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Operation Weihnachtsmann

25. Dezember 2001

Wieviel Gewicht kann sein fliegender Schlitten aushalten? Und: Wo verteilt Santa gerade seine Geschenke? Diese und andere Geheimnisse lüftet auch in diesem Jahr das Luftabwehrkommando NORAD.

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Immer im Visier der Militärs: WeihnachtsmännerBild: AP

Rote Mütze, Rauschebart: Das ist, so weiß jedes Kind, der Weihnachtsmann. Dass der Weihnachtsmann jedoch genau 1,70 Meter groß ist, wissen nur Eingeweihte. Auch die Kenntnis darüber, dass sein fliegender Schlitten eine maximale Geschenke-Zuladung von 60.000 Tonnen nicht überschreiten darf, wenn man die 118 Kilogramm des recht beleibten Chauffeurs mit einberechnet, ist nicht jedem bekannt. Aus diesem Grund hat das streng geheime US-Luftabwehrkommando NORAD diese Kenntnisse zusammengetragen und teilt sein Wissen nun mit großen und kleinen Kindern in aller Welt.

Eigentlich spürt das tief in den Rocky Mountains bei Colorado Springs im Bundesstaat Colorado verborgene Kommando feindliche Flugobjekte auf. Doch in der Vorweihnachtszeit lauert die binationale Sicherheitstruppe der USA und Kanadas dem fliegenden Rentier-Gespann auf. Für diese Mission sind sie mit feinsten Radar- und Satellitenantennen gerüstet.

Weltweites Interesse für Santas "Christmas-Tour"

Alle Jahre wieder enthüllt das Militär die neuesten Ergebnisse seiner Nachforschungen im Internet, über Rundfunk und Fernsehen. Allein 100 Millionen große und kleine Kinder, schätzt Pressesprecher Mike Snyder, werden an diesem Heiligen Abend auf der preisgekrönten Webseite nachschauen, in welchem Winkel der Welt "Santa Claus & Co." gerade Präsente verteilen.

So wie Meteorologen den Fernsehzuschauern auf ihren TV- Wetterkarten die Bahnen von Sturmtiefs zeigen, so ähnlich verbildlicht NORAD in bunten Computeranimationen die Flugroute des Weihnachtsmannes durch alle Zeitzonen der Erde: Am 24. Dezember startet die "Christmas-Tour" am Nordpol. Ein kleines Schlitten-Symbol markiert den jeweiligen Standort auf einem dreidimensionalen Globus.

Observation des Weihnachtsmanns nur mit Erlaubnis

Rudolph the Red Nosed Reindeer Renntier
Rudolph, das RentierBild: AP

Alle 15 Minuten sehen Computer-Benutzer dann einen neuen interaktiven "Live"-Zeichentrickfilm
auf ihrem Bildschirm. Zum Beispiel können sie erkennen, dass der Weihnachtsmann eine Ehrenrunde um das berühmte Opernhaus in Sydney dreht, im Schwindel erregenden Sturzflug an den ägyptischen Pyramiden vorbeisaust oder sich in kreiselnden Bahnen bis zur Spitze des Washington Monuments empor schraubt, bis Rentier Rudolphs rote Nase vor Begeisterung glüht. So war es jedenfalls im vergangenen Jahr, erklärt Major Snyder mit einem Augenzwinkern: "Was in diesem Jahr passiert, können wir natürlich nicht wissen."

NORAD habe ein partnerschaftliches Verhältnis zum Weihnachtsmann, betont der Offizier. Ohne dessen stillschweigende Genehmigung sei eine Beschattung selbst mit modernster Technik ganz unmöglich. Denn der altehrwürdige Herr habe so manches Ass im Ärmel. Anders könnte er wohl auch nicht alle Kinder in nur einer Nacht beschenken.

Ein kleines Versehen mit großer Wirkung

Begonnen hatte die "Operation Weihnachtsmann" der Luftabwehr 1955 durch ein Versehen. Eine Lokalzeitung druckte damals statt der Nummer einer "Santa Claus Hotline" versehentlich die geheime Durchwahl zur Kampfeinsatz-Leitung von NORADs Vorgängerorganisation CONAD. Morgens um sieben Uhr klingelte in der Bunker-Zentrale das rote Telefon und ein kleiner Junge diktierte einem verblüfften Oberst Harry Shoup seine Wunschliste. "Du bist ja gar nicht der Weihnachtsmann", bemerkte das Kind bald mit tränenerstickter Stimme. Da habe er endlich geschaltet, erinnert sich der 84-jährige Shoup heute lachend, dass es sich nicht um einen Kollegenscherz handelte und schnell ein "Ho Ho Ho" in den Hörer gebrummt.

Für den Rest des Tages kommandierte Shoup in Absprache mit dem amüsierten Generalstab dann einen Kollegen zum "Father Christmas"-Telefondienst ab. Seit 1957 bezieht das Sondereinsatz-Kommando nun freiwillig den weihnachtlichen Beobachtungsposten – zur Werbung in eigener Sache und zum Vergnügen aller Beteiligten.(pf)