im Grunde genommen ist der Paul Smith Kunde auch selbstbewusst. Und jemand, der nicht auf der Suche ist nach dem, was ich "Hingucker-Klamotten" nenne. Die Kleidung, der er trägt, ist recht schlicht. Unsere Kunden suchen kein überfrachtetes Design, sie mögen eher das Schlichte.