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Opel bleibt in Eisenach

25. November 2009

In der Hängepartei um die Zukunft des Autoherstellers Opel legt der US-Mutterkonzern General Motors jetzt die Karten auf den Tisch: Bis zu 9.500 Stellen in Europa sollen wegfallen. Aber alle deutschen Werke bleiben.

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Opelwerk in Rüsselsheim (Foto: dpa)
Die Zukunft des Opelwerks in Rüsselsheim gilt als gesichertBild: picture-alliance/ dpa

Aufatmen im Opel-Werk Eisenach: Der Standort bleibt erhalten, teilte GM-Europachef Nick Reilly am Mittwoch (25.11.2009) in Rüsselsheim nach einem Gespräch mit der thüringischen Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht mit. Allerdings will General Motors die Produktionskapazität um 20 Prozent verringern und deshalb bei Opel europaweit 9000 bis 9500 Stellen abbauen. Insgesamt beschäftigt GM in den europäischen Werken von Opel und bei Vauxhall in Großbritannien rund 50.000 Mitarbeiter. In den vier deutschen Opel-Werken in Rüsselsheim, Bochum, Kaiserslautern und Eisenach arbeiten rund 25.000 Menschen.

Standortgarantie für Rüsselsheim

Gewerkschaftsplakat vor dem Vauxhall-Werk im englischen Luton (Foto: AP)
Auch im Vauxhall-Werk im englischen Luton kämpfen die Arbeiter um ihre Jobs.Bild: AP

Auch in Deutschland werden Stellen abgebaut. Geplant ist, 2400 Arbeitsplätze in Rüsselsheim, 2300 in Bochum und jeweils 300 in den Werken Eisenach und Kaiserslautern zu streichen. Das Werk Rüsselsheim südwestlich von Frankfurt am Main ist mit rund 15.600 Beschäftigten ist das Herz von Opel. Erst kürzlich hatte GM angekündigt, seine Europa-Zentrale von Zürich nach Rüsselsheim zu verlegen. Dort ist zudem das Internationale Entwicklungszentrum des GM-Konzerns angesiedelt.

Nach Reillys Worten wird die Restrukturierung von Opel rund 3,3 Milliarden Euro kosten. Dabei hofft GM nach früheren Angaben auf staatliche Finanzhilfen. Ministerpräsident Koch bekräftigte, in dieser Frage werde es keine Sonderbehandlung für Opel geben. Ein Antrag von GM werde geprüft, wie der eines jeden Unternehmens.

Bochum und Kaiserslautern bleiben

Ministerpräsident Rüttgers vor dem Opel-Werk in Bochum (Foto: AP)
Ministerpräsident Rüttgers vor dem Opel-Werk in Bochum (Bild: Archiv)Bild: AP

Am Dienstag hatte Reilly Garantien auch für die Werke in Bochum und Kaiserslautern abgegeben. Bochum werde auch künftig ein "wichtiger Standort" für Opel bleiben, sagte Reilly nach einem Treffen mit Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers. Der CDU-Politiker begrüßte die Entscheidung von GM. Wichtig sei nun, dass der absehbare Arbeitsplatzabbau sozialverträglich und ohne betriebsbedingte Kündigungen erfolge. Finanzielle Hilfen für General Motors schloss Rüttgers nicht aus. Derzeit beschäftigt GM in Bochum rund 5000 Menschen.

Das Opel-Werk in Kaiserslautern wird nach den Worten Reillys weiterhin eine wichtige Rolle im Produktionsverbund spielen. "Ich zähle auf Kaiserslautern" sagte er am Dienstag nach einem Treffen mit dem rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck (SPD). Für das Werk gebe es einen bereits mit den Beschäftigten diskutierten Zukunftsplan. Dazu gehöre auch ein freiwilliges Programm zur Reduzierung von Arbeitsplätzen. In Kaiserslautern fertigen rund 3.500 Mitarbeiter vor allem größere Benzin- und Dieselmotoren.

Bangen um Eisenach

Ein Arbeiter montiert im Opelwerk in Eisenach einen Opel Corsa (Foto: AP)
Arbeiter im Opelwerk in Eisenach (Bild: Archiv)Bild: AP

Im thüringischen Eisenach produzieren rund 1800 Beschäftigte das Modell Corsa. Nach einem Bericht der "Sächsischen Zeitung" hat das Werk 2008 einen Verlust von 569 Millionen Euro gemacht, nach einem Minus von 41 Millionen Euro im Jahr 2007.

Das Institut für Wirtschaftsforschung Halle hat berechnet, dass bei einer Schließung des Opel-Werks in Eisenach Steuerausfälle von rund 382 Millionen Euro drohen und bundesweit bis zu 22.000 Arbeitsplätze gefährdet sein könnten. Die 1992 eröffnete Fabrik gehört zu den größten industriellen Arbeitgebern in Thüringen.

Saab in Schweden vor dem Ende

Ein Luxus-Sportwagen von Koenigsegg (Foto: dpa)
Ein Luxus-Sportwagen von Koenigsegg (Bild: Archiv)Bild: picture alliance / dpa

Der defizitären schwedischen GM-Tochter Saab droht das endgültige Aus, nachdem der schon sicher geglaubte Verkauf an den kleinen Sportwagenhersteller Koenigsegg geplatzt ist. Eine Insolvenz sei nun die wahrscheinlichste Lösung, hieß es in Korrespondentenberichten aus Stockholm. Andere Kaufinteressenten gebe es nicht.

Der nicht zum europäischen Opel-Verbund von GM gehörende Autobauer beschäftigt 3400 Menschen. Koenigsegg hatte am Dienstag sein Kaufangebot zurückgezogen. Man sei zu dem "schmerzlichen und schwierigen Schluss" gekommen, dass das Übernahmevorhaben nicht zu stemmen sei. Koenigsegg ist ein winziges Unternehmen. 2008 baute es mit 45 Mitarbeitern gerade einmal 18 Extrem-Sportwagen. Sie können bis 400 Kilometer in der Stunde fahren und kosten mehr als eine Million Euro. Koenigsegg wollte die Übernahme von Saab im Wesentlichen mit staatlichen Krediten finanzieren.

Autor: Michael Wehling (dpa, aprtr, afp)

Redaktion: Dirk Eckert

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