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Organspende-Skandal wird größer

2. August 2012

Im Organspende-Skandal wird nach Göttingen nun auch gegen eine Klinik im bayrischen Regensburg ermittelt. Hausinterne Überprüfungen brachten Hinweise auf Manipulationen bei Lebertransplantationen.

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Szene aus der Organtransplantation: Hand im Handschuh, freiliegende Niere (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Im Organspende-Skandal am Uniklinikum Regensburg hat die Staatsanwaltschaft nun Ermittlungen aufgenommen. Klink-Direktor Günter Riegger und der bayerische Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch bestätigten, für die Jahre 2004 bis 2006 gebe es insgesamt 23 "erhebliche Verdachtsfälle" der Manipulation von Krankenakten im Zusammenhang mit Lebertransplantationen. Insgesamt seien 110 Akten aus diesem Zeitraum überprüft worden. Nach derzeitigem Stand handele es sich um das Vergehen eines Einzeltäters. Unter Verdacht steht ein Arzt, der auch in Göttingen durch Aktenmanipulationen bestimmten Patienten bevorzugt Spenderorgane verschafft haben soll. Dort war der Fall ins Rollen gekommen.

"Krankhafter Ergeiz"

Minister Heubisch und Klinik-Direktor Riegger erklärten, der direkte Vorgesetzte des verdächtigen Arztes in Regensburg sei beurlaubt worden. Der Vorgesetzte habe mit dem Transplantationsmediziner schon früher in Hannover zusammengearbeitet. Später habe er ihn dann von der Klinik in Göttingen nach Regensburg geholt, bevor er erneut vom Uniklinikum Göttingen abgeworben wurde. Als mögliches Motiv für die Aktenmanipulation nannte Riegger "krankhaften Ehrgeiz und Geltungssucht". Der Arzt habe sich offenbar einen Namen als Transplantationsmediziner machen wollen.

Gegen den nun unter Verdacht stehenden Oberarzt war schon 2005 ermittelt worden. Damals waren nach Angaben des Regensburger Uniklinikums verbotenerweise jordanische Patienten auf eine Warteliste für europäische Transplantationspatienten gesetzt worden. Außerdem war illegalerweise eine Leber in Jordanien transplantiert worden. Damals war in dem besonderen Fall aber entschieden worden, dass das Verhalten des Arztes nicht strafbar, sondern möglicherweise eine Ordnungswidrigkeit gewesen sei. Sollte sich nun im aktuellen Organspenden-Skandal bestätigen, dass Ärzte bestechlich waren und gegen Geld Patienten bevorzugt eine Spenderleber verschafft haben, drohen den Beteiligten empfindliche Haftstrafen.

"Negativ-Einfluss" auf Organspenden

Unterdessen hat der Skandal um Organspenden an den Uni-Kliniken Göttingen und Regensburg zu einem Rückgang der Spendebereitschaft in Deutschland geführt. Die Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), berichtete der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" von mehreren konkreten Fällen, in denen die Angehörigen von potenziellen Organspendern die Entnahme von Organen bei den Verstorbenen unter indirektem oder direktem Verweis auf die Vorgänge an der Uni Göttingen verweigert hätten. "Wir müssen befürchten, dass die aktuelle Verunsicherung rund um das Thema Organspende einen messbaren Negativ-Einfluss auf die Organspendebereitschaft in Deutschland hat", sagte DSO-Geschäftsführerin Ulrike Wirges. "Darunter müssen Tausende von Patienten leiden, deren Leben von einem Spenderorgan abhängt."

hp/fab (afp, dpa, dapd)