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Osteuropa-Bank tagt erstmals in Belgrad

19. Mai 2005

Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung unterstützt den Reform-Prozess in den demokratischen Staaten Osteuropas und Zentralasiens. Zum ersten Mal findet die Jahrestagung der Osteuropa-Bank in Belgrad statt.

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Die Osteuropabank (EBRD) zu Gast in Serbien-Montenegro

Die serbische Hauptstadt ist Gastgeber des Treffens der Osteuropa-Banker. Unter dem Motto "Brücken bauen – Wohlstand fördern" findet am 22./23. Mai erstmals in Belgrad die Jahrestagung der Osteuropa-Bank (EBRD) statt. Der Zeitpunkt ist günstig für die Serben. Die Präsenz internationaler Politiker und Repräsentanten aus Wirtschaft und Finanzwelt könnte mithelfen, die Region möglichst schnell an die Europäische Union heranzuführen. Denn die Europäische Kommission hat erst kürzlich Serbien-Montenegro in einer Machbarkeitsstudie bescheinigt, auf einem guten Weg zu sein.

Zeichen der Hoffnung in Südosteuropa

Martin Raiser aus der volkswirtschaftlichen Abteilung der EBRD im Ressort Länderstrategien sah bereits in der jüngeren Vergangenheit gute Zukunftsperspektiven für die Region, was sich durch die aktuelle regionale Zusammenarbeit mit Freihandelsabkommen auf dem Balkan noch verbessern dürfte. Er erklärt: "Das hoffnungsvolle Zeichen aus Osteuropa ist, dass mit dem derzeitigen Trend eine Konvergenz der Einkommen geschaffen werden könnte."

Das größte Reformtempo haben im vergangenen Jahr die EU-Aspiranten Rumänien, Bulgarien und Kroatien vorgelegt. Als Beispiele nennt die Osteuropabank die Privatisierung großer Staatsbetriebe in Rumänien, die Modernisierung des Bankensektors in Bulgarien und die Verbesserung der Infrastrukturen in Kroatien. Dennoch bleibt das Gefälle zwischen den osteuropäischen und zentralasiatischen Staaten enorm. Martin Raiser: "Wenn Sie sich ein Land wie Slowenien anschauen, das mit seinen Einkommen nicht weit vom EU-Durchschnitt entfernt ist und dann auf der anderen Seite ein Land wie Tadschikistan, das mit einem durchschnittlichen pro-Kopf-Einkommen von 180 Dollar im Jahr angesiedelt werden muss unter den afrikanischen Staaten - was das Entwicklungsniveau angeht, dann sind die Unterschiede natürlich riesig."

Spitzenreiter Ostmitteleuropa

Spitzenreiter beim wirtschaftlichen Wachstum sind dabei nicht die neuen EU-Staaten, sondern die weiter östlich liegenden Länder. Während Polen im Jahr 2004 auf ein Wachstum von über fünf Prozent kam und Länder wie Tschechien und Ungarn es auf Werte von über drei Prozent brachten, prognostiziert die EBRD für Russland, die Ukraine und Kasachstan auch in Zukunft sogar Zuwächse beim Bruttoinlandsprodukt zwischen sieben und zehn Prozent. Motoren der guten Konjunktur in Mittel- und Osteuropa sind die wachsende Wettbewerbsfähigkeit der Waren dieser Länder auf den internationalen Märkten und ihr steigender Export in den Westen.

Russland und die GUS ganz oben auf der Agenda

Ganz oben auf der Agenda der Osteuropa-Bank steht die Geschäftsausweitung mit Russland - das bereits gut die Hälfte aller Infrastruktur- und der zweihunderttausend Kleingewerbe-Kredite beansprucht und beispielsweise im Jahr 2002 mit 1,29 Milliarden Euro ein Drittel aller Neuzusagen bekam. Die so genannte GUS -7-Gruppe mit Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Kirgisistan, Moldova, Tadschikistan und Usbekistan als den sieben ärmsten Länder der UdSSR-Nachfolge-"Gemeinschaft Unabhängiger Staaten" rückt nun stärker in den Fokus. Dort lebt in Drittel der Menschen in absoluter Armut, weshalb sich die EBRD mit besonderem Nachdruck auf dem Kaukasus und in Zentralasien engagieren will.

Ein Unsicherheitsfaktor für die weitere wirtschaftliche Entwicklung ist jedoch die politische Lage etwa in Usbekistan. Die Osteuropabank hat ihre Tätigkeit dort auf ein Minimum heruntergefahren, weil die Regierung nicht zu einem offenen Dialog bereit war.

Klaus Feldkeller
DW-RADIO, 19.5.2005, Fokus Ost-Südost