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Palästinenser stirbt an Folgen des Anschlags

8. August 2015

Eine Woche nach dem Tod eines palästinensischen Kleinkinds bei einem Brandanschlag im Westjordanland ist auch der Vater der Familie gestorben. Verübt haben den Anschlag mutmaßlich jüdischer Fanatiker.

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Palästinensisches Kleinkind, das bei Brandanschlag jüdischer Extremisten getötet wurde (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Saad Dawabscha erlag in einem israelischen Krankenhaus seinen schweren Brandverletzungen, wie ein Vertreter der Palästinensischen Autonomiebehörde mitteilte. Auch die Familie bestätigte den Tod.

Auf das Haus der Familie und ein weiteres Gebäude in dem Dorf Duma im Norden des Westjordanlands waren in der Nacht zum Freitag vergangener Woche Brandsätze geworfen worden - offenbar von radikalen jüdischen Siedlern. In den Flammen verbrannte der 18 Monate alte Sohn Ali. Auch die Mutter und der vierjährige Bruder des Kleinkindes wurden lebensgefährlich verletzt. Ihre Verbrennungen werden weiter in einer Klinik bei Tel Aviv behandelt. Da am Tatort hebräische Inschriften gefunden wurden, gehen israelische Sicherheitsbehörden von einem terroristischen Akt fanatischer Juden aus.

Regierung reagiert mit Härte

Der Anschlag hatte international Entsetzen ausgelöst und in Israel eine Debatte über den Umgang des jüdischen Staates mit radikalen Siedlern ausgelöst. Angesichts des Drucks auch aus dem Ausland verurteilte die Regierung von Premier Benjamin Netanjahu den Angriff, der von "jüdischen Terroristen" verübt worden sei, in ungewöhnlich scharfen Worten.

Auch das israelische Verteidigungsministerium hatte mit einer außergewöhnlichen Maßnahme auf die jüngste Gewaltserie reagiert. Das Ministerium erlaubte die Verhängung der sogenannten Administrativhaft, das Festhalten von Verdächtigen ohne Anklage und Verteidigung, auch gegen jüdische Extremisten. Bislang wurde Administrativhaft nur gegen mutmaßliche palästinensische Gewalttäter verhängt.

Wechselseitige Attacken unversöhnlicher Kreise

Radikale Siedler attackieren regelmäßig Palästinenser und deren Häuser, umgekehrt sind Siedler auch immer wieder Ziel von Angriffen radikaler Palästinenser. Die jüdischen Extremisten selbst sehen die Attacken als Vergeltung. Nach ihrer Darstellung handelt es sich um Rache für das Vorgehen israelischer Behörden gegen jüdische Siedler, die illegale Außenposten auf Bergrücken im Westjordanland errichten. Aus dem Kreis der sogenannten Hügel-Jugend stammen die meisten der gewaltbereiten jüdischen Rechtsextremisten, die den israelischen Staat und seine Gesetze aus religiösen Gründen nicht anerkennen.

Im Bemühen um die Eindämmung von Gewalttaten jüdischer Extremisten hat Israel nach dem Anschlag auf die Familie Dawabscha mit Meir Ettinger einen der prominentesten Köpfe der radikalen Siedler vorerst festgesetzt. Ob der religiöse Fanatiker in den Brandanschlag auf die palästinensische Familie verwickelt ist, ist jedoch weiter unklar. Ettinger ist seit längerem im Visier des Geheimdienstes Schin Beth und der Sicherheitsbehörden. Er ist ein Enkel des rechtsextremen Rabbiners Meir Kahane und soll eine führende Rolle in einer Gruppe gewaltbereiter junger jüdischer Fanatiker aus dem Siedlermilieu im Westjordanland spielen.

qu/se (afp, APE, rtre, dpa)