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Ostermesse

4. April 2010

Vor Zehntausenden Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom spendete Papst Benedikt XVI. den traditionellen Segen "Urbi et Orbi". Auf die Missbrauchsskandale ging der Papst nicht ein.

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Papst Benedikt XVI. spendet den Ostersegen 'Urbi et Orbi' (Foto: AP)
Bild: AP

Trotz des trüben und regnerischen Wetters hatten sich am Ostersonntag (04.04.2010) auf dem Petersplatz in Rom Zehntausende Pilger und Touristen eingefunden, um den wichtigsten christlichen Feiertag zu begehen. Abweichend vom Kirchenprotokoll stärkte der Dekan des Kardinalskollegiums, Angelo Sodano, zum Auftakt dem Papst ausdrücklich den Rücken. Zur Kritik am Papst angesicht der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche sagte Sodano, das Volk Gottes werde "auf Geplapper nicht hören". Er fügte an den Papst gewandt hinzu: "Die ganze Kirche ist mit Ihnen." Es war das erste Mal, dass eine Ostermesse auf dem Petersplatz mit einer solchen Botschaft an den Papst eröffnet wurde.

Päpstlicher Aufruf zum Frieden

Blick über den Petersplatz (Foto: AP)
Zehntausende kamen auf den PetersplatzBild: AP

Papst Benedikt XVI. selbst ging auf den Skandal um die Missbrauchsfälle nicht direkt ein. In seiner traditionellen Osterbotschaft rief er zum Frieden und zu einem Ende der Konflikte auf. Er bete für einen wahren und endgültigen Aufbruch des Heiligen Landes aus Krieg und Gewalt hin zu Frieden und Eintracht, sagte der Papst. Trost und Ermutigung sprach er den bedrängten Christen im Irak zu. Im Verlauf seiner Osterbotschaft ging Benedikt auch auf weitere internationale Krisenherde ein.

Ostern und die Taufe markieren nach den Worten des Oberhauptes der katholischen Kirche den "Anfang einer umfassenden Befreiung, die fähig ist, jede menschliche, persönliche und soziale Dimension zu erneuern". Die Menschheit brauche nicht oberflächliche Verbesserungen, sondern eine "geistige und moralische Verwandlung", sagte der Papst.

Anschließend spendete das Oberhaupt der Katholiken den Segen "Urbi et Orbi" und richtete in 65 Sprachen Grüße an die Gläubigen.

Unzucht, Unsittlichkeit, Unsterblichkeit

Begonnen hatten die Feierlichkeiten bereits in der vorangegangenen Nacht mit der Osterwache des Papstes. Dabei wurde das Osterlicht entzündet und in den Petersdom gebracht. In seiner Predigt rief der Papst die Gläubigen zu einer tiefgreifenden Erneuerung auf.

Papst Benedikt mit Osterkerze (Foto: AP)
Papst Benedikt mit der OsterkerzeBild: AP

Unzucht und Unsittlichkeit nannte er "alte Kleider, mit denen man nicht vor Gott stehen kann". Benedikt setzte sich auch kritisch mit dem Wunsch der Menschen nach einer "Medizin der Unsterblichkeit" und einem "Kraut gegen den Tod" auseinander. Könnte der Mensch mehrere hundert Jahre alt werden, "würde die Fähigkeit zum Neuen erlöschen, und ein endloses Leben würde kein Paradies, sondern eher eine Verdammnis sein, sagte der fast 83-Jährige.

Entschuldigung für Antisemitismus-Zitat

Unterdessen hat sich der päpstliche Hausprediger Raniero Cantalamessa für sein Antisemitsmus-Zitat im Zusammenhang mit der Missbrauchsdebatte entschuldigt. In der Sonntagsausgabe des "Corriere della Sera" sagte der 75-jährige Kapuzinerpater in einem Interview, er habe weder die Gefühle der Juden noch die der Missbrauchsopfer verletzen wollen.

In seiner Karfreitagszeremonie hatte der Pater aus dem Brief eines namentlich nicht genannten Freundes zitiert, er fühle sich durch die Angriffe auf Benedikt XVI. und die Kirche wegen des Missbrauchsskandals an den Antisemistimus erinnert. Dazu sagte der Hausprediger des Papstes in dem Interview, wenn er geahnt hätte, welchen Konflikt er damit auslöse, hätte er nicht aus dem Brief des Freundes zitiert. Zugleich beteuerte Cantalamessa, er habe niemanden vorher über seine Äußerungen informiert. So habe auch der Papst wie alle anderen die Worte zum ersten Mal während des Gottesdienstes am Karfreitag gehört.

Autor: Hartmut Lüning (dpa, kna)
Redaktion: Martin Schrader