Opposition weiter unnachgiebig
11. April 2010
Bei den blutigen Ausschreitungen vom Samstag wurden mindestens 20 Menschen in der thailändischen Hauptstadt Bangkok getötet, mehr als 820 verletzt, wie das Erawan Medical Centre in Bangkok am Sonntag (11.04.2010) mitteilte. Bislang war von acht Toten die Rede gewesen. Unter den Opfern ist auch ein Kameramann der Nachrichtenagentur Reuters.
Am Samstag hatten Tausende Demonstranten Polizisten und Soldaten mit Wurfgeschossen und Molotow-Cocktails angegriffen. Andere drängten auf das Gelände des Regierungssitzes. Die Sicherheitskräfte feuerten Gummigeschosse und Rauchbomben auf die Regierungsgegner und setzten Wasserwerfer und Tränengas ein, um die Demonstranten zurückzudrängen. In der Innenstadt riegelten Polizisten die Zufahrtsstraßen zu dem Geschäftsviertel ab, das die nach ihrer Protest-Farbe benannten "Rothemden" seit einer Woche besetzt halten. Von dem Armeestützpunkt aus rückten mindestens 20 Panzerwagen und Tausende Soldaten auf die Phan-Fa-Brücke vor, wo die Demonstranten seit vier Wochen kampieren.
Die Lage in der 15-Millionen-Stadt blieb am Sonntag weitgehend ruhig. Schon Samstagabend hatten sich sowohl die Sicherheitskräfte als auch die Demonstranten zurückgezogen.
Oppositionelle nicht zu Gesprächen bereit
Die thailändische Opposition hat nach den Unruhen in Bangkok Gespräche mit der Regierung ausgeschlossen. "Wir verhandeln nicht mit Mördern", sagte ein Anführer der so genannten Rothemden am Sonntag. Die Opposition besteht darauf, dass Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva das Parlament auflöst und das Land verlässt.
Nach Angaben von Oppositionspolitiker Nattawut Saikua werden die Proteste in der kommenden Woche so lange fortgesetzt, bis das Parlament aufgelöst ist. Die Rothemden, überwiegend Anhänger des 2006 gestürzten Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra, verlangen den sofortigen Rücktritt der Regierung. Sie sehen in Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva eine Marionette der einflussreichen Eliten.
Regierung will Ordnung wieder herstellen
Die Regierung versprach indes die Wiederherstellung der Ordnung. "Wir sind entschlossen, die Situation so schnell wie möglich zu normalisieren", sagte Regierungssprecher Panitan Wattanayakorn. Wie die Sicherheitskräfte nach den blutigen Zusammenstößen von Samstag vorgehen wollen, blieb allerdings offen. Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva hatte am Freitagabend in einer Fernsehansprache erklärt, er werde das Parlament nicht auflösen und sich auch nicht dem Druck der Straße beugen. Bereits am Freitag waren Polizei und Militär gegen Tausende Regierungsgegner vorgegangen und hatten einen zuvor von der Opposition besetzten Fernsehsender wieder in ihre Kontrolle gebracht.
Neuwahlen verlangt
Die seit vier Wochen andauernden Proteste werden von dem Bündnis "Vereinigte Front für Demokratie und gegen Diktatur" (UDD) organisiert. Die Demonstranten verlangen Neuwahlen. Gegen 17 der Anführer stellten Gerichte am Freitag Haftbefehle aus. Der Milliardär und flüchtige Ex-Premier Thaksin Shinawatra steht finanziell hinter der UDD und feuert die Demonstranten aus dem Exil über Videobotschaften ständig an.
Autorin: Annamaria Sigrist (rtr, afp, dpa)
Redaktion: Susanne Eickenfonder