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Party trotz Krise

Erik Albrecht 9. November 2008

Die Finanzmarktkrise trifft auch die russischen Oligarchen hart, doch von neuer Bescheidenheit ist keine Spur: Russlands Reiche geben ihr Geld weiterhin mit vollen Händen aus.

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Symbolbild Luxus Frau isst Kaviar
Die russichen Reichen lassen sich ihren Kaviar nicht verderbenBild: BilderBox

Der Moskauer Edelklub "The Most" bietet der gebeutelten Oberschicht auch in schlechten Zeiten Ablenkung von den Aktienmärkten. Zwar haben Russlands Superreiche nach Schätzungen etwa 230 Milliarden Dollar durch die Finanzkrise verloren, doch auf die Stimmung drückt das kaum. Auf der Tanzfläche feiert die Jeunesse dorée ausgelassen bis zum frühen Morgen. Allein der riesige Kristallleuchter über ihnen hat 1,2 Millionen Dollar gekostet.

"The Most" lud vor kurzem sogar zur Anti-Krisenparty – im Andenken an die zusammengebrochene US-Investmentbank Lehman Brothers. "Zu uns sind viele Investmentbanker gekommen, die trotz großer Verluste und Insolvenzen unseren Humor und die Ironie zu schätzen wussten, mit der wir die Probleme der Weltwirtschaft thematisiert haben", erklärt der Besitzer des Klubs, Sergej Paramonow. Man feiere den Untergang, sagt er. Schließlich gehe das Leben weiter.

Keine Anzeichen von Panik

BMW Luxusauto (12.04.02/AP)
Je größer das Auto, desto größer der Fahrspaß?Bild: AP

Auch Anna Barinowa, Chefredakteurin der russischen Zeitschrift "Madame Figaro", erwartet kein Ende der großen Party. In ihrer Zeitschrift wird sie trotz Finanzkrise weiter sündhaft teure Luxusartikel präsentieren. Denn Russlands Reiche shoppen weiter, ist sich Barinowa sicher. Ein Beispiel: Die Absatzzahlen von Luxuswagen wie Bentley sind stabil.

Anzeichen für Panik gibt es unter Russlands Superreichen nicht. Die Erfahrungen der Rubelkrise von 1998 haben allen gezeigt, dass es auch nach den schwierigen Zeiten wieder bergauf geht. Viele nähmen die derzeitigen Turbulenzen als reinigendes Gewitter wahr, so Barinowa. Betroffen von der Krise sei vor allem die Mittelschicht. "Aber ganz oben werden trotzdem weiter Luxusartikel konsumiert werden." Die Ansprüche würden sogar noch steigen, glaubt sie. Denn wer in Krisenzeiten viel Geld ausgebe, fordere höchste Qualität.

Zobel statt Aktien

Millionärs-Messe in München(16.10.2008/AP)
Das Luxusleben geht weiterBild: picture-alliance/ dpa

Diese Qualität will Stardesignerin Helen Yarmak liefern. Ihre Pelze aus Zobel sind Unikate. In ihren Boutiquen in Moskau, New York und Mailand gehen die obersten Zehntausend ein und aus. Janet Jackson und Melanie Griffith haben schon bei ihr eingekauft. Und trotz Krise brummt das Geschäft.

Die Designerin ist überzeugt: Bei all den schlechten Nachrichten verlange es die Menschen nach einem Pelz aus echtem Zobel, dessen Wert nicht so leicht falle wie Börsenkurse. "Die Leute, die ihr Geld bislang lieber in Aktien investiert haben als in einen seltenen Zobel, bereuen das nun sehr und holen das nach."

Das Luxusleben geht weiter, unabhängig davon, ob die Moskauer Börsen abstürzen oder der Ölpreis sinkt. Wer genügend große Rücklagen hat, muss eben auch in harten Zeiten auf nichts verzichten.