1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Oppositionskandidatin gewinnt Wahl in Taiwan

16. Januar 2016

Nach acht Jahren der Annäherung an China erlebt Taiwan eine Wende. Die Kandidatin der oppositionellen Fortschrittspartei, Tsai Ing-wen, hat sich in der Präsidentenwahl mit deutlichem Vorsprung durchgesetzt.

https://p.dw.com/p/1HeaV
Tsai Ing-wen
Die Frau der Stunde: Tsai Ing-wenBild: picture alliance/AP Images/M. Tamura

Die 59-jährige Juraprofessorin Tsai Ing-wen von der oppositionellen Fortschrittspartei (DPP) liegt nach vorläufigen Ergebnissen bei der Präsidentenwahl mit rund 60 Prozent der Stimmen uneinholbar in Führung. Sie wird damit die erste Präsidentin der demokratischen Inselrepublik werden. Ihr Herausforderer Eric Chu von der bisher regierenden Kuomintang gestand seine Niederlage ein, deren Politik als China-freundlich kritisiert worden war. Abgeschlagen lag auch der dritte Kandidat James Soong von der kleinen Volkspartei (PFP).

Die asiatische Inselrepublik dürfte damit einen Machtwechsel erleben, der die Spannungen mit der Führung in Peking verschärfen könnte. Die Kommunisten betrachten Taiwan weiterhin nur als abtrünnige Provinz und drohen mit einer gewaltsamen Rückeroberung.

Tsai Ing-wen versprach unmittelbar nach ihrem Wahlsieg, eine "berechenbare Beziehung" zu Festlandchina und ein stabiles Umfeld pflegen zu wollen. "Aber beide Seiten tragen Verantwortung für das Verhältnis." Provokationen müssten vermieden und der "internationale Raum" Taiwans geachtet werden, sagte die neue Präsidentin mit Blick auf Chinas Bemühungen, Taiwan in der Welt diplomatisch zu isolieren.

Taiwan hat gewählt
Präsidentschafts- und Parlamentswahl zugleichBild: Getty Images/A. Pon

Abtrünnig - oder Republik?

Taiwans amtierender Präsident Ma Ying-jeou durfte nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten. Er hatte den Inselstaat immer näher an China herangeführt. Erst im November traf er sich mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping - ein Ereignis, das als historisch galt. Die Annäherung an Peking führte zwar zu einem Boom bei Handel und Tourismus. Viele Taiwaner fürchten aber den Verlust der Unabhängigkeit ihrer demokratischen "Republik China", wie sich Taiwan offiziell nennt.

Auch im Parlament verlor die chinafreundliche Kuomintang erstmals ihre Mehrheit an die Fortschrittspartei. Die Wahlbeteiligung, die vor vier Jahren 74 Prozent erreicht hatte, dürfte stark vom Wetter abhängig gewesen sein.

Wahlberechtigt waren 18,7 Millionen Taiwaner. Unter ihnen sind 1,29 Millionen junge Erstwähler, die eine wichtige Rolle spielen.

ml/kle (dpa,rtr, ape, apfe)