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Pakistan rechtfertigt Warnung vor indischem Atomtest

Michael Knigge13. Februar 2002

Die Warnung des pakistanischen Präsidenten vor einem möglichen neuen indischen Atomwaffentest basiert nach den Worten des pakistanischen Botschafters in Deutschland auf vorliegendem Beweismaterial.

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Pakistans Militärmachthaber Pervez MusharrafBild: AP

"Ich bin mir sicher, dass der Präsident, als er diese Erklärung abgeben hat, genügend Beweise hatte, um diese Aussage zu untermauern," sagte der pakistanische Botschafter in Deutschland, Asif Ezdi, in einem Interview mit DW-WORLD. Details der Beweise, die Pakistan den Angaben zufolge vorliegen, nannte er nicht. "Ich bin nicht der Ansicht, dass Tatsachen in Bezug auf diese Angelegenheiten vor der Presse enthüllt werden," sagte Ezdi. "Dies sind Angelegenheiten, die die Regierungen für sich behalten und untereinander austauschen, aber ich denke nicht, dass es sich dabei um Dinge handelt, über die die Medien informiert werden."

Der pakistanische Präsident Pervez Musharraf hatte am Dienstag in Washington vor einem möglicherweise bevorstehenden Atomwaffentest Indiens gewarnt. Indien hat dies dementiert.

Begründete Warnung vor vier Jahren

Zur Unterstützung der pakistanischen Warnung vor einem möglichen indischen Atomwaffentest verwies der pakistanische Botschafter auf die von Indien 1998 durchgeführten Nuklearwaffentests. Auch damals habe Pakistan vor den Tests gewarnt, sei jedoch mit seiner Warnung international zumeist auf taube Ohren gestossen. "Aber wir wurden bestätigt", betonte Ezdi unter Verweis auf die von Indien im Frühjahr 1998 gestartete Serie von Atomwaffentests.

Keine Auslieferung ohne Beweise

Die von Indien wiederholt geforderte Auslieferung von 20 Personen, die mit Terrorangriffen in Verbindung gebracht werden, lehnte Botschafter Ezdi ab. "Wir haben diese Liste erhalten und wir haben die Inder informiert, dass wenn sie Beweise für die Verwicklung dieser Leute in Terroranschläge haben, sie uns diese Beweise vorlegen müssen. Und sie haben uns keine glaubhaften Beweise vorgelegt, die ihre Forderung gegenüber Pakistan unterstützen." Seine Regierung sei auch weiterhin bereit, jeden Beweis Indiens zu prüfen, fügte Ezdi hinzu. Einer Auslieferung von Verdächtigen an Indien müsste aber immer erst ein pakistanisches Gericht zustimmen.

Freiheitskampf in Kaschmir ist kein Terrorismus

Nach Angaben von Botschafter Edzi lehnt Pakistan grundsätzlich jede Form und Ausprägung des Terrorismus ab. "Wir haben niemals Terrorismus von irgend jemandem gegen irgend ein Land unterstützt." Allerdings dürfe man den Freiheitskampf in Kaschmir nicht als Terrorismus bezeichnen, sagte Edzi. Die Bevölkerung Kaschmirs fordere das Recht auf Selbstbestimmung. Pakistan vertrete dieses Selbstbestimmungsrecht der Menschen und betrachte den Kaschmir-Konflikt als politisches Problem. "Das Problem liegt in Indiens Wunsch, das Problem durch Gewalt und durch militärische Mittel zu lösen", sagte der pakistanische Botschafter. Zu diesem Zweck habe Indien 700.000 Soldaten in der Region stationiert.

Pakistan sei stets zu Gesprächen mit Indien bereit, jedoch habe Indien einen Dialog immer wieder abgelehnt, sagte Ezdi. "Die Welt muss die Inder überzeugen und dahingehend beeinflussen, dass sie einem Dialog zur Lösung des Kaschmir-Problems zustimmen." Deutschland und die EU sollten weiterhin ihren Einfluss auf beide Länder geltend machen. "Die Deutschen haben sich schon sehr bemüht einen Dialog anzustossen, bisher ohne Erfolg", sagte Ezdi.