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Papst Benedikt warnt vor Terror und Egoismus

25. Dezember 2008

Papst Benedikt hat zu Frieden und Gerechtigkeit aufgerufen und die Folgen von Krieg, Terror und Egoismus beklagt. Deutsche Kirchenvertreter appellierten an die soziale Verantwortung von Politikern und Managern.

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Papst Benedikt auf dem Zentralbalkon des Petersdoms (25.12.2008, Quelle: AP)
"Urbi et Orbi - der Stadt und dem Erdkreis" - Papst Benedikt spendete den traditionellen WeihnachtssegenBild: AP

Vor Zehntausenden Gläubigen, darunter viele Deutschen, wandte sich Papst Benedikt XVI. am ersten Weihnachtstag (25.12.2008) auf dem Petersplatz in Rom eindringlich gegen die "niederträchtige Logik der Konfrontation und der Gewalt". Benedikt forderte dazu auf, den Weg des Dialogs und der Verhandlungen zu gehen, "um die Spannungen innerhalb der einzelnen Länder zu überwinden und gerechte und dauerhafte Lösungen zu finden."

Weihnachtsmesse im Petersdom (25.12.2008, Quelle: AP)
Festliche Stimmung im Petersdom: "In dieser Nacht denken wir besonders an die Kinder, denen die Liebe der Eltern versagt ist", so BenediktBild: AP

Weihnachten sei ein Fest des Lichts, das die Dunkelheit vertreibe, sagte der Papst. "Das göttliche Licht von Bethlehem verbreite sich im Heiligen Land, wo sich der Horizont für die Israelis und die Palästinenser erneut zu verfinstern scheint, es verbreite sich im Libanon, im Irak und im ganzen Mittleren Osten".

Leid der Kinder

In seiner traditionellen Mitternachtsmesse hatte Benedikt an das Leid ausgebeuteter und missbrauchter Kinder erinnert. Er rief die Gläubigen dazu auf, diesen Kindern zu helfen. "In dieser Nacht denken wir daher besonders auch an die Kinder, denen die Liebe der Eltern versagt ist. An die Straßenkinder, denen kein Zuhause geschenkt ist. An die Kinder, die als Soldaten missbraucht und zu Werkzeugen der Gewalt gemacht werden, anstatt Träger der Versöhnung und des Friedens sein zu dürfen. An die Kinder, die durch die Porno-Industrie und durch all die schändlichen Formen des Missbrauchs bis in die Tiefe ihrer Seele hinein verwundet werden", erklärte der 81-jährige Papst in seiner auf Italienisch gehaltenen Predigt im Petersdom.

"Finanzkrise darf Christen nicht gleichgültig sein"

In Deutschland appellierten führende Kirchenvertreter in Weihnachtsgottesdiensten an die soziale Verantwortung von Politik, Wirtschaft und jedem Einzelnen. In den Festpredigten spielte vor allem die Finanzkrise eine zentrale Rolle. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, sagte, es könne Christen nicht gleichgültig sein, wenn die Wirtschaftskrise viele in Bedrängnis zu bringen drohe. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Bischof Wolfgang Huber, prangerte das Gewinnstreben von Managern an.

Angesichts der Wirtschaftskrise rief Zollitsch bei seiner Weihnachtspredigt im Freiburger Münster zu mehr sozialer Verantwortung und Vertrauen im Umgang miteinander auf. Man könne nicht die an Weihnachten gefeierte Solidarität Gottes mit den Menschen rühmen und preisen, "uns selbst aber davonstehlen, wo an unserer Nachbarstür oder auch in der Gesellschaft ein Miteinander in einer neuen Haltung gefragt ist", sagte der Erzbischof am Donnerstag. Zollitsch sprach sich für Hilfsmaßnahmen zum Erhalt von Banken und Schlüsselindustrien aus, warf aber zugleich die Frage auf, ob dabei genügend an die Menschen gedacht werde, denen all dies zugute kommen soll. "Es macht mehr als nachdenklich, wenn wir über Nacht zur Lösung von Finanz- und Wirtschaftsproblemen Milliardenbeträge bereitstellen und andererseits die Mittel fehlen, um das Kindergeld um mehr als zehn Euro im Monat zu erhöhen oder die Bezuschussung für Kindergärten und Schulen in der erforderlichen Weise auszubauen", sagte er.

Huber verweist auf Armentafeln

Der evangelische Bischof Huber forderte in seiner Weihnachtsbotschaft von den Gläubigen mehr Solidarität. "Meine Sorge gilt ganz besonders denen, die in wachsender Zahl an den Türen der Suppenküchen warten, die auf eine Mahlzeit bei der Armentafel hoffen, weil sie sich anderes schlicht nicht leisten können." Vor allem Kinder gehörten in einem beängstigend hohen Maß dazu. Huber dankte denjenigen, die sich für die Benachteiligten einsetzen. Hilfe für die an den Rand Gedrängten müsse aber auch nachhaltig angelegt sein, damit sie wieder am Leben der Gesellschaft teilnehmen und mit eigener Kraft den Lebensunterhalt erwerben könnten.

In einem Interview der "Berliner Zeitung" prangerte der EKD-Ratsvorsitzende das Gewinnstreben von Managern an. Er erwarte, dass nie wieder ein Vorstandsvorsitzender der größten deutschen Bank ein Renditeziel von 25 Prozent vorgebe, sagte Huber in Anspielung auf Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann. Nachhaltige Wertsicherung müsse Vorrang vor dem kurzfristigen Gewinn und der Bezahlung der Bankiers haben. (mag)