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Palästinenser melden Erfolge gegen IS

10. April 2015

Nach dem spektakulären Bündnis mehrerer Palästinenserfraktionen mit dem Assad-Regime melden die Palästinenser erste Erfolge gegen die IS-Terrorarmee. Verwirrung herrscht über die Rolle der PLO-Spitze in Ramallah.

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Syrien Flüchtlingslager Jarmuk bei Damaskus (Foto: picture-alliance/epa)
Bild: picture-alliance/epa/Y. Badawi

Palästinensische Milizen haben sich im Flüchtlingslager Jarmuk am südlichen Stadtrand der syrischen Hauptstadt Damaskus schwere Kämpfe mit der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) geliefert. Syrische Regimekräfte hätten die islamistischen Extremisten zugleich mit Artillerie beschossen und Fassbomben abgeworfen, teilte die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Über Tote und Verletzte machte die Organisation keine Angaben.

Die Palästinenser rückten nach eigenen Angaben bis in das Zentrum des Camps vor. Die islamistischen Extremisten kontrollierten nur noch rund ein Drittel des Lagers, sagte ein Sprecher der Milizen der Deutschen Presse-Agentur. Eine unabhängige Bestätigung dafür gab es nicht. In den vergangenen Tagen hatte es geheißen, der IS beherrsche rund 90 Prozent von Jarmuk.

Was will die PLO ?

Derweil sorgte die Palästinensische Befreiungsfront PLO am Sitz der Autonomiebehörde in Ramallah für Verwirrung. In einer Erklärung der Organisation heißt es: "Wir lehnen es kategorisch ab, bewaffnete Konfliktpartei" in Jarmuk zu werden. Die PLO arbeite auf ein Ende jeglicher Gewalt und bewaffneter Kämpfe in Jarmuk hin. Man wolle verhindern, dass das Flüchtlingslager noch stärker zerstört wird. Die Palästinenser wollten nicht in eine militärische Operation hineingezogen werden.

Das steht in krassem Widerspruch zu einer Erklärung des PLO-Gesandten Ahmad Madschdalani. Der hatte am Donnerstag erklärt, 14 Fraktionen der Palästinenser wollten gemeinsam mit der syrischen Armee gegen die Extremisten vorgehen. Ziel sei es, den IS aus dem Lager zu vertreiben. Dies sei nur durch eine Militäraktion möglich.

Cholera und Diphterie

Im Lager selbst hatte lange Zeit das prosyrische Generalkommando der Volksfront zur Befreiung Palästinas – Generalkommando (PFLP – GGC) das Sagen. Andere Quellen behaupten, die meisten Palästinenser in Jarmuk bekämpften das Regime von Präsident Baschar al-Assad.

Jarmuk selbst wird nach den Worten von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon immer mehr zum Todeslager. Und der Sprecher des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge, UNRWA, Chris Genieß, sagte, das Flüchtlingslager habe "das untere Ende der Hölle" erreicht. Ein Sprecher der Hilfsorganisation Medico International berichtete von Fällen von Cholera und Diphterie.

EU dringt auf Eihaltung des Völkerrechts

Hohe EU-Vertreter haben in der Syrien-Krise vor einem neuen Massaker im dem Camp gewarnt. Die Sicherheitslage und die humanitäre Situation hätten sich "von schlecht zu noch schlimmer" entwickelt, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini und des zuständigen EU-Kommissars Christos Stylianides. Unschuldige Menschen würden als menschliche Schutzschilde auf beiden Kampfseiten benutzt.

Die EU rief alle Beteiligten auf, internationales Recht anzuerkennen. Das Lager, in dem rund 16.000 Menschen leben, müsse mit Hilfsgütern versorgt werden. Zudem müssten Flüchtlinge, die dies wollten, das Lager sicher verlassen können.

Die Bundesregierung hat zusätzliche Hilfe für Jarmuk in Aussicht gestellt. Man habe UNRWA im vergangenen Jahr bereits 6,4 Millionen Euro zur Unterstützung des Lagers zur Verfügung gestellt. "Wir stehen auch jetzt im Kontakt mit den Vereinten Nationen, um zu schauen, wie wir weiter helfen können", sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin.

gmf/SC (afp, dpa, kna)