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Putin beim Papst

Marcus Bösch13. März 2007

Der russische Präsident Putin redet mit dem Papst in Rom. Vorbei die Zeiten der Konfrontation zwischen Kirchenstaat und Kreml. Ändert sich auch das schwierige Verhältnis von russisch-orthodoxer Kirche und Katholiken?

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Präsident Putin und Papst Benedikt XVI. (Quelle: AP)
Putin beim Papst: Reden auch über ReligionBild: AP

Die Aussöhnung der Kirchen ist eines der besonderen Anliegen von Papst Benedikt XVI. Entsprechend war das Verhältnis von Katholiken und Orthodoxen auch eines der Hauptthemen der 25-minütigen Audienz des russischen Präsidenten Wladimir Putin am Dienstag (13.3.07), wie der Vatikan nach dem auf Deutsch geführten Gespräch mitteilte.

Gespanntes Verhältnis

Schon als Kurienkardinal Joseph Ratzinger arbeitete Benedikt an einer möglichen Reise des Papstes Johannes Paul II. nach Moskau. Dazu kam es aber nie. Die Beziehungen zwischen russisch-orthodoxer und katholischer Kirche sind eher schlecht.

"Es herrschte kein Krieg, aber die Beziehungen waren doch sehr angespannt", sagt Thomas Bremer. Der Dozent für theologische Ökumene an der Universität Münster hat sich eingehend mit der orthodoxen und der katholischen Sichtweise befasst. Die katholische Kirche in Russland habe Bistümer und eine Kirchenprovinz gegründet. Dies sei ihr von der russischen Kirche sehr übel ausgelegt worden, so Bremer: "Es gab eine Reihe von massiven Vorwürfen."

Unterschiedliche Auffassungen

Orthodoxe in Moskau zünden Kerzen an (Quelle: AP)
Trotz Vorwürfen: Orthodoxe und Katholiken zünden in Kirchen Kerzen anBild: AP

Die Vorwürfe von orthodoxer Seite: Die katholische Kirche wolle auf russischem Territorium Gläubige abwerben. Ein grundsätzliches Problem. Denn was für die Katholiken ganz einfach Religionsfreiheit ausmacht – Warum soll man einen bisher Ungläubigen nicht zum eigenen religiösen Glauben bringen? – berührt beim Russisch-Orthodoxen das ureigenste Verständnis des kanonischen Territoriums. Die orthodoxe Kirche möchte nicht, dass ihre Mitglieder zum Katholizismus übertreten.

Beziehungen verbessern

Hinzu kamen innerslawische Animositäten. Denn ein polnischer Papst und ein russischer Patriarch verstanden sich per se weniger gut. Da hat sich seit der Amtseinführung Benedikts XVI. einiges getan, sagt auch der Ökumene-Minister des Vatikans, Kardinal Kaspar: "In der Zwischenzeit hat sich doch ein großes Vertrauen eingestellt. Vertrauen und Freundschaft sind die Voraussetzung dafür, über diese schwierigen Punkte zu sprechen."

Beide Seiten sind offenbar gewillt, die Beziehungen zu verbessern. So bewertet sowohl der Vize-Direktor des Außenamtes des Moskauer Patriarchen Mark Jegorievski als auch der Nuntius des Heiligen Stuhls in der Russischen Föderation, Erzbischof Antonio Mennini, das Treffen positiv.

Wenn Besuch, dann auf neutralem Boden

Patriarch Aleksij II. feiert Ostern (Quelle: AP)
Wird wahrscheinlich Benedikt XVI. treffen: Patriarch Aleksij II.Bild: picture-alliance / dpa/dpaweb

Bis zu einer Begegnung des Moskauer Patriarchen Aleksij II. mit Papst Benedikt ist es aber offensichtlich noch ein weiter Weg. Auch wenn in Rom darüber spekuliert wird, ob es nicht doch bereits einen Überraschungsbesuch im Herbst geben könnte. Bremer ist da skeptisch: "Es gibt so häufig solche Gerüchte und Munkeleien, dass ich dem kein so großes Gewicht einräumen würde." Er glaubt vielmehr, dass eine Zusammenkunft der beiden Kirchenoberhäupter allenfalls auf neutralem Boden stattfinden könnte.

Kärnerarbeit in Kommissionen

Statt öffentlichkeitswirksamer Treffen steht die tägliche Arbeit in ökumenischen Kommissionen auf dem Plan. Nachdem im vergangenen Oktober erstmals seit sechs Jahren eine gemeinsame Theologen-Kommission aus katholischen und orthodoxen Wissenschaftlern und Geistlichen tagte, treffen sich Vertreter der Religionsgruppen weiter. Auf regionaler Ebene schaffen sie ganz konkrete Probleme aus der Welt.