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Werbung für mehr Organspenden

1. Juni 2013

Am "Tag der Organspende" haben Politiker, Ärzte und Kirchenvertreter um mehr Akzeptanz geworben. Ärztepräsident Montgomery bezeichnete die Transplantationsmedizin "so sicher wie nie" - trotz der jüngsten Skandale.

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ARCHIV - In einer Deutschen Klinik wird am 15.11.2007 bei einer Operation einem Spender eine Niere entnommen, die für eine Transplantation vorgesehen ist (Illustration zum Thema Transplantation). Nach Unregelmäßigkeiten bei Organspenden an mehreren deutschen Krankenhäusern sind auch am Universitätsklinikum Leipzig Manipulationen aufgedeckt worden. Bei Patienten, die auf eine Lebertransplantation warteten, seien falsche Angaben gemacht worden, um sie auf der Warteliste der Vergabestelle Eurotransplant nach oben zu schieben, sagte der medizinische Vorstand des Uni-Klinikums Leipzig, Fleig, der Nachrichtenagentur dpa. Foto: Jan-Peter Kasper dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Bild: picture-alliance/dpa

"Organspende geht uns alle an", sagte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr bei der zentralen Veranstaltung zum Tag der Organspende in Essen. Jede Bürgerin und jeder Bürger sollte in einem Organspende-Ausweis die persönliche Einstellung zu dem Thema dokumentieren. "Das schafft Klarheit, auch für die Angehörigen, die dadurch im Ernstfall entlastet werden", so Bahr.

Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr mit Organspende-Ausweis (Foto: Maurizio Gambarini/dpa)
Bundesgesundheitsminister Bahr wirbt für mehr OrganspendenBild: picture-alliance/dpa

Das Vertrauen der Bevölkerung in die Transplantationsmedizin hatte in der jüngsten Vergangenheit durch mehrere Betrugsskandale stark gelitten. So war vor etwa einem Jahr bekannt geworden, dass Ärzte unter anderem an den Universitätskliniken Regensburg und Göttingen Krankenakten manipuliert hatten, damit ihre Patienten auf den Wartelisten für Spenderorgane schneller nach oben rückten. Die Zahl der Organspender ist seitdem um fast 13 Prozent gesunken. Im ersten Quartal dieses Jahres betrug der Rückgang sogar 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Lebensgefährliche Zurückhaltung

Für viele der 12.000 Patienten auf den Wartelisten hat die mangelnde Bereitschaft zur Organspende tödliche Konsequenzen. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums sterben täglich drei Menschen, weil sie kein Spenderorgan bekommen.

Bundesärztekammerpräsident Frank Ulrich Montgomery betonte, die Transplantationsmedizin in Deutschland sei "so sicher wie nie". Die Kontrollen bei der Vergabe von Organen seien völlig ausreichend, eine strengere staatliche Aufsicht sei nicht erforderlich, sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Werbung für Organspende

Der Chef der Deutschen Stiftung Organtransplantation, Rainer Hess, kündigte an, seine Einrichtung werde alles daran setzen, das Vertrauen in den Wert der Organspende wiederherzustellen. Weitere Skandale um manipulierte Wartelisten seien so gut wie ausgeschlossen.

Die Stiftung Patientenschutz forderte dagegen eine umfassende Neuordnung des Organspendewesens. Nötig sei eine Reform des Transplantationsrechts durch den Bundestag. Außerdem sei fraglich, ob die Organspende weiter durch die drei Akteure Bundesärztekammer, Deutsche Stiftung Organspende und Eurotransplant privat organisiert bleiben solle.

Islamgelehrte für Organspende

Neben christlichen Theologen sprachen sich auch zahlreiche Islamgelehrte für die Organspende aus. Zwar sei aus dem Koran nicht direkt abzuleiten, ob eine Organspende erlaubt sei oder nicht, doch ein Vers aus der fünften Koransure werde im positiven Sinne interpretiert: "Wer einen Menschen am Leben erhält, handelt so, als habe er alle Menschen am Leben erhalten." Vor diesem Hintergrund sei eine Organspende eine gute Tat und eine empfehlenswerte Handlung, sagt der türkische Medizinprofessor Ilhan Ilkilic.

mak/kis (dpa, epd)