1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Wettbewerb im Maschinenbau

Andreas Becker25. April 2012

Der Wettbewerb ist hart für deutsche Maschinen- und Anlagenbauer. Auch chinesische Hersteller entwickeln sich zu ernsthaften Konkurrenten. Wie wollen die Deutschen da ihren Vorsprung halten?

https://p.dw.com/p/14kH8
CMS-Titel: Hannover Messe 2012 - Vorsprung Bildunterschrift P1120562: Filteranlage der LTG AG. Credits beide Bilder: DW / Andreas Becker Aufnahmeort und -datum: Hannover Messe, 24.04.2012 Die Bilder habe ich mit Erlaubnis selbst gemacht.
Bild: DW/Becker

Wer wie die meisten deutschen Maschinenbauer davon lebt, dass er teure und komplexe Anlagen ins Ausland verkauft, steht ständig unter Druck. Denn was heute der neueste Stand der Technik ist, kann morgen schon Standard sein. Nur Innovation sichert das Überleben, sagt Thomas Lindner, Präsident des Branchenverbandes VDMA: "Gerade für die global agierende deutsche Exportindustrie ist entscheidend, dass wir ständig Prozess- und Produktinnovationen vorantreiben und unseren Vorsprung durch Innovationskraft im Wettbewerb verteidigen."

Die Frage ist nur, wie lange sich der Vorsprung halten lässt. Wenn einem die Verfolger im Nacken sitzen, bleibt einem nichts anders übrig, als noch schneller zu rennen, sagt ein Vertreter eines deutschen Anlagenbauers, der nicht genannt werden möchte. Liu Hong dagegen sieht die Lage entspannter. Der Roboterspezialist hat 20 Jahre in Deutschland gearbeitet, jetzt ist er Professor am chinesischen Harbin Institute of Technology. "Deutschland ist von der Qualität her die Hochetage", meint Liu. "China dagegen ist beim Maschinebau eher die mittlere bis untere Etage."

Auch Ralf Hausmann von Phoenix Contact, einem deutschen Hersteller elektronischer Verbindungstechnik, gibt sich selbstbewusst. "Ich würde ganz klar sagen: Den Abstand zwischen den chinesischen und den deutschen Unternehmen, den können wir halten."

Alles für die Kunden

Die Grundlage jeder Innovation sei es, ein offenes Ohr für die Probleme der Kunden zu haben, glaubt Ralf Hausmann. "Innovation heißt in diesem Zusammenhang auch, Produkte anzubieten, die vor allem einen Nutzen haben für den Kunden. So dass der dann sagt: Wunderbar, dieses Produkt hilft mir, Zeit und Kosten zu sparen."

Phoenix Contact hat seinen Sitz in der Nähe von Bielefeld in Nordrhein-Westfalen und ist mit rund 12.000 Mitarbeitern weltweit tätig. Auch in China hat das Unternehmen inzwischen ein Werk - eben weil der direkte Kontakt zum Kunden so wichtig ist.

Das bestätigt auch Michael Lipowitch von der wesentlich kleineren LTG AG. Die Firma aus Stuttgart hat nur 150 Mitarbeiter und stellt Ventilatoren und Filter her. Die sorgen für gutes Klima in Produktionshallen, sammeln den Staub ein, der etwa beim Zuschnitt von Materialien anfällt, und machen ihn wiederverwendbar (Bild oben).

Individuelle Produkte

Natürlich gäbe es chinesische Hersteller, die Ventilatoren und Belüftungsgeräte in Masse herstellen und deshalb günstiger anbieten. Aber das sei nicht vergleichbar mit seiner Arbeit. "Unsere Entwicklungsingenieure gehen immer wieder zum Kunden und arbeiten an einer maßgeschneiderten Lösung", so Lipowitsch. "Sie müssen sich dessen Anlage genau anschauen und auch den Staub und Schmutz, der dort anfällt. Sie untersuchen im Labor, wie groß die Schmutzpartikel sind und welche Luftströme es dort gibt. Davon hängt dann ab, welche Filtermedien eingesetzt werden."

Die Spezialisierung auf maßgeschneiderte Produkte ist eine Möglichkeit, den Vorsprung zur Konkurrenz zu wahren. Eine andere ist es, besonders flexibel zu sein, um schnell auf Veränderungen reagieren zu können. Professor Detlef Zühlke arbeitet deshalb am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz in Kaiserslautern an der Fabrik der Zukunft.

Intelligente Fabriken

Prototyp einer intelligenten Fabrik. Die Anlage läßt sich durch miteinander vernetzte Module schnell verändern. (Foto: Andreas Becker / DW)
Modell einer intelligenten Fabrik. Die Anlage lässt sich durch miteinander vernetzte Module schnell verändernBild: DW/Becker

"Wir in Deutschland zeichnen uns dadurch aus, dass wir mit intelligenten Lösungen arbeiten. Mit großen Arbeitermassen können wir das hier nicht machen", so Zühlke. Intelligente Produktionsanlagen bestehen aus Modulen, die sich je nach Bedarf kombinieren lassen und per Software miteinander kommunizieren. Eine Anlage kann so unterschiedliche Teile produzieren, ohne dass sie aufwendig umgerüstet werden muss.

"Wir müssen auf die Anforderung des Weltmarktes reagieren. Und die heißt nun einmal, dass wir immer mehr in immer mehr Varianten in immer kürzerer Zeit produzieren müssen." Deshalb müssten auch die Anlagen immer häufiger und schneller umgerüstet werden. "Die Anlagen werden also flexibler, es ist wie bei Plug & Play. Das müssen wir auf dem Weltmarkt letztlich bieten können", so Zühlke.

Auch wenn sich viele deutsche Unternehmen selbstbewusst geben: Die Angst, auf dem Weltmarkt abgehängt zu werden, scheint noch immer der beste Innovationsmotor zu sein.