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Patriarch warnt vor Spaltung Syriens

26. Juli 2013

Je mehr die Fronten im Bürgerkrieg erstarren, umso größer die Gefahr, dass Syrien zerbricht. Nun warnt auch der ranghöchste katholische Geistliche im Nahen Osten, Gregorios, im DW-Interview vor einer Spaltung Syriens.

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Patriarch Gregorios III bei einer Messe in der Kathedrale von Damaskus (Foto: SANA)
Gregorios III. Lutfi LahamBild: SANA

Der ranghöchste katholische Geistliche im Nahen Osten, Patriarch Gregorios III. Laham, hat dazu aufgerufen, die Einheit Syriens zu wahren. Er sagte der Deutschen Welle, eine Teilung des Landes wäre nicht nur für die arabische Welt, sondern auch für Europa die größte Gefahr. Denn sie würde die Gegensätze zwischen den religiösen Gruppen wie Sunniten und Schiiten nur weiter vertiefen. Die Kirche setze nach wie vor auf einen Dialog zur Versöhnung, betonte Gregorios.

Der 79-Jährige, der aus einem Dorf in der Nähe der syrischen Hauptstadt Damaskus stammt, ist als Patriarch von Antiochien das Oberhaupt der mit Rom vereinigten griechisch-katholischen Kirche. Sein erster Amtssitz ist Damaskus.

Nein zu Waffenlieferungen

Die Verantwortung für die Gewalt in Syrien trage Präsident Baschar al-Assad nicht allein. Vor allem Waffenlieferungen von außen hätten die Eskalation des Konflikts ausgelöst und die Zahl der Toten ansteigen lassen. Bewaffnete Gruppen, die nichts mit Demokratie zu tun hätten, sorgten letztlich auch dafür, dass der Islam in einem schlechten Licht erscheine.

Der Bundesregierung gebühre Dank für ihre Absage an Waffenlieferungen nach Syrien, sagte der Patriarch in dem Interview. Weitere Waffenlieferungen wären "kriminell und bedeuten mehr Opfer und eine größere Gefahr für die kleine Gruppe der Christen und Drusen und Alewiten", sagte Gregorios. Es gebe trotz der Fernsehbilder in Syrien einen Willen zum Aufbau.

Falls es gelinge, in Syrien Demokratie, Laizismus und das Miteinander von Religion und Staat diplomatisch zu wahren oder zu erreichen, wäre das "eine Rettung für den ganzen Nahen Osten", so der Patriarch. Er forderte die USA, Russland und die Europäische Union auf, "eine gemeinsame Lösung für Syrien" zu finden.

Opposition verlangt mehr Waffen

In New York forderte derweil die syrische Opposition die USA eindringlich zu "raschen" Waffenlieferungen auf. Das Regime setzte ein breites Arsenal "von Chemiewaffen bis zu Streubomben" ein, sagte der neue Chef der Syrischen Nationalen Koalition, Ahmad Dscharba, nach einem Treffen mit US-Außenminister John Kerry.

Die US-Regierung hatte schon im Juni Militärhilfe zugesagt. Diese müsse nun "zügig" kommen. "Wer uns das Recht auf legitime Verteidigung verweigert, riskiert das Überleben des Regimes", mahnte Dscharba. Die Truppen Assads würden "tausende Menschen hinrichten". Der Oppositionsführer trat Befürchtungen entgegen, etwaige Waffenlieferungen an die Rebellen könnten in die Hände von Extremisten gelangen. Sein Sammelbecken sei "100 Prozent entschlossen, eine offene Demokratie für alle Syrer zu errichten, ungeachtet ihrer Religion oder Herkunft".

"Freunde Syriens" wollen Waffen liefern

Rebellen berichten von militärischen Erfolgen

In Syrien meldeten die Rebellen in dieser Woche deutliche Erfolge im Kampf gegen die Streitkräfte Assads. Im Norden wie im Süden seien Stellungen der Armee eingenommen worden, hieß es. Bei einer Offensive zu Wochenbeginn in der Stadt Chan al-Assal seien mehr als 150 Soldaten getötet worden, teilte die oppositionelle Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit.

Die Aufständischen haben sich zuletzt darauf konzentriert, Außenposten der Armee in ländlichen Gegenden anzugreifen. Die Assad-Truppen meldeten Gewinne rund um Damaskus und Homs. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte am Donnerstag erklärt, im Bürgerkrieg seien seit dem Beginn der Kämpfe vor zweieinhalb Jahren mehr als 100.000 Menschen getötet worden.

Erst vor wenigen Tagen hat die syrische Armee das Zentrum von Homs beschossen (Foto: Reuters)
Erst vor wenigen Tagen hat die syrische Armee das Zentrum von Homs beschossenBild: Reuters

kle/sc (dpa, kna, afp, rtr)