1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Papst in Bolivien eingetroffen

9. Juli 2015

Erstmals seit 27 Jahren hat ein Papst wieder bolivianischen Boden betreten. Unter dem Jubel Hunderttausender Menschen wurder er in El Alto von Präsident Morales begrüßt. Dieser hatte eine kleine Überraschung mitgebracht.

https://p.dw.com/p/1FvMn
Papst Franziskus in Bolivien (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Aus Ecuador kommend landete Papst Franziskus auf dem Flughafen im 4000 Meter hoch gelegenen El Alto. Sichtlich geschwächt verließ er das Flugzeug und ging, ohne zu grüßen, die Gangway herunter. Dort umarmte er den bolivianischen Präsidenten Evo Morales, der ihm überraschend einen Beutel mit Koka-Blättern umhängte. Koka-Blätter werden in Bolivien seit der Inka-Zeit angebaut und gekaut. Sie sollen gegen Erschöpfung aber auch gegen die Höhenkrankheit helfen. Aus großen Mengen von solchen Blätten kann unter Zusatz von Chemikalien das Rauschgift Kokain hergestellt werden.

In der Begrüßungszeremonie lobte der Argentinier, den die Bolivianer als ihren lateinamerikanischen Papst begrüßten, die Bemühungen für ein friedliches Zusammenleben der vielen Ethnien in dem Land. Bolivien stelle mit seinem kulturellen und ethnischen Reichtum einen "bleibenden Aufruf zu gegenseitigem Respekt und zum Dialog" zwischen der alteingesessenen und der gegenwärtigen Bevölkerung dar. "Wie viel Freude bereitet es uns zu wissen, dass das Spanische, das in diese Länder gebracht wurde, heute mit 36 indigenen Sprachen zusammenlebt und sich vermischt", sagte der 78-Jährige, der frenetisch gefeiert wurde.

"Willkommen in La Paz"

Entlang der 15 Kilometer langen Route des Papamobils herunter zum auf 3600 Meter gelegenen Regierungssitz La Paz hatten die Menschen teilweise in Zelten übernachtet, um einen guten Blick zu erhaschen. Der Tag war zum Feiertag erklärt worden, überall sangen die Menschen "Willkommen in La Paz".

Morales ist zwar einerseits auf Konfrontationskurs mit der heimischen Kirche, umschmeichelt den Papst aber als Verbündeten im Kampf gegen Armut und Ausgrenzung. Mehrfach pries er ihn als "Bruder". Kirchliche Organisationen werfen dem ersten indigenen Präsidenten des Landes aber eine Instrumentalisierung des Besuches vor, da dieser im eigenen Land oft gegen die katholische Kirche gerichtet agiere. Streitpunkte sind etwa Interventionen im Bildungsbereich, zudem betrachtet Morales viele Bischöfe als Oppositionelle.

Wirtschaftliche Blüte

Der Andenstaat hat im Zuge der Verstaatlichung des Erdgassektors deutliche Schritte nach vorn zum Beispiel zur Verbesserung von Infrastruktur und Gesundheitsversorgung gemacht und wies zuletzt ein Wirtschaftswachstum von rund fünf Prozent auf. Das Bruttoinlandsprodukt beträgt aber nur 2750 US-Dollar pro Kopf. Und es gibt riesige Einkommensunterschiede und viel Armut. Das Land ist stark katholisch geprägt, es gibt aber einen großen Einfluss evangelikaler Pfingstkirchen und von Naturreligionen, die gerade bei der indigenen Bevölkerung verbreitet sind. Daher soll die Papst-Visite auch der Stärkung der katholischen Kirche dienen.

Eindringlich warnte Franziskus vor reinem Profitstreben. "Wenn es sich beim Wachstum um ein bloß materielles handelt, läuft man immer Gefahr, wieder neue Unterschiede zu schaffen, bei denen der Überfluss der einen auf dem Mangel der anderen beruht."

Wegen der Höhe der Zielortes war vereinbart worden, dass der Papst, der seit seiner Jugend nur noch einen voll funktionierenden Lungenflügel hat, nach wenigen Stunden weiter nach Santa Cruz ins Tiefland reist. Dort werden an diesem Donnerstag zu einer Messe eine Million Gläubige erwartet, darunter tausende Katholiken aus der argentinischen Heimat von Franziskus.

Rechte der Indigenen

Bolivien ist die zweite Station seiner einwöchigen Südamerika-Reise. Zuvor hatte er Ecuador besucht. Dort hatte sich der Papst vor allem für die Rechte der indigenen Bevölkerung und die Förderung der Familien eingesetzt. Zugleich kritisierte er autoritäre Tendenzen unter den Regierungen Lateinamerikas und prangerte die Zerstörung des Regenwaldes im Amazonasgebiet an.

Letzte Station der einwöchigen Südamerika-Reise ist von Freitag bis Sonntag Paraguay. Dort werden nach Angaben des örtlichen Wetterdienstes teils heftige Regenfälle erwartet. Franziskus besucht dort das Elendsviertel Banado Norte, das besonders von Überschwemmungen durch Starkregen betroffen ist.

kle/qu (kna, dpa, ape, afp)