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Ein Jahr danach

8. Oktober 2006

Ein Jahr nach dem schweren Erdbeben in Pakistan haben Hilfsorganisationen die anhaltende Not der Opfer beklagt. Die erste Not sei zwar gelindert, unbefriedigend sei jedoch die schleppende Neuerrichtung von Häusern.

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Mann sitzt vor einem riesigen Trümmerhaufen.
Ladenbesitzer in einer HauptstraßeBild: AP

Das Erdbeben in Südasien vom 8. Oktober 2005 galt mit einer Stärke von 7.6 auf der Richterskala als das schwerste in der Gegend seit einem Jahrhundert. Im Norden Pakistans richteten die Erdstöße in einer Region von der Größe Belgiens schwere Schäden an, hier starben zwischen 70.000 und 80.000 Menschen. Die Gesamtzahl der Obdachlosen beliefen sich auf etwa 3,3 Millionen.

Das Beben zerstörte in Pakistan rund 600.000 Häuser. Teilweise rissen Erdrutsche ganze Dörfer mit in die Täler und in reißende Flüsse. Nach dem Beben lagen außerdem fast 800 Krankenhäuser und Kliniken sowie knapp 6300 Schulen in Trümmern. Auf mehr als 6400 Kilometer Länge wurden Straßen beschädigt oder zerstört. Etliche Strom-, Telefon- und Wasserleitungen wurden unterbrochen.

Weltweite Hilfe

Mann trägt ein Paket auf dem Kopf.
Hilfspaket aus den USABild: AP

Zur Linderung der katastrophalen Folgen setzte anschließend eine internationale Hilfswelle ein. Geberstaaten sagten Pakistan Hilfe in Höhe von insgesamt etwa 6,7 Milliarden Dollar (5,3 Milliarden Euro) zu. Das unerwartet milde Winterwetter trug dazu bei, dass die schlimmsten Befürchtungen nicht eintrafen. So hat die Deutsche Welthungerhilfe beispielsweise bislang rund 100.000 Menschen unter schwierigen Bedingungen versorgt.

Ein Kind sitzt verwahrlost vor einem Zelt.
Kind in einem NotlagerBild: AP

Auch die UNICEF hat eine insgesamt positive Hilfsbilanz gezogen. Ein Massensterben unter den Obdachlosen sei verhindert worden, erklärte das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen. Trotz Kälte und schlechter hygienischer Verhältnisse sei es nicht zu befürchteten Masern- oder Durchfallepidemien gekommen. UNICEF appellierte an die internationale Gemeinschaft, den Wiederaufbau in der Region Kaschmir weiter zu unterstützen. Der Instandsetzung von Schulgebäuden, Krankenstationen, Wasserwerken und Häusern komme nur langsam voran. Immer noch seien viele Orte unzugänglich und die Straßen durch Erdrutsche und Schutt versperrt. Zwar könnten heute bereits wieder 320.000 Grundschulkinder zur Schule gehen, die meisten seien aber nur in provisorischen Zeltschulen untergebracht. Im September lebten nach Angaben der staatlichen Wiederaufbaubehörde ERRA noch 25.000 bis 30.000 Menschen in Zelten.

Angst vor dem Winter

In der Region haben heue 1,5 Millionen Menschen noch immer keinen ausreichenden Zugang zu sauberem Wasser. Zu den aktuell 400.000 Obdachlosen, bereiten sich die Vereinten Nationen darauf vor, dass im bevorstehenden Winter weitere 30.000 Menschen aus höher gelegenen Ortschaften in den Tälern Schutz suchen werden. Die Lage in diesem Winter werde zwar kontrollierbar sein, sagt Jan Vandermoortele, der UN-Koordinator für Pakistan: "Die Leute machen sich nur Sorgen darüber, wie hart der Winter werden wird."

Hubschrauber fliegt über einem bergigen Gebiet, auf dem tausende Menschen zu sehen sind.
Militärhubschrauber versorgt unwegsames GebietBild: AP

Angesichts der anhaltenden Notlage bereitet die US-Armee und die Vereinten Nationen die Wiederaufnahme ihre Hilfsflüge ins Katastrophengebiet vor. Die US-Streitkräfte teilten mit, ihre Transportflugzeuge hätten bereits begonnen Hilfsgüter in die Hauptstadt Islamabad zu fliegen. Transporthubschrauber stünden bereit, um die Hilfsgüter - darunter mehr als 10.000 Wellblechdächer - vor dem Winterbeginn in die Berge zu bringen. Die Vereinten Nationen gaben bekannt, ihre Hubschrauber würden von November bis Februar Nahrungsmittel und andere Hilfsgüter in das unwegsame Katastrophengebiet fliegen. Allerdings fehle zur Finanzierung der Einsätze noch ein Drittel der veranschlagten 4,5 Millionen Dollar (3,5 Millionen Euro). (cin)