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Ex-Weltmeister im Gespräch

Das Gespräch führte Daniel Martínez19. Februar 2007

Am Dienstag stehen sich Real Madrid und Bayern München im Achtelfinale der Champions-League gegenüber. DW-WORLD.DE sprach mit Ex-Weltmeister Paul Breitner, der als Spieler mit beiden Clubs sieben Meisterschaften gewann.

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Paul Breitner
Paul Breitner

DW-WORLD.DE: Herr Breitner, keiner kennt die Ereignisse hinter den Kulissen von Real Madrid und Bayern München besser als Sie.

Paul Breitner: Real Madrid durfte ich von innen erleben, das ist aber sehr lange her, jetzt verfolge ich, was mit dem Club geschieht und pflege meine Kontakte. Die Bayern kenne ich wohl sehr gut, einer von den fünf besten Clubs der Welt.

Wie bitte? So sieht es nicht aus, wenn man sich die Tabelle der Bundesliga anschaut.

Man muss zwischen dem Club und der Mannschaft unterscheiden können, weil das zwei total unterschiedliche Sachen sind. Bayern ist unabhängig von der Leistung einer Saison, er ist einer der Besten der Welt, das gilt auch für Real. Beide haben bisher eine sehr turbulente Spielzeit mit enttäuschenden Ergebnissen, aber zwei solide Institutionen bleiben sie trotzdem.

Aber das sollten sie auf dem Spielfeld mit gutem Fußball verdeutlichen.

Real Madrid und Bayern München erleben sehr ähnliche Momente in ihrer Geschichte, beide planen gerade langfristig, beide erleben einen Umbruch, beide verändern ihre Kader, beide sind auf der Suche einer neuen fußballerischen Identität, weil keine von den beiden das Niveau der Favoriten in ihren Ligen halten können.

Komische Situation für zwei Clubs, die man immer als Spitzenreiter ihre Ligen sieht.

Gerade weil die Erwartungen hoch sind, muss man solche Veränderungen durchführen. Für Bayern und Real ist es heute wichtig und morgen noch wichtiger. Die Ziele sind nicht nur der Titel in ihrer eigener Liga, sondern auch der Sieg in der Champions League, plus DFB Pokal für Bayern und Copa del Rey für Real. Sie wollen alles und deshalb sind sie so besonders.

Wo liegt der größte Unterschied zwischen den beiden?

Beim Geld - Real Madrid hat finanzielle Mittel, die auch eine kurzfristige Planung ermöglichen. Real kann von heute auf morgen das Gesicht des Clubs mit dem Kauf von zwei oder drei Weltstars verändern und weiter langfristig arbeiten. Bayern ist darauf angewiesen, anders zu handeln. In München wird nicht so schnell eine Truppe von "Galacticos" landen.

Auch nicht mit dem neuen Trainer? Was soll man von Ottmar Hitzfeld erwarten?

Hitzfeld hat eine ganz andere Philosophie als Felix Magath, aber es ist zu früh, um von dem neuen Trainer etwas zu erwarten. Hitzfeld braucht Zeit, und in Madrid werden wir keinen neuen Bayern München sehen.

Real Madrid gegen Bayern München, ein Highlight der Fußballwelt?

Alle Fans und Spieler warten ein Jahr lang auf so ein Spiel, das ist das Beste, das es gibt. Diesmal wird das Spiel besonderes interessant, weil von dem Ergebnis der Rest der Saison für jeden Club abhängt. Wer verliert, hat nur cirka zehn Spiele in seiner Liga, um nach dem Titel zu streben, sonst steht er mit leeren Händen da.

So gesehen wäre es vielleicht nicht schlecht zu verlieren?

Eine Niederlage ist nie erwünscht, besonders für Clubs wie Real und Bayern. Dramatisch ist es für beide, da für sie fast nur der Titel in der Champions League in Frage kommt.

Wie unterliegt man Real? Wie unterliegt man Bayern?

Um solche Clubs zu besiegen, muss man über 90 Minuten hoch konzentriert spielen.

Wer gewinnt am Ende?

Keine Ahnung, ich habe hier keinen Favoriten. Normalerweise traue ich mir eine Prognose zu, aber Real Madrid und Bayern München erleben gerade turbulente Zeiten und sind weit entfernt von ihrer besten Form.

Vielleicht möchten Sie sich nicht festlegen, um Freunde in Spanien und Deutschland nicht zu verletzen?

Nein, wieso? Ich schäme mich nicht, laut zu sagen, dass ich Real Madrid sehr mag, genau so sehr wie Bayern München. Ich habe im Moment wirklich keinen Favoriten, weder in meinem Herzen noch in meinem Verstand.