Phola - Das neue Album von Hugh Masekela
11. Mai 2009Was macht man als Musiker vom Rang eines Hugh Masekela, wenn man Siebzig wird? Man genießt kein beschauliches Rentnerdasein, sondern veröffentlicht eine neue CD und tourt um die Welt. "Phola", sein erstes Studio-Album seit vier Jahren, hält was der Titel verspricht. In Johannesburgs aus vielen Sprachen gemixtem Straßen-Slang bedeutet "phola" soviel wie entspannen, sich beruhigen. Die Instrumentierung ist sparsam, die Arrangements sind transparent, und doch atmet die Musik Intensität und ist über weite Strecken tanzbar. Und noch immer ist Hugh Masekela an seinem rhythmisierten, von Stakkato-Phrasen geprägten Personalstil auf dem Flügelhorn, der sich bereits in seiner ersten Aufnahme von 1957 andeutete, schon nach wenigen Tönen zu erkennen.
Autobiografisches
Zwei Songs der Platte sind sehr persönlich. "Sonnyboy" erzählt davon, wie seine Eltern die musikalische Leidenschaft ihres kleinen Sohnes und sein Talent schon früh entdeckten und nach Kräften förderten. In "Ghana" beschreibt Hugh Masekela, wie er 1977 auf dem Pariser Flughafen eine junge Frau aus dem westafrikanischen Land kennenlernte, ohne zu ahnen, dass er sie 21 Jahre später heiraten würde.
Politik
Hugh Masekela, der wegen seiner Kritik an der Apartheid drei Jahrzehnte im Exil in den USA und verschiedenen Ländern Afrikas verbringen musste, lässt sich auch heute nicht den Mund verbieten. Sein Lied "Change", in dem er viele der skrupellosen Diktatoren Afrikas beim Namen nannte, führte dazu, dass er im Simbabwe von Robert Mugabe seit sieben Jahren Auftrittsverbot hat. Auf der neuen CD "„Phola" finden sich gleich drei dezidiert politische Songs. "Weather" beschreibt Klima-Wandel und politische Korruption als zwei Seiten einer Medaille, die es gleichermaßen anzugehen gilt. "Bring It Back" ist eine Abrechnung mit ehemaligen Befreiungskämpfern, die sich nach dem Sieg in korrupte Funktionäre verwandeln, gerade für Südafrika ein hochaktuelles Thema. Und dem Stück "Hunger" ist aller musikalischen Harmonik zum Trotz die Wut anzuhören angesichts einer Welt, in der Millionen hungern müssen, obwohl es eigentlich genug für alle gibt.
Musikalische Grenzüberschreitungen
Mehrere Stücke des Albums wurden in Maputo mit mosambikanischen Musikern aufgenommen, was den Songs einen eigenen Sound verleiht. Und Produzent Erik Paliani, einer der vielen Immigranten in Südafrikas Musikszene, steuerte ein Lied aus seiner Heimat Malawi bei. Mit Paliani an der Gitarre und einer neuen, stark verjüngten Band ist Hugh Masekela momentan in Deutschland unterwegs.
CD-Tipp: Hugh Masekela "Phola", Label World Connection
Autor: Wolfgang König
Redaktion: Matthias Klaus