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Papst empfängt Revolutionsführer

29. März 2012

Zum Abschluss seiner Kuba-Reise hat Benedikt XVI. Ex-Staatschef Fidel Castro getroffen. Beide sprachen über Gott und die Welt. Zuvor hatte der Papst eine Messe zelebriert - mit einer ungewöhnlich politischen Predigt.

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Fidel Castro und Papst Benedikt (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

"Kuba und die Welt brauchen Wandel", betonte Papst Benedikt XVI. vor Hunderttausenden von Gläubigen auf dem zentralen Platz der Revolution in der Hauptstadt Havanna. Veränderungen werde es aber nur geben, wenn jeder Einzelne über die Mittel verfüge, nach der Wahrheit zu fragen und auch brüderlich zu handeln. "Auf der anderen Seite gibt es diejenigen, die diese Suche nach der Wahrheit falsch interpretieren, was sie zu Irrationalität und Fanatismus führt. Sie verschließen sich in 'ihrer Wahrheit' und versuchen, sie anderen aufzuzwingen", sagte Benedikt.

Gläubige in Havanna (Foto: Reuters)
Hunderttausende Kubaner begrüßen den PapstBild: Reuters

Kritische Worte

Zwar nannte der Papst die kubanische Regierung nicht beim Namen, seine Äußerungen waren aber nach Einschätzung von Geistlichen eine deutliche Kritik an den Zuständen in dem Karibikstaat. An dem Gottesdienst nahm auch Präsident Raul Castro teil, mit dem das katholische Kirchenoberhaupt bereits zuvor zusammengetroffen war.

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International wurden Oppositionelle und Dissidenten von den Behörden daran gehindert, an der Messe teilzunehmen. Zahlreiche Regimekritiker seien in ihren Häusern festgesetzt worden, berichtete die Opposition.

"Herzlich und intensiv"

Im Anschluss an den Gottesdienst kam der Papst in der Apostolischen Nuntiatur in Havanna mit dem früheren Staatschef und Revolutionsführer Fidel Castro zusammen. Der schwerkranke 85-Jährige hatte Benedikt selbst um einen kurzen Besuch gebeten. Beide hätten ein "herzliches und intensives" Gespräch miteinander geführt, berichtete Vatikan-Sprechers Federico Lombardi. "Es war eine sehr lebendige Diskussion, ein echter Meinungsaustausch." Fidel Castro habe dem Papst mehrere Fragen gestellt, um dessen Meinung zu bestimmten Themen zu hören, fügte Lombardi hinzu. Auch habe sich Fidel Castro dafür interessiert: "Was macht ein Papst, was sind seine Mission und seine Aufgabe?"

Papst trifft Revolutionsführer Fidel Castro

Kurz vor seinem Rückflug nach Rom übte Benedikt noch Kritik am seit fünf Jahrzehnten bestehenden US-Embargo gegen Kuba. Mit Blick auf die mangelhafte Versorgung der Bevölkerung sprach er von einer Situation, "die verschlechtert wird, wenn restriktive wirtschaftliche Maßnahmen, die von außerhalb des Landes verhängt wurden, die Bevölkerung in unfairer Weise belasten". Das Handels- und Finanzembargo war 1962 in Kraft getreten, nachdem die kubanische Regierung Besitz von Bürgern und Unternehmen der USA enteignet hatte.

wa/fw (dpa, dapd, kna, rtr)