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Paris beschließt Steuer für Reiche

20. Oktober 2012

Die heftig umstrittene Reichensteuer von 75 Prozent für hohe Einkommen hat ohne Schwierigkeiten die Nationalversammlung in Paris passiert. Damit löste Präsident François Hollande ein wichtiges Wahlversprechen ein.

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Yachthafen in Nizza, Südfrankreich (Foto: picture-alliance/Arco Images GmbH)
Bild: picture-alliance/Arco Images GmbH

Die Mehrheit der Abgeordneten votierte am Freitagabend dafür, einen Spitzensteuersatz von 75 Prozent einzuführen. Dieser betrifft Jahreseinkommen von mehr als einer Million Euro und soll auf zwei Jahre begrenzt bleiben. Rund 1500 Steuerzahler in Frankreich sind von der neuen Abgabe betroffen, der Fiskus rechnet mit Mehreinnahmen von jährlich rund 210 Millionen Euro.

Haushaltsminister Jérôme Cahuzac bezeichnete die Reichensteuer als "legitim". Jeder in Frankreich müsse seinen Möglichkeiten entsprechend seinen Teil zur Sanierung der öffentlichen Finanzen beitragen. Die Abgabe war eines der zentralen Wahlkampfversprechen des Sozialisten François Hollande, der im Mai zum neuen Staatschef als Nachfolger des Konservativen Nicolas Sarkozy gewählt worden war.

Lagerfeld: "Hollande hasst die Reichen"

Die konservative Opposition hatte die Steuer als "Bestrafung der Reichen" und wirtschaftlich sinnlos verurteilt. Dadurch würden viele Reiche ermuntert, ihren Wohnort ins Ausland zu verlegen.

Kritik kam auch vom Kreativ-Chef des französischen Modehauses Chanel, Karl Lagerfeld. In einem Interview beschimpfte der Modezar den Sozialisten Hollande als "Dummkopf". "Hollande hasst die Reichen", sagte Lagerfeld der spanischen Ausgabe des Magazins "Marie Claire". "Er will sie bestrafen, und klar, sie gehen und keiner investiert mehr."

Auch die Verantwortlichen des Profifußballs in Frankreich hatten ihre Vorbehalte gegen die Steuerpläne des Präsidenten geäußert. Denn eine Erhöhung der Steuern und anderer Abgaben drohe die Wettbewerbsfähigkeit der Ligue 1 massiv zu gefährden. "Die Steuern werden auf den französischen Fußball einen desaströsen Einfluss haben", hieß es in einem gemeinsamen Statement der Vereinigung der Profiklubs UCPF, des Verbandes der Profispieler UNFP und der Liga LFP. UCPF-Boss Philippe Diallo fügte hinzu, die Vereine müssten mit Verlusten in Höhe von rund 150 Millionen Euro rechnen.

GD/kis (afp, dpa)