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Partei-Premieren bei der Wahl in Albanien

Vilma Filaj-Ballvora2. Juli 2005

Die Albaner wählen am Sonntag (3.7.) ein neues Parlament. Doch bis dahin sind viele Fragen offen: Welche Partei wird überhaupt von welcher Schicht gewählt? Und welche Rolle spielen die beiden neu gegründeten Parteien?

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Will sein Amt verteidigen: Premierminister Fatos NanoBild: AP
Sali Berisha
Sali Berisha: Der Ex-Präsident will wieder regierenBild: AP

Um die 140 Sitze des albanischen Parlaments bewerben sich rund 30 Parteien. Eine wichtige Rolle spielen die zwei großen Parteien und deren Spitzenkandidaten: Die regierende Sozialistische Partei von Fatos Nano und die derzeit in der Opposition befindliche Demokratische Partei von Sali Berisha. Den letzten Umfragen zufolge können die Demokraten mit etwa 40 Prozent der Stimmen rechnen, während für die Sozialisten 34 Prozent vorausgesagt werden. 2,8 Millionen Menschen sind wahlberechtigt.

Neu auf der politischen Bühne

Ilir Meta
Ilir Meta könnte mit seiner 'Sozialistischen Integrationsbewegung' 10 Prozent der Stimmen bekommenBild: AP

Das Spannende bei dieser Wahl ist, welche Rolle zwei neu gegründete Parteien spielen werden: Die "Sozialistische Integrations-Bewegung" ist eine Abspaltung der Sozialistischen Partei und steht unter der Führung von Ex-Premierminister Ilir Meta. Laut Umfragen könnte sie auf 10 Prozent der Stimmen kommen.

Daneben gibt es noch die "Bewegung für Nationale Entwicklung" von Leka Zogu, dem Sohn des ehemaligen albanischen Königs Zogu I. Diese Partei könnte mit etwa 4 Prozent der Stimmen über die geltende 2,5-Prozent-Hürde springen.

Die unerforschten Wähler

Wahlen in Albanien Plakat
Um die 30 Parteien treten in Albanien zur Wahl anBild: AP

Die einzelnen Parteien mit Begriffen wie "links" oder "rechts" zu beschreiben, sei kaum möglich, sagt der albanische Publizist Fatos Lubonja: "Das ganze politische Spektrum Albaniens befindet sich insgesamt in einer Krise. Es ist schwierig zu sagen, welche Partei welche Gesellschaftsschicht repräsentieren will und welche Schicht welcher Partei am nächsten steht."

Laut Umfragen werde zum Beispiel die Sozialistische Partei hauptsächlich von Reichen gewählt. Die Demokratische Partei hingegen habe ihre Wähler eher in den unteren Gesellschaftsschichten.

Opposition: Kampf der Korruption

Mit dem demokratischen Oppositionsführer Sali Berisha verbindet sich die Krise von 1997, als ihn eine Protestbewegung vom Präsidenten-Posten stürzte. Zuvor waren zahlreiche spekulative Anlage-Unternehmen bankrott gegangen, ein Großteil der Bevölkerung verlor so seine Spareinlagen. Nun versucht Berisha, den Schatten der Vergangenheit abzuschütteln. Sein Motto lautet: "Zeit für Veränderung".

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"Wir sind die Alternative in Sachen Korruptionsbekämpfung und Schaffung von neuen Arbeitsplätzen", verkündet Berisha. Er verspricht eine bessere Finanzpolitik und einen Kampf gegen die Schattenwirtschaft. "Wir sind die Alternative, was die euro-atlantische Integration des Landes angeht", erklärt der Ex-Präsident. Im Falle eines Wahlsiegs kündigt er an, die Institutionen auf ihre Rechtsstaatlichkeit zu überprüfen.

Regierung: Vorfahrt für Wiederaufbau

Die Sozialisten bezeichnen sich im Wahlkampf als "Stimme der Zukunft". Premierminister Fatos Nano ruft ständig die bürgerkriegsähnlichen Zustände von 1997 in Erinnerung und verspricht: "Wir werden die Arbeit fortsetzen für den Wiederaufbau Albaniens. Wir wollen den Wohlstand und die Institutionen aufbauen." Nano will die Annäherung Albaniens an das moderne Europa vorantreiben.

Der Königssohn und der Polit-Youngster

Nano und Berisha beherrschen bereits seit eineinhalb Jahrzehnten die innenpolitische Bühne Albaniens. Aus dieser Situation versuchen die zwei neuen Parteien von Ilir Meta und Leka Zogu politisches Kapital zu schlagen: Der 65-jährige Königssohn Zogu, der erst vor fünf Jahren aus dem Exil zurückkehren durfte, ist zwar krank und kann kaum aktiv Wähler mobilisieren. Aber die Partei kann mit Unterstützung aus seiner Heimat im Norden Albaniens rechnen. Der gerade erst 36-jährige Meta taktiert geschickt, indem er gegen die beiden alt gewordenen Protagonisten der albanischen Politik opponiert. Das Rennen am 3. Juli ist spannend.